Christsein im Parlament

Gemeinsam im Bundeshaus

Zoom
Kreuz auf der Kuppel vom Bundeshaus (Bild: Roland Streit)
Die Politik ist permanent gefordert. Immer öfter geht das Volk auf die Strasse, um seinen Unmut über gewisse Entwicklungen kundzutun. Auch Christen in der Politik sind gefordert, zumal christliche Werte zunehmend wegbröckeln. In der Gruppe «Christ und Politik» treffen sich engagierte ParlamentarierInnen.

Die beiden Bereiche Christsein und Politik vereint zum Beispiel Philipp Hadorn als Nationalrat mit diversen Mandaten in seiner Person. So ist er beispielsweise Präsident des «Blauen Kreuzes» oder der «IG pro VEBO» (Eingliederung von Menschen mit Beeinträchtigung) und Zentralsekretär der Gewerkschaft SEV (Verkehrspersonal). Livenet traf den engagierten Christen im Bundeshaus.

Zoom
Philipp Hadorn
Livenet: Was steht hinter «parlamentarische Gruppe Christ und Politik»?
Philipp Hadorn:
«PG C&P» ist mehr als ein Label! Abkürzungen haben ihre Tücken. «PG» steht für «parlamentarische Gruppe». Das Wörterbuch des eidgenössischen Parlamentes hält fest: «Ratsmitglieder, die sich für einen bestimmten Sachbereich interessieren, können sich zu parlamentarischen Gruppen zusammenschliessen. Gruppen müssen allen Ratsmitgliedern offen stehen. Die Parlamentsdienste führen ein öffentliches Register dieser Gruppen. Die parlamentarischen Gruppen sind keine Organe der Bundesversammlung und nicht zu verwechseln mit den Fraktionen der Bundesversammlung.»

Im Moment sind 156 PGs im öffentlich einsehbaren Register eingetragen. Die Themen reichen von A wie Altersfragen oder Arbeit, über B wie Behindertenfragen, Bergbevölkerung oder Berufsbildung bis Z wie Zivildienst. «C&P» vom Label «PG C&P» steht für «Christ & Politik». In der Parlamentarischen Gruppe «Christ & Politik» treffen sich also Mitglieder vom National- oder Ständerat, die sich für «Christ & Politik» interessieren.

Was macht die Gruppe «Christ und Politik» und was bewirken Sie?
Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist die Durchführung von mindestens einer Veranstaltung pro Jahr zu einem aktuellen Thema. Dieses Jahr gab es bereits eine Spezial-Vorführung des «Zwingli-Films» in Kooperation mit C-Films sowie ein Podium zu «Menschenrechte und Burkaverbot», eine Diskussion mit kirchlichen VertreterInnen über die Relevanz von christlichen Werten im multireligiösen Umfeld. 2017 wollten wir von den Parteipräsidenten der CVP und der SP wissen, wie sie es mit dem Glauben haben. Ruedi Josuran moderierte das Gespräch mit dem Titel: «Die Gretchenfrage: Christlicher Glaube im politischen Alltag» – Bewährtes pflegen, Glauben bezeugen, Tradition erneuern, Räume öffnen».

Die «PG C&P» führt also Mitglieder des Parlamentes zusammen, die sich für «Christ und Politik» interessieren. Wir führen Veranstaltungen mit Referentinnen und Referenten durch, die uns zu einem aktuellen Thema etwas zu sagen haben und diskutieren miteinander.

Zoom
Philipp Hadorn mit Verantwortlichen der «VEBO»
Was ist das Ziel dieser parlamentarischen Gruppe?
Ziel ist der Austausch, auch die Bildung eines Netzwerkes von Parlamentsmitgliedern, für die der Glaube an Jesus Christus «mehr als ein Label» ist. Es entsteht ein Austausch zu Sichtweisen und Vertrauen – gegenüber politisch Gleich- und Andersdenkenden. Die «PG» steht allen Parlamentsmitgliedern offen.

Unschwer zu erkennen ist, dass Mitglieder des eidgenössischen Parlamentes durch Jahre politischer Arbeit «gestählt» sind, eigene Positionen erarbeitet haben, natürlich auch Teil einer Partei, eines sozialen Umfeldes und eines persönlichen Milieus sind. Unsere Profile bringen wir mit, sehen unsere Schnittmenge im Glauben und gelegentlich gelingt es, ein Sachthema so anzugehen mit der Frage: «Gäbe es da eine christliche Position» oder nach dem Vorbild der christlichen Jugend: What would Jesus do (WWJD)?

Wo wünschen Sie sich mehr Engagement der Christen?
Persönlich wünsche ich mir, dass Christinnen und Christen

  • ihre «persönliche Berufung» finden und ihr nachleben
  • den Mut haben, eine Meinung zu erarbeiten und zu vertreten
  • Haltungen an der Botschaft von Christus prüfen, gelegentlich auch revidieren und
  • dabei als glaubwürdige «Stakeholder» für Frieden, Gerechtigkeit und Wahrung der Schöpfung wahrgenommen werden.

Im Herbst ist ja wieder grosse Wahlrunde, noch ein Gedanke dazu?
Wer sich im nationalen Parlament ab Herbst 2019 für vier Jahre engagiert, darüber können alle Stimmberechtigten in der Schweiz entscheiden. Es ist Wahljahr – eine Gelegenheit mit aktivem und/oder passivem Stimmrecht die eigene Berufung zu leben; das ist «C&P», auch ohne «PG».

Herzlichen Dank für das informative Interview!

Zum Thema:
Kirche und Politik: «Die Kirche tickt nicht einfach links!»
Christen in der Politik: Für die Freiheit politisieren
Mit neuem Ansatz: Ein Online-Kurs kombiniert Bibel und Politik

Datum: 24.06.2019
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Heilsarmee Zürich
Ukrainische Geflüchtete feiern Weihnachten dieses Jahr mit sehr gemischten Gefühlen. Traditionsgemäss jeweils am 6. und 7. Januar. Die Heilsarmee...
Agentur C
In einer gross aufgelegten Aktion wurden am vergangenen Mittwoch, 21. Dezember in neun Zeitungen der Schweiz Anzeigen geschaltet – um die Leser auf...
Nik Gugger
Der Titel ist Programm seines Buches. Der EVP-Nationalrat Nik Gugger hat ein biografisches Buch über seinen aussergewöhnlichen Weg vom indischen...
Über 1'000 Teilnehmende
Das Schicksal der Glaubensverfolgten darf uns nicht gleichgültig sein. Das bezeugten am 14. Dezember mehr als 1.000 Teilnehmende an der CSI-Mahnwache...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...