Evangelische Parteien verdoppeln ihre Sitze im Nationalrat
Die Sitzgewinne der Grünen und
Grünliberalen verdecken die Erfolge der evangelischen Kleinparteien EVP und
EDU. Die EVP gewinnt im Aargau einen Sitz und ist nun mit drei Mitgliedern im
Nationalrat vertreten. Die EDU zieht nach längerer Durststrecke wieder in den
Rat ein.
Neu im Nationalrat: Andreas Gafner (EDU Kanton Bern) und Lilian Studer (EVP Kanton Aargau)
Lilian Studer
ist eine von drei Frauen, die aus dem Aargau neu nach Bern gehen werden. Sie
folgt nach 12 Jahren ihrem Vater Heiner, der damals nach zwei Legislaturen die
Wiederwahl verpasste. Ihre Freude ist nach dem erfolgreichen dritten Anlauf
gross. In Bern will sie sich für die Sozial- und
Gesellschaftspolitik, öffentliche Sicherheit, Familie und Lebensschutz
einsetzen. Dazu die Umwelt, die seit jeher Thema der EVP gewesen sei.
Ein Bergbauer vertritt die EDU
Nach einer langen Durststrecke bezüglich nationaler
Politik wird auch die EDU wieder mit einem Sitz im Nationalrat vertreten sein.
Das Rennen gemacht hat der Landwirt und ehemalige Gemeindepräsident von Oberwil
im Simmental, Andreas Gafner. Als Schwerpunkte seiner Politik nannte er vor der
Wahl die Landwirtschaft, die Familie und die Finanzen. Er dürfte sich als
Vertreter der Bauern im Berggebiet für eine ökologisch-nachhaltige
Landwirtschaft im Rat einsetzen.
Wermutstropfen
Philipp Hadorn
Bedauerlich aus evangelischer Sicht ist die knappe
Abwahl von Philipp Hadorn im Kanton Solothurn. Der Methodist und Präsident des
Blauen Kreuzes hat sich im Rat bereits eine gute Position als Energiespezialist
und Vorkämpfer für den Umweltschutz erarbeitet. Er hätte eigentlich von der
grünen Welle profitieren müssen. Doch die Wahlarithmetik im Kanton Solothurn
funktionierte zu seinen Ungunsten. Auch Thomas Ammann (CVP, SG) gehörte zu den
aktiven Teilnehmern der Besinnungen im Bundeshaus und wurde jetzt abgewählt.
Neuer Schub
Laut einer Medienmitteilung der EDU wird ihre «beständige Politik als christlich-konservative Kraft, die auf der Grundlage
biblischer Werte politisiert, nun im Kanton Bern honoriert». Der Wiedereinzug
in den Nationalrat werde der EDU in der ganzen Schweiz neuen Schub
verleihen.
Neue Fraktion?
Nationalratssaal im Bundeshaus Bern
Auch der EVP wird der
wieder erlangte Aargauer Sitz Auftrieb geben. Sie hat in 16 Kantonen an den
eidgenössischen Wahlen teilgenommen und 0,3 Prozent Wähleranteile gewonnen und
somit gesamtschweizerisch um rund 15 Prozent zugelegt. Nun stellt sich die
Frage nach der Fraktionszugehörigkeit in Bern neu. Laut EVP-Präsidentin und
Nationalrätin Marianne Streiff fühlt sich die EVP-Vertretung in der
CVP-Fraktion wohl und erzielte bei den Abstimmungen eine Übereinstimmung von
75% mit der CVP. Dennoch will sie Gespräche mit der BDP über eine
gemeinsame Fraktion oder eine Fraktion in der Mitte CVP/EVP/
BDP nicht ausschliessen.