«Olmos» ist das grösste Hochsicherheitsgefängnis Argentiniens – und heute die Heimat der grössten Gefängnis-Gemeinde der Welt mit fast 2'000 Mitgliedern! – Eine einzigartige Geschichte von Gebet, Kühnheit und Liebe.Zwischen 1951 und 1983 besuchten Pastoren einzelne Gefangene, die Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser angenommen hatten, doch es kam nie zu einer echten geistlichen Erweckung. 1983 gab es im Gefängnis zahlreiche Aufstände.
Die Vergewaltigungen und Morde in den Wohnbereichen der Gefangenen waren fast ausser Kontrolle geraten. Die Gefangenen wurden durch Mitinsassen massiv eingeschüchtert. Mord war nichts Ungewöhnliches und Gewaltverbrechen waren praktisch an der Tagesordnung. Das Gefängnis war zeitweise völlig in der Hand der Gefangenen.
Im Bann des Bösen
Tieropfer und okkulte Rituale waren alltägliche Praktiken. Die Insassen wurden Gefangene satanistischer Zwangsideen. Manche erzählen, dass sie zwerghafte Dämonen die Treppen des Gefängnisses hinauf- und hinuntersteigen sahen. Unzählige Geschichten beschreiben die überwältigende Gegenwart des Bösen, die das Gefängnis völlig beherrschte.
1983 sprach Gott zum Pfingstpastor Juan Zuccarelli, dass er in Gefängnissen dienen solle. Zuerst wehrte er sich dagegen, doch Gott sprach immer wieder zu ihm. So begannen er und seine Frau für die Gefängnisse zu beten. Das war der erste Schritt in diesen neuen Dienst. Zu jener Zeit bestand keine Möglichkeit, in die Gefängnisse hineinzukommen, um zu predigen. Ein Mitchrist schlug Juan vor, Gefängniswärter zu werden und so Zutritt zu bekommen.
Ausbilder: «Ich bin hier der einzige Gott»
«Am ersten Arbeitstag als Gefängniswärter fühlte ich mich sehr seltsam», so Zuccarelli. «Ich hatte zwei Ausbilder: Einer war für die Theorie zuständig, der andere für die Praxis. Der Mann, der für die Theorie zuständig war, lehrte uns die Regeln für die Arbeit im Strafwesen. Er listete die Rechte und Pflichten jedes Einzelnen auf. Er sagte uns, worüber wir sprechen durften und worüber nicht. Politik war tabu.»
«Ich fragte den Ausbilder, ob es erlaubt sei, über Religion zu sprechen. Er fragte mich nach meiner Konfession und ich antwortete, dass ich Christ sei und einer evangelischen Freikirche angehöre. Der Ausbilder erwiderte: ‚So, so, Sie sind also ein Freikirchler. Ich hasse Freikirchler. Wenn Sie Freikirchler sind, werden Sie Probleme mit mir haben.’ Ich antwortete: ‚Sie mögen das so sehen, aber Gott sieht das anders.’
Er sagte mir, an diesem Ort sei er der einzige Gott. Von heute an sei er das Wort Gottes für mich. Er werde schon dafür sorgen, dass ich eine Menge Probleme bekäme. Und damit warf er mich aus seinem Büro. Dieser Beamte ist heute Diakon und Sekretär unserer Gemeinde…»
Die Evangelisation in Olmos
1985 arbeiteten die gläubigen Gefangenen, Tessi (ein Prediger der Gemeinde) und Zuccarelli zusammen, um eine evangelistische Veranstaltung im Gefängnis durchzuführen.
«Es war eine verrückte Idee – noch nie war etwas Derartiges in einem argentinischen Gefängnis geschehen. Als wir mit dem Gefängnisdirektor sprachen, sagte dieser mit Nachdruck ‚Nein! An so etwas brauchen Sie nicht einmal zu denken!’ Also begannen wir, mit den Gefangenen aus Tessis Gruppe zu beten.
Eine Woche später rief der Direktor Zuccarelli an und fragte: ‚Was war es eigentlich genau, was Sie tun wollten?’ Er erklärte es noch einmal, und der Direktor gab seine Einwilligung. Etwa 300 Gefangene kamen und fast 100 von ihnen sprachen ein Gebet, in dem sie Jesus als ihren Herrn und Erlöser in ihr Leben aufnahmen. Zuccarelli: «Als wir für sie beteten, heilte der Herr die Kranken und setzte die Bedrückten frei, sowohl unter den Gefangenen als auch unter den Wärtern.»
Und plötzlich wirds still
Das ganze Gebetstreffen hindurch bewegte sich niemand, niemand rauchte oder reagierte ablehnend. Dies war unter den Gefangenen noch nie dagewesen. Das Resultat war, dass die Behörden die Erlaubnis für weitere Versammlungen zwei oder drei Male pro Woche erteilten. Dies war revolutionär für den Gefängnisdienst in Argentinien. Eine Gemeinde begann Gestalt anzunehmen.
Während der folgenden Jahre widmete sich Tessi speziell der Lehre und der Ausbildung der Inhaftierten in ihrem Leben und Dienst als Christen. Gott begann, Leiter unter den Gefangenen hervorzubringen. Tessi fing an, fast jeden Tag intensive Bibelstudien mit ihnen durchzuführen.
Obwohl die Gläubigen sich nun zwei bis dreimal in der Woche versammeln konnten, wohnten sie doch noch über das ganze Gefängnis verstreut. Sie wurden von Mitgefangenen verfolgt. Wenn ein Gefangener umkehrte und Christ wurde, war die Rückkehr in den Zellenblock für ihn manchmal lebensgefährlich.
Ein Zellenblock für Christen
1987 veranlasste diese prekäre Situation die Christen, von den Behörden einen ganzen Zellenblock zu erbitten, der einzig und allein für Christen reserviert sein sollte, die bekannten, dass Christus sie innerlich erneuert hatte. Dieser Bitte wurde entsprochen. Der Zellenblock war bald der attraktivste im ganzen Gefängnis. Dies war sowohl für die Gefängnisbehörden als auch für die Gefangenen ein Zeichen, dass bedeutende Veränderungen geschahen.
Immer mehr Zellenblocks wurden den Christen übergeben. Mit einer Zuwachsrate von beinahe einem neuen Zellenblock pro Monat begannen die Christen, das Gefängnis für Christus «einzunehmen». Durch ständiges Gebet und Fasten, Gehorsam dem Herrn gegenüber und mutige geistliche Konfrontationen mit dämonischen Mächten ist die Gemeinde in Olmos immer weiter gewachsen.
1990 hatte sie über 400 Mitglieder und Ende 1993 waren es beinahe 900 – knapp 30 % aller Insassen. Im August 1995 waren die 20 Zellenblocks der Christen mit über 1200 Gläubigen bis zum Bersten gefüllt. Seit 1997 wird der gesamte dritte Stock von Gemeindemitgliedern bewohnt.
Juan Zuccarelli und seine Freunde haben in den letzten Jahren begonnen, Häftlingen fürs Erwerbsleben Fähigkeiten zu vermitteln.