«Hotnights»

Sieht so die sexuelle Gesundheit Schweiz aus?

Einmal mehr sorgt die Organisation «Sexuelle Gesundheit Schweiz» für Unmut und kontroverse Diskussionen. Ihr neustes Produkt ist der von der «Migros-Kulturstiftung» mitgesponserte Aufklärungscomic «Hotnights». 

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Regula Lehmann ist Mutter von vier Kindern und diplomierte Familienhelferin.
Das Heft beschreibt einen Umgang mit Sexualität, der auf Menschen, die sich nicht in den beschriebenen Kreisen bewegen, durchaus abstossend wirken kann. Es wird vom «Lehrverlag Plus» herausgegeben und wird für Schüler ab 14 Jahren sowie für den Unterricht an der Oberstufe empfohlen. Es richtet sich von seinem Inhalt her hauptsächlich an Teenager und Jugendliche, die bereits stark sexualisiert sind.

Der Comic erzählt die Story von Nina und Samet, Malou und Tobi, John und Marc. Diese 6 jungen Menschen besuchen das «Hotnights-Festival» und machen dabei ganz unterschiedliche Erfahrungen. Sexualität steht dabei von Anfang an stark im Vordergrund. Übernachtet wird auf dem sogenannten «Bumsfeld» und der Comic ist gespickt voll von den in dieser Szene offenbar gängigen vulgären Ausdrücken und sexuellen Anspielungen.

Den Grundtenor von «Hotnights» bilden die von den Anti-Aids-Kampagnen her längst bekannten Slogans wie «Tu, was Dir und dem anderen Spass macht» «Alles o.k, solange Du den anderen liebst» «Gut ist, was für beide stimmt» «Hauptsache, Du schützt Dich»… Und falls doch mal etwas daneben geht, gibt es ja die Pille danach. Ohne Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen.

Viel Wert legen die Herausgeber auf die Akzeptanz und Gleichwertigkeit der verschiedenen sexuellen Orientierungen. Dass der Anteil homosexuell empfindender Personen an der Schweizer Bevölkerung 10% beträgt, wie Marc dies im Comic erwähnt, darf jedoch aufgrund verschiedener Studien durchaus in Frage gestellt werden.

Ob es angebracht ist, Teenager zu solch freizügiger und weitgehend unverbindlicher sexueller Aktivität zu «ermutigen»?
Wie kommt es dazu, dass dieses Heft im Lehrmittel-Verlag herausgegeben und damit als Unterrichtsmaterial angeboten wird?

Ist es sinnvoll und verantwortbar, junge Menschen auf diese Art ins Thema «sexuelle Aktivität» einzuführen?

Wie «safe» ist Safer Sex wirklich? Und, falls er es denn wäre; weshalb wird im Comic so ausführlich erklärt, was die jungen Leute tun können, falls es mit dem angepriesenen Schutz dann eben doch nicht klappt?

Weshalb wird im Comic nicht deutlicher auf die psychischen und seelischen Konsequenzen von zu frühen oder häufig wechselnden sexuellen Beziehungen hingewiesen? (Ausserdem darf – auch aufgrund der modernen Hirnforschung – ernsthaft bezweifelt werden dass Teenager entwicklungsmässig reif genug sind, um mit der komplexen Thematik Sexualität und Verhütung klarzukommen.)

Wer sich ernsthaft mit diesen Fragen auseinandersetzt, wird «Hotnights» meines Erachtens nicht als für Teenager geeignetes Aufklärungsheft promoten wollen. Zu einseitig wird die komplexe Thematik beleuchtet, zu wenig wird auf die seelische Komponente und die möglichen Folgen von wechselnden sexuellen Beziehungen, Beziehungsabbrüchen, Abtreibungen etc. eingegangen.

Sexualität ist zu kostbar, um erste Erfahrungen damit in einem derart ungeschützten und pervertierten Umfeld zu machen. Die Empfehlungen zum Umgang mit Sexualität den gesellschaftlichen Tendenzen anzupassen, ist meiner Ansicht nach eine Sackgasse, die zu immer mehr Trostlosigkeit und einem fatalen Mangel an Fähigkeit zu tiefer sexueller Intimität und Bindungsfähigkeit führt.

Meinen eigenen Teenagern und Jugendlichen werde ich «Hotnights» jedenfalls nicht als Aufklärungs-Lektüre empfehlen. Es muss Bücher und Hefte geben, die einen ganzheitlicheren Zugang zur Thematik Sexualität ermöglichen. Und wo nicht, wird es Zeit, diese auf den Markt zu bringen.

Regula Lehmann, freiberuflich in der Jugendprävention im Bereich Sexualität tätig. Referentin, Elterncoach und Autorin des Praxis-Ratgebers «Sexualerziehung? Familiensache!»

Webseite:
Praxis-Ratgeber «Sexualerziehung? Familiensache!»

Zum Thema:
Sexualkunde-Streit erhitzt die Gemüter
Was die Eltern tun können – und was nicht

Datum: 17.05.2013
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Livenet

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