Jugendliche sprechen im Internet eher über ihren Glauben
Dass im Internet gewisse Hemmschwellen niedriger sind, ist weithin bekannt. Doch dass dies auch auf den Glauben zutrifft, hat jetzt eine Studie der Ramon Llull Universität in Barcelona herausgefunden. Demnach nutzen junge Menschen digitale Medien durchaus für religiöse Zwecke – sprechen aber im Alltag kaum darüber.
Bei der Umfrage konzentrierten sich die Forscher auf 2'000 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren in Katalonien. Rund 24 Prozent der Befragten, darunter Katholiken, Muslime, Protestanten, Buddhisten und Sikhs, erklärten, dass sie digitale Instrumente wie Webseiten, Smartphone-Anwendungen, soziale Netzwerke oder Spiele ihrer Religionsgemeinschaft regelmässig nutzen und im Internet auch über ihren Glauben sprechen. Interessant ist hierbei, dass die jungen Katholiken deutlich weniger digitale Medien nutzen als diejenigen der Minderheitsreligionen in Spanien. Dies mag aber auch daran liegen, dass sich unter den Katholiken Spaniens viele Menschen befinden, die sich aus Tradition ihrer Religion zugehörig fühlen, jedoch ihren Glauben nicht aktiv ausleben.
Diskrepanz zwischen digital und real
Eine grosse Diskrepanz bestehe allerdings zwischen der Bereitwilligkeit der Jugendlichen, im digitalen Umfeld und im realen Leben über ihren Glauben zu sprechen, erklärte Professorin Miriam Díez, die in die Studie mit involviert ist. «Einige Jugendliche sind im religiös digitalen Bereich äusserst aktiv, doch sie reden aus Scham nicht darüber… Viele ziehen es vor, diesen Bereich in ihrem Privatleben zu belassen. Doch es ergibt sich daraus ein Paradox, da der digitale Bereich extrem offen ist und die Jugendlichen ansonsten viele intime Dinge preisgeben.»
Herausforderung für religiöse Gemeinschaften
Laut Díez steckt die digitale Nutzung zur Evangelisation und zur religiösen Praxis noch in den Windeln, doch könnte sie zu einer enormen Möglichkeit für die diversen Glaubensgruppen werden, um die Religion wieder als etwas «Cooles» darzustellen und distanzierte Gruppen wie beispielsweise Jugendliche zu erreichen. Doch «die Verantwortlichen der religiösen Gemeinschaften müssen stärker auf die Bedürfnisse der Jugendliche achten.»
Laut der Studie existiert in den digitalen Medien ausserdem eine zu starke Einseitigkeit – zumindest bei der katholischen Kirche Spaniens. Jugendliche bedürften einer grösseren «Interaktion», was durch Anwendungen und interaktive Inhalte erzeugt werden könnte, in denen sie ihre Ideen und ihr Empfinden ausdrücken könnten, heisst es im Bericht.