Island: Fast 100% der Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben
Die verbesserten Möglichkeiten der vorgeburtlichen Diagnose haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass Kinder mit der Diagnose Down-Syndrom in westlichen Ländern vermehrt abgetrieben werden. Trauriger Spitzenreiter ist Island, das sich rühmt, das Problem Down-Syndrom praktisch «erledigt» zu haben.
Island hat das Down-Syndrom (Trisomie-21) fast «abgeschafft». Nahezu alle Kinder, bei denen vorgeburtlich das Syndrom festgestellt wurde, werden abgetrieben. Die immer weiter verbreitete vorgeburtliche Untersuchung macht's möglich.
Obwohl die meisten Menschen, die mit Trisomie-21 geboren werden, ein langes, gesundes Leben leben, entscheiden sich die meisten Mütter in westlichen Ländern dafür, diese Babies abzutreiben. In Dänemark sind es etwa 98, in den USA knapp 70 Prozent der diagnostizierten Fälle.
«Lebensunwertes Leben»?
Die hohe Anzahl der Abtreibungen von Down-Kindern ist durch einen neuen Bluttest möglich geworden, der es erlaubt, das Syndrom sehr einfach im Frühstadium der Schwangerschaft zu entdecken. Viele Frauen entscheiden offenbar – neben der Aussicht auf persönliche Schwierigkeiten –, dass das Leben eines Kindes mit Trisomie-21 nicht lebenswert sei.
Ein Blick in die gesellschaftliche Realität spricht allerdings eine ganz andere Sprache. Cherry Jensen aus den USA, zum Beispiel, erinnert sich, dass die Ärzte grob unterschätzten, wie gut ihre Tochter mit dem Down-Syndrom später funktionieren würde. Heute nutzt sie ihre Erfahrungen, Eltern zu ermutigen, ihr Baby mit dieser Diagnose zu behalten und zu bejahen. Es gibt viele Geschichten von Menschen mit Trisomie-21, die im Geschäftsleben, im Sport und anderen Unternehmungen, ja sogar als Models erfolgreich sind.
Nach einer Untersuchung in den USA unter Eltern mit Down-Syndrom-Kindern wurde festgestellt:
99% lieben ihr Kind
97% sind stolz auf ihr Kind
79% erleben ihr Kind als positiven Gewinn für ihr allgemeines Lebensgefühl
Und von Kindern mit dem Down-Syndrom über 12 Jahren:
sind 99% glücklich mit ihrem Leben
mögen sich 97% leiden
und mögen 96% auch ihr Aussehen leiden.
«Bedingungslose Liebe lernen»
Die Aktivistin und Künstlerin Joni Eareckson Tada, die seit über 50 Jahren aufgrund eines Badeunfalls als Querschnittgelähmte lebt, erinnert sich: «Bereits vor 25 Jahren haben wir dagegen gekämpft, Abtreibung als sogenannte 'Strategie zur Bekämpfung von Behinderungen' zu definieren. Jedes Individuum, egal wie ernsthaft behindert es ist, ist ein Ebenbild Gottes. Und Menschen mit dem Down-Syndrom gehören bekanntlich zu den zufriedensten und glücklichsten Menschen auf der Erde. Von ihnen lernen wir bedingungslose Liebe und Annahme von anderen, die scheinbar anders sind. Jetzt sind wir in Gefahr, das alles abzuschaffen.»
«Eugenik und Barbarei»
Und Penny Nance von der Bewegung «Concerned Women for America» ergänzt: «Island scheint stolz darauf zu sein, fast alle ungeborenen Babies zu töten, bei denen das Down-Syndrom festgestellt wurde. Das ist kein medizinischer Fortschritt. Das ist Eugenik und Barbarei.»
Autor Dr. James Dobson hält fest: «Ich habe kaum eine Geschichte gesehen, die der Nazi-Eugenik so sehr ähnelt wie der kürzliche Report, dass Island fast 100 Prozent der Down-Geburten durch Abtreibung 'erledigt'.»
Die Schauspielerin Patricia Heaton bringt es auf den Punkt: «Island hat das Down-Syndrom nicht abgeschafft. Sie töten einfach jeden, der es hat – ein grosser Unterschied», twitterte sie.
Schweiz: Markanter Anstieg der Trisomie-21-Fälle
Wie der «Tages-Anzeiger» in einem Bericht vom Oktober 2010 festhält, sind in den letzten zwei Jahrzehnten in der Schweiz die Schwangerschaften mit diagnostiziertem Down-Syndrom markant angestiegen. Dies zeigt die Statistik des Unispitals Lausanne (CHUV), wo seit dem Jahr 1989 entsprechende Daten zum Kanton Waadt gesammelt und dem Fehlbildungsregister von Eurocat (European registration of congenital abnormalities and twins) gemeldet werden. Demnach war im Kanton Waadt die Zahl der erfassten Trisomie-21-Fälle im Jahr 2012 dreimal so hoch wie 1989.
«In der Schweiz ist die universitäre Abteilung für Medizingenetik in Lausanne das einzige Zentrum, das solche Zahlen systematisch sammelt», sagt Marie-Claude Addor, Leiterin Medizinische Genetik am CHUV, welche dort die Eurocat-Datensammlung betreut. Die jährlich rund 8'000 Geburten im Kanton Waadt entsprechen ziemlich genau einem Zehntel der schweizerischen Geburtsrate. Trotz gesellschaftlicher Unterschiede geben die Zahlen aus Lausanne laut dem «Tages-Anzeiger» damit einen Hinweis auf die gesamtschweizerische Situation.
Immer ältere Mütter – 90 Prozent abgetrieben
Für die Zunahme gebe es eigentlich nur eine Erklärung: Frauen sind im Schnitt immer älter, wenn sie Kinder bekommen. «Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Trisomie-21 oder einer anderen Chromosomenstörung zu gebären. Das Risiko beträgt mit 25 Jahren 0,1 Prozent, mit 40 Jahren ist es zehnmal höher», hält der Tages-Anzeiger fest.
Offensichtlich nutzen werdende Mütter auch in der Schweiz in der grossen Mehrzahl die Möglichkeit, einen Fötus mit Trisomie abzutreiben. «Laut Studien entscheiden sich über 90 Prozent der Frauen für eine Abtreibung, wenn die vorgeburtliche Untersuchung eine mögliche Behinderung anzeigt», sagt Anita Rauch, Direktorin des Instituts für Medizinische Genetik der Universität Zürich. Damit liegt die Schweiz im Spitzenfeld westlicher Länder.