China: Pastoren unterzeichnen Erklärung der Leidensbereitschaft
Christen in China
Eine Gruppe von fast 350 Pastoren hat in China
eine Erklärung unterzeichnet, in der sie die Bemühungen der Regierung
kritisieren, das Christentum zu unterdrücken; sie erklären sich darin bereit,
«jeden Verlust zu ertragen». Die Frage ist, warum ausgerechnet heute Peking so
starken Druck auf die Gläubigen ausübt.
Wie das «St.Charles Insitute» in diesem Monat bekannt gab,
hat eine Gruppe von bisher 344 Pastoren eine öffentliche Erklärung
unterzeichnet, die den Titel trägt «Eine Erklärung des christlichen Glaubens».
«Gott allein
dienen»
«Wir glauben und lehren es aller Welt, dass der eine wahre
und lebendige Gott der Schöpfer des Universums, der Welt und aller Menschen
ist», beginnt die Erklärung. «Alle Menschen sollten Gott anbeten und nicht
irgendeinen Menschen oder eine Sache. Wir glauben (…), dass alle Menschen, von
Präsidenten bis hin zu Bettlern, gesündigt haben. Sie werden einmal sterben und
dann gerecht gerichtet werden. Ausserhalb der Gnade Gottes würden alle Menschen
ewig verloren gehen. Wir glauben (…), dass der gekreuzigte und auferstandene
Jesus das einzige Haupt der weltweiten Kirche ist, der einzige Retter der
ganzen Menschheit und der ewige Herrscher und oberste Richter des Universums. Allen,
die umkehren und an ihn glauben, wird er ewiges Leben und ein ewiges Reich
geben.»
Frühere
Generationen als Vorbild
Polizeibeamte überwachen einen Gottesdienst in China.
Die Erklärung spricht die Bemühungen der Regierung, die
christlichen Kirchen unter ihre Kontrolle zu bringen, in vier Punkten an:
- Christliche Kirchen in China glauben bedingungslos, dass
die Bibel das Wort und die Offenbarung Gottes ist.
- Christliche Kirchen in China sind entschlossen, den Weg
des Kreuzes Christi zu gehen und sind mehr als bereit, den früheren
Generationen der Heiligen nachzufolgen, die bereit waren, für ihren Glauben zu
leiden und zu sterben.
- Christlichen Kirchen in China sind bereit, den Behörden
in China zu gehorchen, die Gott eingesetzt hat, und die Autorität der Regierung
zu achten, die Gesellschaft und das Zusammenleben der Menschen zu regeln.
- Aus diesen Gründen glaubten und lehrten alle Gläubigen,
dass alle wahren Kirchen in China, die Christus gehören, am Prinzip der
Trennung von Kirche und Staat festhalten und Christus als das einzige Haupt der
Kirche bekennen müssen. Die Kirche sei bereit, sich in ihrem Verhalten nach
aussen wie jede andere soziale Organisation den Gesetzen einer zivilen
Administration zu unterziehen. «Aber unter keinen Umständen werden wir unsere
Kirchen dazu bringen, sich einer religiösen Organisation anzuschliessen, die von
der Regierung kontrolliert wird, sich bei der Religionsbehörde zu registrieren
oder irgendeine derartige Verbindung anzunehmen.»
In der Erklärung halten die Pastoren fest, dass ihre
Kirchen keinen «Bann» oder «Bussen» der Regierung akzeptieren; sie seien bereit,
für das Evangelium jeden Verlust zu ertragen – «selbst den Verlust unserer
Freiheit und unseres Lebens».
Rückfall in
alte Zeiten
Beobachter fragen sich, warum ausgerechnet heute Peking so
starken Druck auf die Gläubigen ausübt. «Unter der eisernen Faust von Xi
Jinping übt die Regierung – vor allem seit der verschärften Regelung seit dem
letzten Februar – auf Gläubige (übrigens nicht nur Christen) Druck aus wie nie
zuvor», erklärt Tenzin Dorjee, Leiter der US-Kommission für Internationale
Religionsfreiheit. «Jeder, der nicht der Linie Pekings folgt, sondern seinem
eigenen Gewissen, riskiert Diskriminierung, Belästigung, Verwahrung, Gefängnis
und sogar Folter», so Dorjee. «Niemand ist sicher vor dem Zorn Pekings.»
Die grosse Frage ist, warum Peking gerade heute zu den
Unterdrückungsmethoden der Vergangenheit zurückkehrt. Nach Ansicht des
Kommissionsmitglieds Johnnie Moore macht der Druck auf die Christen eigentlich keinen
Sinn. «Unter der Führung von Xi fällt China in eine Zeit in der chinesischen
Geschichte zurück, die keine wirtschaftliche Prosperität brachte, sondern eine
Isolation vom Rest der Welt und zahllose Beispiele von sinnlosem Leiden»,
erklärt Moore und fragt: «Warum plötzlich jetzt?» Die wahrscheinlichste Antwort liegt in der Tatsache, dass das Christentum in China stark am Wachsen ist:
«Es ist ein Zeichen der Schwäche, es zeigt Paranoia.»