Rettungsplan für den Grenzfluss

Taufstelle Jesu zwischen Minenfeldern

Grosse gelbe Warnschilder am Weg zur überlieferten Taufstelle Jesu: Kurz vor der Öffnung für Pilger und Touristen ist das ehemalige Militärsperrgebiet noch immer von tausenden Minen umfasst und der Jordan ist stellenweise nur noch ein dreckiges Rinnsal.

Die Taufstelle am unteren Jordanlauf soll bald vollständig für Pilger geöffnet werden. Bisher ist der ganze untere Jordanlauf auf israelischer Seite militärisches Sperrgebiet. Deshalb mussten Besuche an der Taufstelle mit der Zivilverwaltung des Militärs abgestimmt werden. Die Taufstelle auf israelischer Seite liegt zwischen zwei eingezäunten Minenfeldern im militärischen Sperrgebiet an der Grenze zu Jordanien.

Die ursprünglich für den 18. Januar 2011, einem Hochfest der orthodoxen Kirchen, geplante Eröffnung der Stätte wurde laut Tageszeitung «Jerusalem Post» kurzfristig auf März verschoben. Die Gedenkstätte auf der gegenüberliegenden jordanischen Seite hingegen ist ganzjährig gut besucht. Viele Pilgergruppen feiern im Wasser oder am Ufer einen Ritus der Tauferneuerung. Auch vereinzelte Taufen werden vorgenommen.

Frischwasser abgezweigt

Die internationale Umweltschutzorganisation «Friends of the Earth Middle East» hatte in einer länderübergreifenden Studie kritisiert, der historische Fluss sei zu einem «Abwasserkanal» verkommen. Der Frischwasserzufluss aus dem See Genezareth sowie aus kleineren Zuflüssen werde von den Anrainerstaaten Israel, Syrien und Jordanien fast völlig abgezweigt. Stattdessen würden Abwässer sowie das Wasser salzhaltiger Quellen in den Jordan geleitet.

Der Strom sei zu «einem einfachen Bach geworden, ausgetrocknet durch die übertriebene Nutzung seines Wasser und verwüstet durch die Verschmutzung», so die Organisation der Umweltschutzorganisation «Friends of the Earth Middle East». Die Organisation hat ausgerechnet, dass sich aktuell nur noch zwei Prozent des ursprünglichen Wasservolumens im Jordan finden – etwa 20 bis 30 Millionen Kubikmeter

Gespräche zwischen Israel und Jordanien

Hoffnung setzten die Umweltschützer auch darauf, dass sich Israel und Jordanien offenbar hinter verschlossenen Türen über einen Rettungsplan für den Grenzfluss verständigen wollen. Zeitungen in der Region berichten von Gesprächen zwischen Jordaniens Aussenminister Nasser Joudeh und dem israelischen Sicherheitsberater Uzi Arad. Beide Länder denken zusammen mit den Palästinensern auch seit einigen Jahren darüber nach, Wasser vom Roten in das Tote Meer zu pumpen. So soll der Wasserspiegel dort stabilisiert werden.

Politischer Wille fehlt

Die Armee erklärte, das Areal der Taufstelle, das nach israelischen Angaben sechs Tage pro Woche nach Absprache besucht werden kann, sei ungefährlich. Die Taufstelle und die nahe liegenden Kirchen lägen auf minenfreiem Gebiet. Im Jordangraben würden zudem regelmässig Minenfelder geräumt. Allein im vergangenen Jahr habe man mehr als 8.000 Minen entfernt. Jordanien hatte seine Minenfelder bereits 1994 nach dem Friedensschluss mit Israel geräumt.

Dhyan Or, israelischer Direktor der weltweiten Anti-Minen-Kampagne «Roots of Peace», verwies laut Medienberichten auf die Gefahr der etwa 500000 verbliebenen Minen. Das Gebiet werde häufig überflutet.

Gefahr für Pilger

Minen könnten so in den zugänglichen Teil der Taufstelle geschwemmt werden. Gefährdet seien auch Pilger, die die markierten Wege verliessen. Or forderte die zuständigen Behörden zur vollständigen Räumung der Minenfelder auf. Weder politische noch technische Probleme stünden dem entgegen, es fehle allein der politische Wille.

Derzeit kommen nach Angaben des Tourismusministeriums durchschnittlich jährlich etwa 60000 Menschen zur Kasr al-Jahud. 2010 verzeichnete die Taufstelle mit 210000 Besuchern einen Touristenrekord. Nach der Öffnung solle die Zahl noch deutlich steigen. Die zuständige Kommission kündigte breitere Pilgerangebote für die biblischen Stätten an.

 

Datum: 21.01.2011
Quelle: Livenet.ch

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