Christen kommen im Bürgerkrieg Syriens immer weiter zwischen die Fronten. Doch inmitten der Not und Verzweiflung helfen sie den Flüchtlingen und werden so zur Anlaufstelle für viele.
Syrische Flüchtlinge mit Hilfsgütern
In Syrien ufert der schon mehr als zwei Jahre wütende Bürgerkrieg aus. Er wird zum Vertreibungs- und Vernichtungskampf gegen die Christen dieses letzten bisher noch nicht vom Politislam beherrschten Haupt-Nahostlandes. Zwar sind Christen keineswegs die einzigen Opfer der zunehmenden Gewalt. Dennoch ist gerade ihre Lage am schlimmsten. Als einzige nicht-muslimische Glaubensgruppe werden sie von allen Konfliktparteien gleichermassen der Kollaboration mit dem jeweiligen Gegner verdächtigt, laufen also Gefahr, infolge ihrer Religion zwischen den sich verhärtenden Fronten aufgerieben zu werden.
Seit Herbst 2012 nehmen beide Seiten Christen als Geiseln. Sogar die bisher vom Konflikt ausgesparten Armenier – orthodoxer, katholischer und evangelischer Konfession – sehen sich nun auch bedroht: «Unser Ende ist nur eine Frage der Zeit», konstatiert der armenische Patriarch Nurhan I., «denn das Töten der Christen hat schon begonnen!» Die syrischen Gräuel übertreffen sogar jene in Libanon zwischen 1975 und 1990. Dort hatten Schiiten, Drusen und Palästinenser-Milizen gegen die Christen gekämpft. Doch waren bei diesen die katholischen Maroniten unchristlich brutal mit ihren Gegnern umgegangen.
Einsatz für die drei Millionen Flüchtlinge
Damals wie heute gibt es aber Zeugnisse wahrhaft christlicher Grösse, über alle Grenzen von Konfession und Religion hinweg. Es sind besonders evangelische Gemeinden und Werke, die sich dabei auszeichnen. Orthodoxe und orientalische Katholiken tun sich wegen der seit Jahrhunderten eingerissenen Gräben, unter ihnen und vor allem zum Islam, viel schwerer. So wären Muslimfrauen in der Burka nie in eine andere als in eine evangelische Kirche gekommen, um Hilfspakete abzuholen. Viele machten auch von der Möglichkeit Gebrauch, eine arabische Bibel zu bekommen.
Ein schönes Beispiel für christliches Zeugnis in all der Not gibt eine evangelikale Gemeinde in Damaskus mit ihrer Flüchtlingshilfe. Drei der 22 Millionen Menschen von Syrien sind heute im eigenen Land auf der Flucht in noch halbwegs sichere Gegenden. Pfarrer Imad, seine Frau und Freiwillige aus der Gemeinde versorgen bei Hausbesuchen bis zu 1‘500 entwurzelte Familien im Grossraum Damaskus und bis tief in Syriens Süden hinein mit Nahrungsmitteln, medizinischer Hilfe, Decken und Matratzen, Bibeln und christlicher Literatur. Mag das nur ein Tropfen auf den heissen Stein des gewaltigen Elends sein: ein mächtiges Zeichen christlichen Glaubens, von Hoffnung und Liebe ist es doch, das bezeugt: Jesus lebt, auch im syrischen Bürgerkrieg!