«Theologie vom Feinsten»

Zentrale Inhalte neu interpretiert

Wer meinte, über den Tod und die Auferstehung von Jesus so ziemlich alles zu wissen, wurde am Wochenende an einer Studientagung mit dem Theologen N.T. Wright eines Besseren belehrt.

Zoom
Studientagung auf St. Chrischona bei Basel
Er liebt es, verbreitete Lieblingsgedanken zu hinterfragen und mit seinem stupenden Wissen verengte Denkmuster aufzusprengen: Der «weltweit führende Neutestamentler» (Newsweek) Nicholas Thomas Wright referierte vom 25. – 27. Januar am jährlichen Studientag der AfbeT auf St. Chrischona bei Basel. In der gemeinsamen Studientagung der Arbeitsgemeinschaft für biblisch-erneuerte Theologie, die am Samstag ihren Studientag mit N.T. Wright durchführte, des Theologischen Seminars St. Chrischona (TSC) und der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (STH) standen die Auferstehung und das Sterben Jesu Christi als zentrale Inhalte des christlichen Glaubens zur Diskussion. Über 400 Teilnehmer genossen «Theologie vom Feinsten», so ein Student.

Auferstehung ist Leben nach dem Leben nach dem Tod

Ist Jesus wirklich von den Toten auferstanden? Glaubten die Menschen der Antike daran, weil sie es nicht besser wussten? N. T. Wright machte klar, dass Auferstehung nicht die sofortige Reise in den Himmel bedeute. «Auferstehung ist Leben nach dem Leben nach dem Tod», so der Referent. Auch Jesus sei zunächst tot gewesen und habe dann einen neuen Körper, eine neue Erscheinung erhalten. Gott werde uns also nach einer Periode des Todes einen neuen Leib geben. «Dann sind wir körperlich wieder lebendig, leben also neu im Leben nach dem Tod.»

Eines seiner Argumente sind die Frauen, die das leere Grab zuerst sehen. Im 1. Jahrhundert hätte keiner eine solche Geschichte erfunden, da Frauen damals als Zeugen unglaubwürdig waren. Auch die Erscheinungen Jesu nach der Auferstehung sprach er an. Daran machte er klar, dass Auferstehung nicht die sofortige Reise in den Himmel bedeute. «Auferstehung ist Leben nach dem Leben nach dem Tod», erklärte N. T. Wright. Auch Jesus sei zunächst tot gewesen und habe dann einen neuen Körper, eine neue Erscheinung erhalten.

Das Entscheidende an der Auferstehung sei aber nicht, dass ein Körper wieder lebendig geworden ist. «Im Neuen Testament ist die Auferstehung der Beginn der neuen Schöpfung, woran Christen eingeladen sind, mitzuwirken». In all seinen Referaten wandte sich N.T. Wright gegen eine individualistische Verengung der zentralen Inhalte des christlichen Glaubens.

Das Kreuz nicht klein machen

Zoom
N.T. Wright an der Studientagung auf St. Chrischona
Am Montag ging es um den «gekreuzigten Messias». In zwei Referaten führte N.T. Wright die Zuhörer in ein viel breiteres und tieferes Verständnis vom Kreuz Jesu Christi, als es gemeinhin angenommen wird. Das Kreuz dürfe nicht auf individuelle und persönliche Sündenvergebung reduziert werden, obwohl das ein wichtiger Aspekt des Sterbens Jesu ist. N.T. Wright: «Das Kreuz ist Klimax und Fokus der Geschichte, und wenn wir es auf bestimmte Aspekte oder Theorien reduzieren, verkleinern wir das Kreuz.» Es brauche die persönliche und die kosmische Dimension, um die volle Tragweite des Sterbens Jesu zu erfassen.

Ausgehend von der Enttäuschung der Jünger, die nach dem Sterben Jesu ihre Messias-Hoffnungen enttäuscht sahen, erklärte N.T. Wright, warum das Kreuz nicht ein unverständliches Anhängsel, sondern unverzichtbarer «Startschuss» des Reiches Gottes sei, das Jesus in Bewegung setzte. Mit dem Zitat aus dem Galaterbrief Kapitel 1,4 fasste Wright zusammen: «Jesus gab sich für unsere Sünden, um uns aus dem gegenwärtigen bösen Zeitalter zu befreien.» Am Kreuz habe Gott die entscheidende Schlacht gegen die dunklen Mächte dieser Welt geschlagen – aber «nicht mit Macht, sondern mit Liebe». 

Daraus schloss Wright: «Wenn die persönliche Ergriffenheit von der Liebe Gottes nicht zentral ist, bleibt das Kreuz nur eine schöne (oder für einige eine nicht so schöne) Idee.»

Webseite:
Arbeitsgemeinschaft für biblisch erneuerte Theologie AfbeT

Zum Thema:
N.T. Wright: Ein britisches Schwergewicht auch auf Deutsch
Theologieprofessor N. T. Wright: Die Bedeutung des Evangeliums wieder entdecken

Datum: 28.01.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Chrischona

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Heilsarmee Zürich
Ukrainische Geflüchtete feiern Weihnachten dieses Jahr mit sehr gemischten Gefühlen. Traditionsgemäss jeweils am 6. und 7. Januar. Die Heilsarmee...
Agentur C
In einer gross aufgelegten Aktion wurden am vergangenen Mittwoch, 21. Dezember in neun Zeitungen der Schweiz Anzeigen geschaltet – um die Leser auf...
Nik Gugger
Der Titel ist Programm seines Buches. Der EVP-Nationalrat Nik Gugger hat ein biografisches Buch über seinen aussergewöhnlichen Weg vom indischen...
Über 1'000 Teilnehmende
Das Schicksal der Glaubensverfolgten darf uns nicht gleichgültig sein. Das bezeugten am 14. Dezember mehr als 1.000 Teilnehmende an der CSI-Mahnwache...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...