«Betende Hände»: Zeichnung vom Deutschen Albrecht Dürer (Bild: Wikimedia)
Immer
wieder begegnen sie uns, die zum Gebet gefalteten Hände. Es ist eine so
populäre Bild-Ikone, dass sie sogar ein eigenes Emoticon hat und auch in den
Sozialen Medien voll präsent ist. Livenet bringt Hintergrund-Infos.
Dass
Gebet omnipräsent ist, sind wir uns manchmal gar nicht so bewusst. Ziemlich
sicher beten gerade in diesem Moment viele Menschen auf der Weltkugel. Und wenn
man von allen wüsste, die ab und zu oder sogar regelmässig beten, wären wir
wohl überrascht.
Wir
könnten mal eine kleine Umfrage in unserem persönlichen Bekanntenkreis machen –
oder?
«Betende
Hände» sind omnipräsent
Synonym
dazu verhält es sich mit dem meistgenutzten Symbol dazu, gerade weil es eben auch
zum Alltag gehört und so rasch selbstverständlich wird. Sie tauchen überall auf
und haben auch die «sozialen Medien» eingenommen – die betenden Hände.
Wie
viele beten denn überhaupt?
Mehr
als die Hälfte der Deutschen betet laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts
Emnid. 31 Prozent von ihnen gelegentlich; doch fast jeder fünfte Deutsche betet
regelmässig. In Krisenzeiten beten weitere sechs Prozent.
Zusammenfassend
zählt das Bundesamt für Statistik, dass in der Schweiz im Jahr 2020 rund 42 Prozent
regelmässig betete.
Was
das Symbol genau bedeutet
Wenn
ein Symbol so die Runde macht, oder eben auf postmodern: «viral geht», dann
wird die Bedeutung oft auch breiter. So kam zum Gebet auch das Wünschen für
Erfolg oder das «Ich denk an dich!» dazu.
Emoticon Betende Hände
Offiziell
heisst es beispielsweise im «Emojipedia»: «Die Bedeutung des Emoji-Symbols (zusammengelegte Handflächen) ist beten, betende Hände,
bitte, bitten, danken und ist direkt verwandt mit Gebet. Es
wird auch als eine Darstellung eines respektvollen Grusses oder als Zeichen der
Anbetung wie in vielen südostasiatischen Religionen und Kulturen gezeigt, wie
z. B. dem hinduistischen Namaste.»
Unterstützung und Daumendrücken
«Ich
wünsch dir viel Erfolg» oder «Mach es gut!» schicken wir jemandem mit auf den
Weg und das kommt dem «Daumendrücken» gleich. Wir drücken die Daumen und denken
aneinander.
Das
Einander unterstützen ist in diesen Zeiten besonders wichtig. Obwohl es einer
Gesellschaftsschicht so gut geht, wie noch nie – die soziale Schere existiert. Soweit zum Materiellen, jedoch verhält es sich mit der Psychen-Landschaft
wiederum anders. Oder weshalb leiden gerade in unseren «reichen Ländern» so
viele Menschen an psychischen Problemen? Dazu kommen die aktuellen weltweiten
Krisen, welche mächtig aufs Gemüt schlagen können oder auch handfeste
Schwierigkeiten wie Geldnot auslösen.
Füreinander
da zu sein ist also eminent wichtig, und Gebet führt da noch in weitere
Dimensionen, weil es die göttliche Unterstützung mit einbezieht.
Der
Weg von Hand und Daumen
Kommen
wir vom einzelnen Daumen zurück zu den kompletten Händen. Das ikonische Bild
ist eine Zeichnung vom Deutschen Albrecht Dürer, das mit Tinte und Weisshöhung
auf blauem Grund auf Papier gebracht wurde (siehe Titelbild). Es zeigt die Hände eines Apostels,
der auf dem Flügelaltar in farbiger Umgebung kniet. Dürer wurde damals mit der
Anfertigung eines Flügelaltars, dem sogenannten Heller-Altar beauftragt. Es
sind nur noch Vorstudien im Original erhalten, nachdem der Altar im Jahr 1729
verbrannte – auch von den Betenden Händen. Ursprünglich stammt die Zeichnung
aus 1508, wobei Dürer seine eigene linke Hand abzeichnete und verdoppelte. Auf
dem Heller-Altar befand sich die Apostelfigur am rechten Rand des Mittelteils.
Wie
es so weit kam
Obwohl
die Betenden Hände nur eine Vorstudie zum Heller-Altar war, wurden sie
bekannter als das Werk, für das sie vorgesehen waren. Wikipedia zitiert Anja
Grebe: «Die Sorgfalt, die Dürer auf diese Details verwandte, zahlte sich zumindest
posthum aus. Während die nackten Füsse des im Vordergrund knienden Apostels Ende
des 16. Jahrhunderts einen wahren Fussfetischismus auslösten, avancierten die
«Betenden Hände» im 20. Jahrhundert zu Dürers populärstem Motiv.»
Vor
allem werden sie im Devotionalienhandel angeboten, oft auch in
dreidimensionaler Form, und wurden beispielweise als Relieftäfelchen, zum
«Synonym des Betens». Die Bildikone findet man an unzähligen Orten; als
Konfirmations-Karte, Bibel-Illustration und vielem mehr. Was man in Europa vorwiegend
als Drucksache findet, ist in den Vereinigten Staaten auch als Vollplastik
populär.
Bleibt
zu wünschen, dass das Bild auch lebendig wird und zu vielen fruchtbringenden Gebeten
führt.