Christoph Kunz will in Sotschi eine Medaille gewinnen
Christoph Kunz wird an den Paralympics vom 7.-16. März für die Schweiz an den Start gehen. Der Sportler, der zur EMK Frutigen gehört, spricht über seine Vorbreitungen und die Freude beim Sieg.
Christoph Kunz startet an den Paralympics 2014 in Sotschi in drei Disziplinen: Super-G, Riesenslalom und Abfahrt.
Livenet: Herr Kunz, zum dritten Mal starten Sie an den Paralympics. In welchen Disziplinen treten Sie an? Christoph Kunz: Ich möchte sicher in den Disziplinen Super-G, Riesenslalom und Abfahrt an den Start gehen. Riesenslalom und Super-G sind die Disziplinen, die ich am liebsten habe. Den grösseren Erfolg hatte ich in Vancouver aber in der Abfahrt. Darum gehöre ich dort auch zu den Favoriten.
Wann haben Sie begonnen, sich auf Sotschi vorzubereiten?
Ich trainiere das ganze Jahr hindurch. Die konkrete Vorbereitung auf die jeweilige Saison hin beginnt im Herbst. Ende August, Anfang September gehen wir mit dem Team das erste Mal auf den Schnee. Aber eigentlich beginnt die Saisonvorbereitung schon im Frühling, wenn die alte Saison zu Ende ist. Dann fängt das Konditionstraining an und wir beginnen mit einzelnen Tests.
Wieviel Zeit nimmt das bei Ihnen in Anspruch?
Im Sommer mit dem Konditionstraining sind das ca. 10 – 15 Stunden pro Woche. Im Herbst und Winter ist das schwieriger zu sagen. Da ist man dann ganze Tage unterwegs in Saas Fee oder auf dem Gletscher. Es ist schwierig, das in Stunden auszudrücken, weil ich dann zwar von zuhause weg bin, aber auch nicht dauernd trainiere.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass zu einem Sieg immer eine ganze Reihe von Personen beitragen. Wer gehört für Sie dazu?
Mein Frau Stephanie ist sicher die wichtigste Person. Sie unterstützt mich in allem und sorgt dafür, dass ich mich auf den Sport konzentrieren kann. Dann ist es natürlich das ganze Team, mit dem wir zusammenarbeiten. Also konkret das Paralymics-Ski-Team: Trainer, Physio und Service-Mann. Wichtig ist sicher auch mein Vater. Wenn wir hier zuhause sind, präpariert er meinen Ski. Dann habe ich auch noch einen persönlichen Trainer und jemanden, der mir Pläne für das Konditionstraining schreibt. Es sind also wirklich sehr viele, die zum Ganzen und zum Erfolg etwas beitragen.
Christoph Kunz
Wie sieht bei Ihnen die Vorbereitung unmittelbar vor dem Wettkampf aus?
Das läuft bei jedem Rennen gleich: Es gibt zunächst eine Besichtigung der Piste. Bei Riesenslalom und Slalom auch noch eine zweite Besichtigung vor dem zweiten Lauf. Und dann für mich persönlich: Unmittelbar vor dem Rennen stimme ich mich mit Musik oder Konzentrationsübungen ein. Dort kommt für mich auch der Glaube ins Spiel: das Gebet gehört für mich fest dazu, am Abend vorher und am Morgen – und dann auch noch kurz vor dem Rennen. Für die Rennvorbereitung habe ich so etwas wie ein Ritual, einen Ablauf, den ich immer in der gleichen Weise einzuhalten versuche. Dazu gehören das Aufwärmen und eben die Konzentration. So baue ich mich auf, damit ich nachher für das Rennen bereit bin.
2010 bei den Paralympics in Vancouver hatten Sie einen sehr grossen Erfolg. Wie haben Sie sich da gefühlt?
Das war ein fantastisches Gefühl: All die Arbeit, die ich da hinein investiert habe. Und dann ging es dort in der Abfahrt perfekt auf mit dem Sieg! Zur Freude kam auch eine grosse Erleichterung. Denn ich habe mir natürlich selbst einen Druck gemacht.
Auch das ganze Drumherum war sehr eindrücklich, vor allem die Siegerehrung mit der Nationalhymne. Es macht mich stolz, wenn ich sehe, was ich mit diesem Einsatz erreichen konnte. Das ist es, wofür ich arbeite und auf sehr vieles verzichte. Einen solchen Erfolg erleben zu dürfen, ist ein sehr grosser Lohn und entschädigt für vieles, was ich investiert habe.
Zur Person
Christoph Kunz (31) ist zusammen mit drei Brüdern auf einem Bauernhof in Frutigen aufgewachsen. Ungefähr mit 13 Jahren hat er angefangen, vor allem im Mittel- und Langstreckenlauf regelmässig und intensiv zu trainieren. Er besuchte das Gymnasium Hofwil in Münchenbuchsee in einer Klasse, in der Sportler, Musiker und Künstler in ihren Begabungen unterstützt und gefördert wurden. Daneben war er in der Jungschar der EMK in Interlaken als Leiter engagiert.
Im Juni 2000 kam es zu einem Unfall, als er mit seinem Motorrad auf dem Weg von Thun nach Interlaken unterwegs war. Seither ist er vom 5. Brustwirbel an gelähmt und sitzt im Rollstuhl.
Seit 2008 ist er verheiratet mit Stephanie. Beruflich ist er bei der Paraplegiker Vereinigung in Nottwil als Key Account Manager tätig.