Einsatz in der Elfenbeinküste

«Afrika, ich komme wieder!»

Fast ein Jahr lang war Christina Buss aus Deutschland mit der Deutschen Missionsgemeinschaft DMG in der Elfenbeinküste und hat in einem Waisenhaus mitgearbeitet. Wieder zurück in der Heimat lässt die junge Frau ihre Zeit in Afrika Revue passieren. Sie erzählt:

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Christina Buss hat fast ein Jahr lang in einem afrikanischen Waisenhaus mitgearbeitet.
Die Reise beginnt, ich packe meinen Koffer und nehme mit: Zehn Monate Zeit. Den Mut, mein altes Leben zu verlassen und Neues zu entdecken. Hoffnung, im neuen Land innerlich zur Ruhe zu kommen. Vorfreude auf neue Freunde. Ein gebrochenes Herz. Einen Reisepass, der das einzige ist, was mir sagt, wer ich bin. Und mein Rückflugticket.

Eine neue Welt – ein neuer Alltag

Nach der Ankunft staune ich über die andere Welt, Sprache, das interessante Essen, Kleidung. Ich bekomme sogar einen neuen afrikanischen Namen, Awa Tiéfigué Christina Konaté (Weisse Frau Christina) und eine afrikanische Familie. Selbst das Wetter und die Sterne in der Nacht sehen anders aus.

Dann holt mich der afrikanische Alltag ein, mit mancher Freude, aber auch Trauer. Da liegt im Bettchen plötzlich ein neues Baby. Ich frage die Waisenheimmama: «Wo ist sie?» Sie blickt mich traurig an und sagt: «Das andere Kind hat es nicht geschafft.» Stundenlang hatte ich das kleine Mädchen gehalten, gewaschen und ihr immer wieder zugeflüstert, dass sie kämpfen soll. Sie hat den Kampf verloren …

Oder ein Unfall: Menschen rennen zum Transporter, der völlig überladen war und sich überschlagen hat. Wir suchen den Fahrer. Überall liegen Baumwollballen und Teile des Fahrzeugs herum. Ein paar Männer ziehen den jungen, leblosen Körper aus dem Graben. Wie angewurzelt stehe ich davor und schreie laut zu Gott. Dann fängt der Mann an, sich zu bewegen, und sie bringen ihn ins Krankenhaus. Manchmal wache ich nachts auf, weil in meinem Kopf die Frage schwirrt: Hat er es geschafft?

Liebe und Leid – eng beieinander

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Leben und Arbeiten Afrika ist nicht nur ganz anders – es verändert auch.
Ich sitze neben der Grossmutter meiner Gastfamilie. Sie ist alt, ihr Gesicht vom Leben gezeichnet. Jeden Tag sitzt sie dort auf dem kleinen Markt und verkauft ihre Gewürze. Sie lächelt und ist glücklich dabei. Diese Frau hat zwölf Kinder zur Welt gebracht. Nur drei von ihnen haben überlebt und sind erwachsen geworden. Meine Gastmutter selbst ging nie zur Schule, sie kann weder lesen noch schreiben. Als Kind war sie Hausmädchen eines reichen Mannes, später arbeitete sie auf einer Kakaoplantage. Sie ist einer der liebevollsten Menschen, der mir je begegnet ist.

Ich sehe auch Menschen, die verbittert sind. Es gibt hier viel Leid, Tod, Armut und Hunger. Kinder müssen von klein auf hart arbeiten und verbringen Tag für Tag auf dem Feld ihrer Eltern. Ich sehe Menschen, die pure Lebensfreude ausstrahlen, Dankbarkeit, Geduld und Ruhe. Ich besuche Schulen, die jetzt, nach dem Krieg, wieder geöffnet sind – die Schüler hoffen auf Grosses.

Verändert, mit vielen Erinnerungen

Nach zehn Monaten rückt die Abreise näher und ich packe meinen Koffer. Viele Erinnerungen reisen mit, auch unbeantwortete Fragen. Aber das Schönste ist der innere Friede. Dass es gut ist, dass nicht jede Frage eine Antwort hat. Mein Herz ist wieder gesund, neu, gefüllt mit Gottes Liebe für dieses Land und seine Menschen. Dazu die Vorfreude auf die Lieben zu Hause. Und die Angst, dass sie mich nicht mehr wiedererkennen könnten.

Am Flughafen kommt mir meine Gastfamilie in den Sinn, ihre liebevolle Art, das gemeinsame Lachen und voneinander Lernen. Ich lasse mein Herz hier, weil ich weiss, dass es sonst in tausend Stücke zerbrechen würde, wenn ich gehe.

Ich kann die Welt nicht verändern. Ich kann nur geben, was ich habe, mein Lächeln, eine Umarmung, und den Menschen zuhören. Damit kann man viele kleine Welten anderer Menschen verändern. So wie du, Gott, mein Herz verändert hast. Jetzt weiss ich, wer ich bin: dein geliebtes Kind. Afrika, ich komme wieder!

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Datum: 21.07.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / DMG

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