Andreas Hamburg mit dem gespendeten Krankenwagen (Bild: kirche-bremen.de)
Täglich gibt es neue und meist frustrierende
Nachrichten aus der Ukraine, doch manche Berichte zeigen, dass es auch Hoffnung
gibt: wie diejenigen einer Bremer Kirche, die sich für die Menschen im
Kriegsgebiet einsetzt.
Was machen Friedensbeauftragte einer Kirche? Nun,
zunächst einmal sind sie «Ansprechpartner für alle friedenstheologischen und
-politischen Fragestellungen», organisieren Friedensgebete, tagen in
entsprechenden Gremien und beraten Kirchengemeinden zum Thema Frieden.
Andreas Hamburg (49) wuchs in der Ukraine auf. Als
Spätaussiedler kam er mit 21 Jahren nach Deutschland. Er studierte Theologie
und arbeitete anschliessend zehn Jahre als Auslandspfarrer in den ukrainischen
Städten Charkiw und Odessa. Seit Oktober 2018 lebt er mit Frau und Kindern
wieder in Deutschland und arbeitet als Pastor der St.-Markus-Gemeinde in
Bremen.
Noch Anfang Februar hielt der Friedensbeauftragte der BEK einen offenen Krieg mit Russland für unwahrscheinlich,
doch als die Ukraine ab dem 24. Februar angegriffen wurde, war ihm sehr bald
klar, dass ihn dies persönlich forderte. Das begann mit vielen Telefonaten und
Mails in die Ukraine und hörte mit Aufklärungsarbeit und Friedensgebeten noch
längst nicht auf.
Reden und Handeln
Jedes Engagement für den Frieden beinhaltet, darüber
zu sprechen, dafür zu beten, aber gleichzeitig auch zu handeln. Im Rahmen der
Markusgemeinde rief Hamburg zu Spenden auf und suchte nach
Kooperationspartnern. Zusammen mit anderen Organisationen, Firmen,
Privatpersonen und natürlich der eigenen Kirchengemeinde konnten so seit
Kriegsbeginn 19 Hilfstransporte mit einem Gesamtumfang von 350'000 Euro auf den Weg in die Ukraine
gebracht werden.
Ein Highlight dabei war die Spende eines Krankenwagens. Der
Pastor fuhr ihn selbst die 1'350 Kilometer in seine alte Heimat. Auf dem Weg
wurde er von einem Lkw mit einer Feldküche der Johanniter, medizinischen Gütern
und Winterkleidung begleitet. Ausserdem waren noch Erste-Hilfe-Pakete und fast 500 Schlafsäcke
und Isomatten an Bord. Von Iwano-Frankiwsk im Südwesten der Ukraine wurden
sowohl der Krankenwagen als auch die anderen Hilfsgüter inzwischen an die Front
gebracht.
Wenn Gott Türen öffnet
Seine eigene Aufgabe und die der Kirche definierte
Hamburg einmal mit dem Gebot: «Weine mit denen, die weinen.»
Das beinhaltet für ihn Hilfe, die nicht immer einfach ist. Zum letzten
Hilfstransport bemerkte einer der Verantwortlichen: «Die Fahrt nach Lviv hat
sich durch Probleme an den Grenzübergängen um 36 Stunden verlängert, und beim
Umladen in Lviv gab es Luftalarm – aber alle Spenden sind jetzt in
Ivano-Frankiwsk angekommen.»
Nach seiner Rückkehr berichtete Hamburg laut dem Nachrichtenmagazin Idea,
dass einige der ukrainischen Soldaten aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol zum
Glauben an Christus gefunden haben. Im Mai waren sie in Gefangenschaft geraten.
Sie wurden nach eigenen Aussagen gefoltert und schlecht behandelt. Einige von
ihnen wogen nur noch die Hälfte ihres ursprünglichen Körpergewichts. Sie hätten
aufgeben können, doch das wollten sie nicht. Stattdessen suchten sie Hilfe im
Glauben. Sie beantragten, eine Bibel zu bekommen. Das wurde zunächst abgelehnt,
doch schliesslich erhielten sie eine Ausgabe der Heiligen Schrift und lasen
darin. «Vor allem die Psalmen hätten sie gestärkt, so Hamburg. Schliesslich
hätten einige der Männer ein Bekehrungserlebnis gehabt, sagte der Pastor. Wie
viele eine Glaubensentscheidung trafen, habe er nicht herausfinden können: ‘Man
hat mir gesagt, es waren viele.’», schreibt Idea.
Nach wie vor sind die Nachrichten aus der Ukraine eher
deprimierend. Gerade deshalb tut es gut zu sehen, dass Gott trotzdem am Werk
ist. Dass Bedürftigen geholfen wird. Dass Christen im Westen ihre Verantwortung
wahrnehmen. Und nicht zuletzt, dass Menschen zum Glauben finden.