Idea Spektrum Schweiz

«Natürlich braucht es christliche Medien»

Seit zehn Jahren erscheint idea Spektrum Schweiz in Kooperation mit der deutschen Ausgabe. An der Jubiläumsfeier in Olten war zu spüren, dass das Team hinter dem Magazin «vom Auftrag begeistert» ist - aber auch, dass es in der christlichen Medienarbeit noch viel zu tun gibt.

Wer am letzten Freitagabend durch das Foyer des Konferenzhotels Arte schaute, sah das versammelte Who's who der christlichen Szene der Schweiz. Rund 150 Vertreter aus Medien, Kirchen, Werken, Politik und Wirtschaft waren der Einladung zur Geburtstagsfeier von idea gefolgt. Beim Apéro wurden Beziehungen gepflegt, während andere darüber rätselten, was sie an diesem Abend unter dem Motto «Vom Auftrag begeistert» erwartete.

Die Gesellschaft beeinflussen

Wie gehen Christen und Kirchen mit den Medien um? Diesen Fragen ging FDP-Nationalrat Werner Messmer in seiner Ansprache nach. «Was ist unser Auftrag?», fragte der Wirtschaftsmann und meinte sogleich, bei dieser «im Saal versammelten geistlichen Potenz» gäbe es darauf wahrscheinlich zahlreiche Antworten. Im Normalfall könne man den Auftrag der Christen aber auf zwei Gebiete reduzieren: Gemeindearbeit, die sich nach innen richte und Missions- oder Diakoniearbeit, die nach aussen schaue. «Doch wer beeinflusst unsere Gesellschaft? Wer kümmert sich um die Wirtschaft, wer um die Politik?» Laut Messmer fehlt diese Ausrichtung in den meisten Kirchen und Gemeinden. Dabei sei es dringend, dass sich in der Gesellschaft etwas tue. «Der Sinn fürs Mass wurde in den letzten Jahre mit den Füssen getreten. Um das zu ändern, braucht es kein neues System, sondern veränderte Menschen. Wer fühlt sich dafür verantwortlich?»

Aufsteller gesucht

Oft würden Christen die Missstände in der Gesellschaft zwar sehen und beklagen, sich selber aber zurückziehen statt engagieren. Fehlende Zeit sei eines der Hauptargumente. «Doch wie kommt unsere Politik raus, wenn nur noch die politisieren, die Zeit haben?», fragte der Nationalrat. Christen, und zwar «als Aufsteller, nicht als Nörgler», würden dringend gebraucht. Dazu brauche es ganz klar christliche Medien. Messmer: «Wo Christen in den Medien nicht vorkommen, haben sie ihre Verantwortung als Animatoren für den gelebten Glauben in der Gesellschaft nicht wahrgenommen.» Die Medien seien das Blut in den Adern unserer Gesellschaft, und «dieses Blut müssen wir beeinflussen».

Wer das Ziel vor den Augen habe, könne diese Aufgabe mit Begeisterung in Angriff nehmen. Der Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes zog den Vergleich zu seinem Metier: «Es erfüllt einen mit grosser Freude, wenn man eine Brücke oder ein Gebäude anschaut, das man selber gebaut hat. Wie viel mehr Begeisterung müssten wir Christen entwickeln, wenn wir auf unser Ziel schauen - das ewige Leben!»

Kreuz und Schwert

Nach Messmer trat der der Kommunikationsberater Klaus J. Stöhlker mit markanten Worten vors Publikum. Seine Ansprache überschrieb er mit «Kommunikation - das Kreuz der Christen». «Der Wunsch der Menschen, glauben zu dürfen, ist grösser als die Fähigkeit der christlichen Kirchen Europas, dem zu entsprechen», eröffnete Stöhlker seine Kritik, die sich in grossen Teilen auf die katholische Kirche bezog. Zum Nachdenken gebracht habe ihn ein Seefahrer-Denkmal bei Lissabon, das gleichzeitig ein Kreuz und ein Schwert darstellt. «Europa - und da gehört auch die Schweiz dazu - hat das Schwert schon lange verloren. Was geschieht, wenn bald auch das Kreuz definitiv weg ist?»

Während die Kirchen geschlossen und in Museen umgebaut würden, bauten die Muslime ihre Moscheen. In diesem Umfeld sei die Analyse der aktuellen kirchlichen Kommunikation keine erfreuliche Aufgabe, so Stöhlker. «Die Kirchen sind überaltert, vitale Prediger sind selten und jüngere Geistliche wirken oft monoton.» Die Kirchen hätten im Bezug auf die Kommunikation kein Konzept und nur geringe Kompetenz. Stöhlker erklärte, er habe zwar schon einige kirchliche Kommunikationskonzepte gesehen, die in der letzten Zeit erarbeitet wurden. «Doch diesen Konzepten fehlt die Verbindung zum wirklichen Leben.» Eine Stufe darüber, bei den Bistümern, herrschten «grosses Schweigen, gelegentliche Skandale und grosse Depressionen».

Die Kraft der Kirche zeigen

Was ist zu tun angesichts dieser Lage? Die Kirchen müssten beachten, dass die Schweizer ein intelligentes und internationales Publikum sind, das hohe Ansprüche an die Kommunikation stelle. «Ganz bestimmt ist die Brauchtumskirche keine Lösung», so Stöhlker. Vielmehr müsse man die «Kraft der Kirche zeigen», ihre Vielfalt der Menschen und der Leistungen. «Dazu werden Medienprofis gebraucht, und zwar Top-Leute.» Und schliesslich müsse die Kirche den Mut haben, attraktiv zu sein. Nur so könne es gelingen, dass man in Zukunft nicht nur «Jesus lebt», sondern auch «Die Kirche lebt» singe. «Christliche Medienarbeit funktioniert nicht ohne Selbstvertrauen, ohne Geld und ohne Profis», resümierte der Kommunikationsberater. Diese professionelle Arbeit sei auch die Aufgabe eines Magazins wie idea Spektrum.

Webseite: www.ideaschweiz.ch

Kommentar

Idea - älter als zehn Jahre

Von Peter Schmid

Die gediegene Feier in Olten fokussierte angestrengt auf die zehn Jahre, in denen idea Spektrum Schweiz in Kooperation mit idea Deutschland erscheint. (Das edle Kürzel meint: Informationsdienst der Evangelischen Allianz - oder, wie ein Spassvogel ausdeutschte: Interessengemeinschaft für deutliche evangelikale Aussprache.) Die Schweizer übernehmen in ihre Ausgabe einen Teil der Artikel, die das Wetzlarer Medienunternehmen ins deutsche idea Spektrum stellt.

idea schweiz gab es indes schon 1986. Damals wurde die Zeitschrift als eigenständiges Deutschschweizer Magazin lanciert (22x/Jahr, mit dem Namen, der sich in Deutschland eingebürgert hatte). Ihm war der SAFE-Pressedienst vorausgegangen, der sich den Impulsen der Lausanner Konferenz für Weltmission 1974 verdankte. 1986-1999 publizierten Chefredaktor Fritz Imhof und sein Team das Magazin sowie einen aktuellen Tagesdienst mit Meldungen, die in säkularen Medien Abdruck fanden. Ausserdem brachte idea schweiz regelmässig Dokumentationen zu brennenden Themen heraus.

Trotz dem kleinen Heimmarkt generierte idea 85-90 Prozent der nötigen Mittel. Der Rest musste mit Spenden gedeckt werden, da - anders als heute - keine kirchliche Institution idea finanziell unterstützte. Mitte der 1990er Jahre baute der damalige SEA-Zentralsekretär Frank Probst den Zürcher Impuls-Verlag mit unschweizerischer Forschheit aus. Dessen Fusion mit idea erwies sich nach Probsts Tod als fatal; idea ging im finanziellen Strudel unter und wurde eingestellt.

Das finanzielle Engagement des Liestaler Unternehmers Heiner Henny ermöglichte im Herbst 1999 den Neustart der Publikation - im Verbund mit Wetzlar. Ans Nacheinander der Artikel aus den Küchen in Zürich und Wetzlar hat sich die Schweizer Leserschaft inzwischen gewöhnt. Namentlich die Hintergrundartikel dienen der Horizonterweiterung über Rhein und Schwarzwald hinweg.

Nach Fritz Herrli (Chefredaktor 1999-2004) gibt nun Andrea Vonlanthen mit Verve, Initiative und Marketing-Aktionen der Wochenzeitschrift das Gepräge. Der Genugtuung über den aktuellen Status der Zeitschrift tut ein Rückblick über 1999 hinaus keinen Abbruch. Er legt sich schon darum nahe, weil evangelischen Christen, namentlich Freikirchlern, manchmal ein kurzes Gedächtnis nachgesagt wird...

Datum: 09.12.2009
Autor: David Sommerhalder
Quelle: Livenet.ch

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