Wachstum bei Exit

Hoffnung schenken ist die bessere Antwort

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Die Sterbehilfeorganisation Exit berichtet in den letzten Tagen von steigenden Mitgliederzahlen. Ein Erfolg für die Selbstbestimmung des Menschen über sein eigenes Leben ist dies jedoch nicht. Dies schreibt die Schweizerische Evangelische Allianz SEA in einer Stellungnahme. Exit biete den Menschen höchstens einen Ausweg an, aber keine Hoffnung.

Die Schweizerische Evangelische Allianz beurteilt das zunehmende Interesse an der Beihilfe zum Suizid kritisch. Wenn den Angeboten von Exit weiter die Tore geöffnet würden, werde wohl bald auch die aktive Sterbehilfe zugelassen, wie dies in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg bereits der Fall ist, warnt die SEA. Sterbehilfe-Organisationen würden auf einen grundsätzlichen Wertewandel hinarbeiten. Livenet publiziert die Stellungnahme der SEA hier im genauen Wortlaut:

Druck auf Alte und Schwache

Wer beruflich oder privat mit älteren und geschwächten Menschen zu tun hat, weiss, wie sich diese immer mehr mit dem Angebot von Sterbehilfe-Organisationen auseinandersetzen müssen, und wie dieser Druck ihnen Sorge macht. Da hat doch Frieda vom gleichen Stockwerk, die ja noch «viel besser 'zwäg' war» sich mit Exit angeblich sanft vom Leben verabschiedet. Warum sollte denn Franz mit seiner schweren fortschreitenden Knochenerkrankung und beginnender Demenz nicht auch das tun sollen, vielleicht sogar tun müssen? Auch für das Pflegepersonal, das Tag für Tag mit «hoffnungslos» kranken Menschen zu tun hat, wird die Aufgabe schwieriger: Warum sollte man noch viel Pflegezeit in Frau H. investieren, die doch schon so lange sagt, dass sie sterben möchte?

Bald aktive Sterbehilfe?

Bei der Tätigkeit von Sterbehilfe-Organisationen geht es nicht «nur» um Suizidhilfe, wie immer wieder betont wird. Bei todkranken Menschen ist es in der Realität so, dass es manchen von ihnen gar nicht mehr selber möglich ist, das tödliche Gift zu nehmen. Daher werden Sterbehelfer immer wieder an die Grenze des gesetzlich Zulässigen gehen müssen. Werden der Beihilfe zum Suizid durch Exit die Tore weiter geöffnet, wird wohl bald auch die aktive Sterbehilfe zugelassen, wie dies in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg bereits der Fall ist. Sterbehilfe-Organisationen drängen auf einen grundlegenden Wechsel der Werte: Menschen sollen «selbstbestimmt» sterben können, weil sie keine Lebenslust mehr verspüren oder einem längeren Leiden aus dem Weg gehen wollen. Faktisch könnte das dann auch ein Teenager in einer Lebenskrise sein.

Ermutigung und Liebe am Sterbebett

Christen plädieren dafür, dass nicht die angebliche Selbstbestimmung, sondern die Hoffnung und die liebevolle Zuneigung das Wichtigste sind, was sterbende Menschen brauchen. Auch vollständig pflegebedürftige und abhängige Menschen werden die von Gott geschenkte Würde nie verlieren. Jesus Christus hat eine Kultur des Lebens gelebt, indem er kranke und gebrochene Menschen ermutigte. Nach seinem Vorbild sind wir dazu aufgerufen, die Begleitung und Pflege von Angehörigen und uns anvertrauten schwerkranken Menschen kompetent und fürsorglich zu gestalten.

EVP kritisiert Hugo Stamm

Die Schweizerische Evangelische Volkspartei (EVP) zeigt sich derweil schockiert über einen Eintrag von Sektenexperte und Religionskritiker Hugo Stamm im Sektenblog des Tagesanzeigers. Stamm schliesst seinen Artikel mit den Worten: «Es ist wohl würdiger, im Beisein von Angehörigen den Giftbecher zu trinken, statt sich eine Kugel in den Kopf zu schiessen und möglicherweise als Krüppel weiterzuleben.» Menschen als Krüppel zu bezeichnen, sei diskriminierend, abwertend und schier unerträglich, so Fraktionssprecher Markus Schaaf der EVP Zürich. «Noch schlimmer ist jedoch seine Feststellung, dass Menschen mit Behinderung kein Leben in Würde führen würden. Eigentlich waren wir bisher der Meinung, dass solche Sätze in Europa heute nicht mehr möglich sind.» Schaaf, der seit 18 Jahren in einem Pflegeheim arbeitet gibt zu bedenken: «Viele Menschen haben Angst vor dem Sterben, sie haben Angst vor Schmerzen und wissen nicht, wie sie sich in solch einer Situation verhalten werden. Ich habe Angst vor Menschen, die darüber urteilen, welche Art von Leben und welche Art von Sterben unwürdig ist.» Ob man einen Menschen als würdig oder unwürdig behandle, beginne in der Art und Weise, wie man über ihn denke, über ihn spreche und über ihn schreibe.

Zum Thema:
Dossier: Sterbehilfe
Sterbehilfeorganisation: 95,7 Prozent der ab 55-Jährigen sind nicht Mitglied
Basler Podium: Mut zum Leben statt Angst vor dem Sterben fördern
Politlunch zur Palliative Care: Leben vor dem Sterben – es gibt noch viel zu tun
Alternative zur Suizidhilfe: Spiritual Care an der Uni Zürich rückt näher

Datum: 17.03.2015
Autor: Florian Wüthrich / Thomas Hanimann
Quelle: Livenet / SEA / idea Schweiz

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