2'757 Mahlzeiten alleine

Ex-Nordkorea-Häftling: Einsam und doch von Gott getragen

Zwei Jahre lang wurde der Kanada-Koreaner Hyeon Soo Lim in einem der nordkoreanischen Arbeitslager gefangengehalten. Vor wenigen Tagen ist er freigekommen und nun sprach er erstmals in seiner Gemeinde in Kanada. Obschon er bei der harten Arbeit 23 Kilogramm Körpergewicht verlor, mehrfach hospitalisiert wurde und 2'757 Mahlzeiten alleine einnehmen musste, habe er an keinem Tag Schwermut erlitten, sondern «eine friedvolle Einsamkeit zusammen mit Gott» erlebt.

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Hyeon Soo Lim
Erst vor wenigen Tagen ist Hyeon Soo Lim freigekommen, nun hat er ein erstes Mal in seiner Gemeinde gesprochen. Es ist die grösste kanadische Kirche, die «Light Korean Presbyterian Church», die rund 3'000 Mitglieder zählt.

Verurteilt zu einer lebenslänglichen Strafe, war er über zwei Jahre in einem nordkoreanischen Arbeitslager festgehalten worden. Deshalb und wegen seiner plötzlichen, unerwarteten Rückkehr war sein erster Auftritt in der Gemeinde auch ein Medienereignis.

2'757 Mahlzeiten alleine

Überwältigende Einsamkeit war das Gefühl, an das er sich am meisten erinnert. «Vom ersten Tag meiner Haft bis zu meiner Freilassung ass ich 2'757 Mahlzeiten alleine.»

Die Alltag im Arbeitslager war hart: «Im Winter musste ich Löcher graben, die einen Meter breit und einen Meter tief waren. Der Boden war gefroren und der Lehm war so hart, dass es zwei Tage lang dauerte, um ein einziges Loch zu graben.» Während er am Oberkörper schwitzte, bekam er an Zehen und Fingern Frostbeulen.

Im Sommer musste er täglich acht Stunden in der heissen Sonne schuften. Die harte Arbeit zehrte an ihm, er verlor 23 Kilogramm Körpergewicht und musste mehrfach hospitalisiert werden.

Keine Schwermut

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Ein Konzentrationslager in Nordkorea aus der Vogelperspektive
Trotz der Isolation wurde er nicht schwermütig, er erlebte «eine friedvolle Einsamkeit mit Gott»: «Ich arbeitete und betete ohne Unterlass. An keinem Tag verspürte ich Schwermut. Die Momente von Murren, Grollen und Entmutigung wurden in Danken, Freude und Mut gewandelt.» Er habe gewusst, dass Menschen für ihn beten.

Nach rund einem Jahr habe er eine koreanische und eine englische Bibel von seiner Gemeinde zugeschickt bekommen, welche tatsächlich an ihn weitergeleitet wurden. Die koreanische las er viermal durch, die englische einmal – 700 Verse habe er auswendig gelernt.

Fünf Lieder geschrieben

In dieser Zeit verfasste er zudem fünf Lieder, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Während der Gefangenschaft durfte er nichts aufschreiben und so musste er sich alles einprägen, darunter auch die Anzahl Mahlzeiten, die er alleine ass. Beim Gottesdienst in Toronto wurden nun mehrere der Lieder von der Gemeinde eingeübt und gesungen.

Die Gemeinde hatte 1997 ein Nahrungsprogramm in Nordkorea aufgebaut, unter den Augen der nordkoreanischen Regierung. Dazu kamen Altenheime, Waisenhäuser und Landwirtschaftsprojekte. In all den Jahren besuchte der Pastor Nordkorea 110 Mal. Bis heute ist nicht bekannt, was die Gründe für seine Verhaftung und Verurteilung waren. Nun wurden alle Aktivitäten in Nordkorea eingestellt.

Zum Thema:
Auschwitz und Nordkorea: Diesmal kann niemand sagen, er hätte es nicht gewusst
Nach mehr als zwei Jahren: Nordkorea lässt Pastor Hyeon Soo Lim frei
Brief aus dem Gefängnis: «Gott macht keine Fehler!»

Datum: 22.08.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Huffington Post / The Guardian / Christian Daily

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