Medhat Klada, ein in der Schweiz lebender, koptischer Menschenrechtler, sprach in Genf vor dem UNO-Menschenrechtsrat. Er zeigte die Unterdrückung auf und forderte Solidarität von der internationalen Gemeinschaft.
Medhat Klada
Medhat Klada repräsentierte auf der Konferenz die koptische Minderheit Ägyptens sowie jene in der Diaspora. «Wir leiden religiöse Unterdrückung durch unsere Regierung seit der Revolution 1952. Im letzten Jahr wurde der Höhepunkt erreicht, als die Muslim-Bruderschaft 84 Kirchen niederbrannte, sowie 1970 Privathäuser von Christen, 16 Apotheken, die von Kopten geführt wurden und weitere Institutionen. Bis heute wurde keiner der Täter vor Gericht gebracht und die meisten, die verhaftet worden waren, sind ohne Bestrafung wieder freigelassen worden.»
Die Attacken würden weitergehen. Seit rund 30 Jahren würden immer wieder Mädchen von der koptischen Minderheitengruppe entführt und teilweise mit Muslimen zwangsverheiratet. «Lösegeld-Erpressungen sind nach der Revolution von Januar 2011 zu einem Einkommen der Extremisten-Gruppen geworden.» Dies geschehe unter anderem im Süden des Landes, in Nag Hammadi und Assiut, wo keine Sicherheit gewährleistet sei.
Keine Bürger zweiter Klasse
Medhat Klada
Die «European Union of Coptic Organizations for Human Rights», die Medhat Klada präsidiert, setzte ein Komitee ein, welches die jüngsten Vorfälle untersucht. Entstanden ist ein Brief mit 16 Punkten, der nun dem ägyptischen Präsidenten al-Sisi überreicht wurde. Darin fordert die koptische Minderheit, dass alle Ägypter gleich behandelt werden. Ein weiterer Punkt: «Faires und transparentes Einschreiten durch die Polizei, wo immer Kopten gekidnappt werden. Sanktionen und Bestrafung muss nach dem Gesetz erfolgen.»
Wenn Kirchen, Klöster und Hilfswerke angegriffen werden, sollten die Behörden rasch einschreiten und die Fälle auch vor Gericht bringen, nannte Klada einen weiteren Paragraphen vor der UNO.
Hasspassagen entfernen
Kirchen, die Ziel von Attacken geworden waren, sollen ersetzt werden. In den Schulen soll überdies die Diskriminierung aller Nicht-Muslime beendet werden, zudem soll ein Auge auf jene Lehrer geworfen werden, die solche Umstände bisher förderten.
Beruflich soll es künftig auch Kopten möglich sein, in Ministerien, Militär und Politik gute Ränge besetzen zu können. «In dem Material, das religiöse Passagen enthält, soll der Hass sowie der Aufruf zu Gewalt und Diskriminierung gelöscht werden. Und wer sich des Verbrechens der Unterdrückung schuldig macht, soll sofort von den Behörden angegangen werden.»
Keine Diskriminierung auf ID-Karte
Lizenzen zum Kirchenbau sollen ebenfalls schnell erteilt werden können, wünscht die koptische Gemeinschaft. Bisher waren diese so gut wie gar nicht erteilt worden. «Ausserdem soll auf den ID-Karten nicht mehr vermerkt werden, zu welcher Religion ein Mensch gehört.»
«Das Land ist im Krieg gegen den ägyptischen Terrorismus», wandte sich Medhat Klada an den Konferenzvorsitzenden. Die Muslim-Bruderschaft, Hamas, Salafisten und die Ansar Beit Almaqdis gehörten auf die Liste der Terror-Organisationen.
Medhat Klada ist Präsident des europäisch-koptischen Dachverbandes «European Union of Coptic Organizations for Human Rights» sowie Vorsitzender der Schweizer «Middle East Human Rights 'ME-HR'». Er ist in Ägypten aufgewachsen und lebt in der Nähe von Zürich.
Zum Buch: «Schicksalstage am Fusse der Pyramiden» – Medhat Klada ist Mitautor des Buches.
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