Assaf Zeevi führt
Reisegruppen durch Israel und die palästinensischen Gebiete. Dabei beschäftigt
ihn immer wieder die Frage, wie ein friedliches Miteinander der beiden Völker
mit gemeinsamen Wurzeln möglich wäre. Er hat dazu eine Vision entwickelt.
Assaf Zeevi war vor seiner Tätigkeit als Reiseleiter
Landschaftsarchitekt und Mitarbeiter bei der Holocaust-Gedenkstätte Yad
Vashem. Sein Buch trägt den Titel «Wie denn sonst, wenn nicht gemeinsam?» und
den Untertitel «Eine hoffnungsvolle Reise durch den Nahostkonflikt». Er verrät
damit schon einmal, wie er sich im Grundsatz eine dauerhafte Lösung des
jahrzehntelangen Nahostkonflikts vorstellt.
Politiker müssten sich bewegen
Der 40-jährige Assaf Zeevi hat die grossen Kriege in seinem
Land nicht erlebt, wohl aber die Intifadas und die Auseinandersetzungen mit
Gaza. Sein Herz schlägt für ein friedliches Miteinander der beiden Völker. Um
die Einstellungen und Stimmungen unter den verschiedenen im Lande lebenden
Menschen zu ergründen, hat er zahlreiche Fahrten im Land unternommen und mit
unterschiedlichsten Menschen, Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten,
Religionen und Generationen gesprochen. Dabei ist ihm klar geworden, dass ein
eigenständiger Palästinenserstaat neben Israel eine unrealistische Fiktion ist,
auch wenn die Forderung nach einem solchen Staat von Politikern jeglicher
Couleur dauernd wiederholt wird. Er erfährt in den Gesprächen, dass ein solcher
Staat auch unter den Palästinensern selbst wenig Rückhalt geniesst, auch wenn
die Palästinensische Autonomiebehörde darauf pocht.
Abschied von der Zweistaaten-Lösung
Zeevi braucht das Bild einer WG, in der sich verschiedene
Personen miteinander arrangieren (müssen). Oder konkreter: «Die Trennung von
Arabern und Juden im Land ist von Anfang an nie wirklich möglich gewesen. Die
Wirtschaft und der kleine Raum schweissen uns seit bald 150 Jahren zusammen.»
Er zählt verschiedene Erfahrungen auf, wie Juden und Araber zum Beispiel an
Ausflugsorten ganz normal miteinander zusammenleben. Er ortet bei betroffenen
Menschen viel mehr Bereitschaft, in einem Staat, der sich zum Beispiel
föderalistisch organisiert, zusammenzuleben, als es bei den heutigen Politikern
der Fall ist.
Dabei appelliert er auch an das eigene Volk, sich bewusst zu
machen, was die Nakba
für die Araber bedeutet, sodass auch ein Rückzug auf die Gebiete vor 1948 das
Problem nicht lösen könnte. Denn viele Araber möchten gerade in dieses Gebiet
zurückkehren, aus dem sie einmal vertrieben wurden. Beide Völker müssten vielmehr
lernen, dass sie in einer Symbiose leben, «fast wie siamesische Zwillinge,
deren Trennungsoperationen alle gescheitert sind».
Ein innerlicher Friedensvertrag
Eine Lösung beginnt laut Assaf Zeevi im Kopf: «Wir müssen
lernen, zu akzeptieren, dass nicht alle Probleme lösbar sind. Die Einblicke in
die Köpfe und Herzen haben mich mehr als die politische Sackgasse überzeugt:
Für unseren Konflikt gibt es keine Lösung.» Auch eine friedlichere Realität
wäre nicht vollkommen. «Lieber sollten wir einen innerlichen Friedensvertrag
mit der Realität schliessen und die Normalisierung anstreben, als den
Friedenszauber zu schaffen.» Er macht dazu eine Reihe von Vorschlägen, die
durchaus von der Weltpolitik zur Kenntnis genommen werden sollten. Und von
allen, die unter der heutigen Realität leiden und nach einem Weg zur Lösung
suchen.
In einem Epilog bringt er seine Vision auf den Punkt: «Heute
bin ich mir sicher, dieser Konflikt wird zu einem Ende kommen. Und am Ende des
Konflikts wartet ein gemeinsames Leben in ein und demselben Land auf uns.»
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