Ein pakistanischer Junge wurde am Montag in Lahore mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt, nachdem zwei Angreifer ihn nach seiner Religion gefragt hatten. Am Mittwochmorgen erlag er seinen schweren Verbrennungen.
Christen demonstrieren gegen die Übergriffe in Pakistan.
Nauman Masih (14) lernte das Handwerk eines Schneiders. Er war auf dem Weg in seine Werkstatt, als er von zwei jungen Muslimen, die ihm auf dem Motorrad gefolgt waren, nach seiner Religionszugehörigkeit gefragt wurde. «Sie fragten mich, was ich glaube. Als ich sagte, dass ich Christ bin, fingen sie an, mich zu schlagen. Ich versuchte, wegzurennen, aber beide folgten mir durch die ganze Strasse. Dann überschütteten sie mich mit Kerosin und zündeten mich an.»
In seinem Bericht an den lokalen Polizeipräsidenten fuhr Nauman fort: «Ich rannte weg, als ich einen grossen Haufen Sand sah. Ich warf mich auf den Boden und rollte mich in dem Sand. Ein paar Leute kamen angerannt, warfen Sand über mich und erstickten das Feuer. Ich wurde ohnmächtig, und die Leute riefen die Ambulanz, die mich ins Spital brachte.»
55 Prozent verbrannt
Nauman Masih wurde verbrannt, nur weil er Christ ist.
Die Haut von Nauman war zu 55 Prozent verbrannt. Nachdem die Ärzte nach erster Einschätzung von guten Überlebenschancen gesprochen hatten, gaben sie Nauman nach einer ersten plastischen Operation nur noch 50 Prozent Aussicht, zu überleben. Er starb am frühen Mittwochmorgen im Mayo-Krankenhaus in Lahore. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministers hatte den Teenager vorher besucht und das Spitalpersonal angewiesen, ihm die «bestmögliche Pflege» zukommen zu lassen.
Nauman hatte vor ein paar Monaten seinen Vater verloren und lebte von da an bei seinem Onkel. Er hatte ausgesagt, seine Angreifer nicht zu kennen, sagte aber auch, dass er ihre Gesichter identifizieren könne. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, aber die Erfolgschancen sind wie immer in solchen Fällen gering.
Immer wieder Übergriffe
Das Leben von Christen in Pakistan ist zunehmend gefährlich geworden, obwohl Premierminister Nawaz Sharif wiederholt beteuert hat, dass Minderheiten geschützt würden. So wurde im letzten November ein christliches Paar bei lebendigem Leibe verbrannt, und am 15. März liessen Taliban-Selbstmordattentäter in zwei Kirchen Bomben explodieren; 14 Menschen starben, 78 wurden verletzt. Danach waren Hunderte aufgebrachte Christen aus Protest auf die Strasse gegangen. Bei den Unruhen wurden zwei Muslime getötet.
Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus. Der Rest sind Sikhs, Buddhisten und Anhänger anderer Religionen.