Nigeria: 111 Mädchen nach Boko Haram-Angriff vermisst
Über 100 Mädchen werden im Norden Nigerias vermisst, drei
Tage nachdem die islamistische Terrorgruppe Boko Haram ihre Schule angegriffen
hatte. Unter den Eltern wächst die Angst, dass sie entführt wurden.
Kämpfer von Boko Haram (Bild: cbn.com)
Am
Montag hatten Bewaffnete das Internat in Dapchi im Nordosten des Landes überfallen
und Schülerinnen und Bewohner gezwungen, in den Busch zu fliehen. 815
Schülerinnen sind bisher zu ihren Eltern zurückgekehrt. Aishatu Abdullahi ist
unter ihnen. Sie berichtet: «Sie schossen mit Gewehren, und alle waren
durcheinander. Wir sahen einige Leute, die Schülerinnen in ihre Autos zwangen.»
Unterschiedliche Berichte
Nach
dem Angriff war zunächst berichtet worden, dass alle Schülerinnen mit ihren
Lehrern fliehen konnten. Angehörige von Schülerinnen berichteten dagegen, sie
hätten keine Nachricht von ihren Töchtern und in umliegenden Dörfern vergeblich
nach ihnen gesucht. Die Eltern fürchten, dass ihre Kinder von den Islamisten
entführt wurden. Polizeiminister Sumonu hob aber hervor, dass bisher kein
Entführungsfall bestätigt sei.
Die Behörden in dem
schwer zugänglichen Gebiet hatten zunächst von «etwa 50» vermissten jungen
Mädchen gesprochen. Ein Vater, Bashir Manzo, erklärte hingegen, Eltern hätten
eine Liste von 111 Mädchen zusammengetragen, die nicht nach Hause zurückgekehrt
seien. Diese Liste hatten sie dem Gouverneur übergeben. Ein anderer Vater
erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, «Gourverneur Ibrahim Gaidam hat
uns gesagt, dass die Mädchen noch nicht gefunden worden sind und dass wir
weiter für ihre sichere Rückkehr beten sollen».
Wie in Chibok?
Boko
Haram hatte die Welt schockiert, als sie vor fast vier Jahren 276 Schulmädchen
aus einem Internat in Chibok entführten. Einige konnten seitdem entkommen und
viele wurden als Folge von Verhandlungen entlassen, aber immer noch sind rund
100 der Mädchen in der Gewalt ihrer Entführer.
Im
Laufe der letzten Jahre hat die Extremistengruppe Boko Haram Tausende von Personen
entführt. 20'000 Menschen kamen bisher beim Versuch, einen islamischen
«Gottesstaat» im Norden Nigerias zu errichten, ums Leben, über 2,5 Millionen Menschen
wurden in die Flucht getrieben.
Die
Regierung Nigerias hatte im letzten Jahr wiederholt beteuert, Boko Haram
besiegt zu haben. Der neueste Angriff ist ein weiteres Problem für Präsident
Muhamamdu Buhari angesichts der Präsidentenwahlen im nächsten Jahr. «Ich teile
die Sorge der Eltern der Mädchen, die noch nicht gefunden wurden», twitterte
Buhari. «Ich möchte ihnen versichern, dass wir alles tun, was
in unserer Macht steht, dass alle Mädchen gesund zurückkommen.»