Nationalrätin Marianne Streiff

«Evangelisch» ist die DNA der EVP

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Marianne Streiff (Bild: EVP Schweiz)
Nach sieben engagierten Jahren übergibt Marianne Streiff das Präsidium der EVP an Lilian Studer. Im Livenet-Talk spricht sie über die vergangenen Jahre, das «E» in EVP, unerklärliche Unterschiede zur EDU und die Ehe für alle.

Marianne Streiff freut sich, das Präsidium der EVP an Lilian Studer zu übergeben und daraufhin etwas weniger Verantwortung zu tragen. Trotzdem sagt sie: «Wenn man mit Herzblut etwas aufbaut, ist das Loslassen ein grosser Schritt.»

Grosses Engagement für die EVP – ein Rückblick

Gerne blickt Marianne Streiff auf die letzten sieben Jahren zurück. Einiges konnte bewirkt werden. Das Erscheinungsbild der EVP wurde geändert und die Strukturen erneuert, die Geschäftsstelle wurde professionalisiert und die inhaltlichen Schwerpunktthemen gesetzt.

Als besonderes Highlight erwähnt sie das 100-Jahr-Jubiläum. «Für eine kleine Partei ist es nicht selbstverständlich, ihren 100. Geburtstag zu feiern», sagt sie dankbar. Gefeiert wurde mit mehr als 600 Leuten. «Es war schön zu spüren, gemeinsam unterwegs zu sein und dieselben Werte und Ziele für unser Land zu teilen. Ich werde den Tag nie vergessen.»

Die politische Stellung der Frau

Seit Anfang der 1990er Jahre hat Marianne Streiff politische Ämter inne. So kann sie auf die Entwicklung der Stellung von Frauen in der Politik zurückblicken. Anders als andere glaubte sie schon vor 30 Jahren, dass Frauen einen Platz in der Politik und eine Verantwortung fürs Land haben. «Beim Blick in die Geschichtsbücher sehen wir die Geschichte der Schweiz, welche von Männern über Männer geschrieben wurde.» Sie setzt sich nun dafür ein, dass die Rolle der Frauen verstärkt beleuchtet wird.

Zum Thema, dass das Rentenalter für Frauen in der Schweiz künftig auf 65 Jahre erhöht wird, sagt Streiff: «Wenn ich an die Zukunft denke und die nächste Generation, die jetzt zahlt, dann finde ich, dass wir es ihr schuldig sind, endlich eine Lösung zu haben. Und da müssen alle Kompromisse eingehen.»

Weiterhin Nationalrätin der EVP

Ihre Aufgabe als Nationalrätin nimmt Marianne Streiff weiterhin mit Freude wahr. «Natürlich gibt es frustrierte Momente, doch die gibt es unabhängig davon, ob man neu dabei ist oder schon länger.»

Darauf angesprochen, dass für manche das Wort «Evangelisch» im Parteiname ein Hindernis sein könnte, sagt sie: «Ich bin froh, dass wir das 'E' im Parteinamen haben. Das Evangelisch ist unsere DNA und wir haben ein klares Bekenntnis dazu.» Niemals würde sie den Namen ändern wollen, um Wähler zu gewinnen.

Auch Christen haben ihre Ecken und Kanten

«Soweit ich es beurteilen kann, sind in der EVP alles überzeugte Christen», sagt Streiff, fügt dann aber an, dass es auch unter solchen «menschelt». «Auch ich habe keinen Heiligenschein», schliesst sie sich selbst ein, ist aber trotzdem überzeugt, dass das gegenseitige Tragen und das Teilen von Gebetsanliegen in der EVP speziell ist.

Auf die Frage, weshalb die EVP oft zu gegensätzlichen politischen Standpunkten als die EDU kommt, ist Marianne Streiff ratlos. «Wir beide beten über einer Sache und kommen am Ende auf gegenteilige Schlüsse.» In der letzten Abstimmung hat sich das einmal mehr gezeigt. Während die EVP alle fünf nationalen Vorlagen annahm, stand die EDU durchgehend auf Nein. «Vielleicht geht es auch einfach darum, wie wir Christen miteinander unterwegs sind – gerade trotz abweichenden Blickwinkeln.» Ein respektvoller Umgang ist heute längst nicht mehr selbstverständlich.

Ehe für alle

«Zum Thema Ehe für alle haben wir auch innerhalb der Partei Meinungsverschiedenheiten.» Es gehe um eine Frage, bei der schwer gesagt werden kann, wie Gott denkt. «Ich selbst sage, dass es mich nichts angeht, wenn zwei Menschen verbindlich zusammen leben wollen. Es sind ja erwachsene Menschen. Wenn aber Kinder ins Spiel kommen, wird es schwieriger.» Marianne Streiff wünscht sich, dass auch hier zugehört und respektvoll miteinander umgegangen wird. In solchen Fragen sei letztlich immer mit Widerstand zu rechnen. «Es ist mir wichtig, Fragen gründlich zu bewegen und darüber zu beten.» Wenn sie eine innere Überzeugung gefunden habe, könne sie besser mit Widerstand umgehen.

Sehen Sie sich hier den ganzen Livenet-Talk mit Marianne Streiff an:

Zum Thema:
Viel Bewegung an Parteispitzen: Auch EVP-Präsidentin Marianne Streiff kündigt Rücktritt an
Mit Gott im Bundeshaus: «Wir können mehr als eine Prise Salz sein»
Nachfolgerin gefunden: Lilian Stu­der als neue EVP-Prä­si­den­tin nominiert

Datum: 16.06.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Kommentare

Weshalb kommt die EVP oft zu gegensätzlichen politischen Standpunkten als die EDU? Ganz einfach: Weil die Bibel herzlich wenig zur Sach- bzw. Tagespolitik sagt und sich deshalb auch Christen in diesen Fragen von persönlichen Präferenzen und Überzeugungen, der eigenen wirtschaftlichen, familiären und gesellschaftlichen Stellung etc. leiten lassen. Da gibt es nun mal Unterschiede, die wir akzeptieren müssen. DIE christliche Politik gib es nicht, wohl aber lassen sich Christen von bestimmten biblischen Grundsätzen wie der Liebe zu Gott und zum Nächsten leiten. Und diesbezüglich gibt es sehr wohl Gemeinsamkeiten unter Christen, die Politik machen.
2) … wird es erst in der Theokratie geben, wenn Gott selbst auf der Erde herrscht. Vorher wäre es gar nicht ratsam, dass er seinen Kindern den vollen Durchblick gibt, das Zusammenleben mit den anderen wäre noch schwerer, wenn nicht gar unmöglich. Darum wird es bis dahin immer unterschiedliche Meinungen geben, die die verschiedenen Aspekte einer weltlichen Sache repräsentieren. Dann aber wird die Regentschaft Gottes so weise, so vollkommen sein, dass sie allen Aspekten gerecht werden wird und es keine Fragen und Meinungen mehr geben wird. «Sie werden nichts Böses tun noch verderbt handeln ... die Erde wird erfüllt sein von der Erkenntnis des Herrn», wie es Jesaja so schön formuliert (11,9).
1) Ich sehe es genauso. Die Frage von Frau Streiff, warum Christen eine Sache trotz Gebet unterschiedlich bewerten können, animiert zu weiteren Gedankengängen. Sind wir Gott egal? Können wir von ihm keine richtigen Antworten bekommen? Seit dem Sündenfall ist die Verbindung zwischen Gott u. der Menschheit als Ganzes gestört, wir haben den vollen Durchblick, wie Gott ihn uns schenkte, nicht mehr. Das einzig Vollkommene auf dieser Welt ist Gottes Wort, die Bibel. Sie beantwortet uns vieles, aber auch vieles im Alltagsleben nicht. Deshalb stochern auch die Königskinder wie alle anderen im Nebel, wenn es um Alltagsfragen geht, irren sich, müssen neu versuchen, dazulernen. Den vollen Durchblick...

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