Die innere Quarantäne

Sei still. Einfach still.

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Unsere Zeit schreit. Meinungen und Ereignisse toben um uns herum. Medien bestürmen uns aufdringlich. Wie finden und behalten wir unsere innere Mitte?

«Mir ist, als wenn ich innerlich zerfleddere», erklärte eine Bekannte im Gespräch. «So viel Not in der Welt. So viele Meinungen. So viel, was ich 'sollte'. So viele Optionen, so viele Entscheidungen jeden Tag. Ich werde gelebt, habe ich oft das Gefühl.» Sie ist nicht allein. Im Jahr 2020 kann es zu einer Überlebensübung werden, die innere Mitte und Integrität nicht zu verlieren.

Sturm und Erdbeben

Jede Lebensphase hat ihre Stürme. Da pfeift es einem um die Ohren, man muss sich warm anziehen: Prüfungsstress, Beziehungsstress, Kinderstress, finanzieller Stress zehren an unseren Kräften.

Dann kommen die Erdbeben: Der Boden unter den Füssen wird wackelig. Was soll ich noch glauben? Was sind meine Überzeugungen? Was stimmt noch? Wer bin ich eigentlich? Bin ich der / die, die ich immer gern gewesen wäre?

Solche Zeiten können einem das viele Gute, das man erlebt, und die vielen Reserven, die man sich aufgebaut hat, wie ein Feuer wegfressen. «Solche Zeiten kommen und gehen», denken wir dann gern. Der Selbstschutz kickt ein. Was aber, wenn Sturm und Erdbeben hartnäckig bleiben? Wenn die Fragen sich nicht verdrängen lassen?

Sturm und Drang

Einer der hochaktivsten und spannendsten Männer der Bibel hatte dramatische Dinge mit seinem  Volk und seinem König erlebt und für seinen Gott gekämpft. Elia war ein Sturm-und- Drang-Typ, ein Kämpfer und Draufgänger. Nach einigen hochdramatischen Begegnungen mit Gott, dem Volk und dem König kommt das Unvermeidliche: die Erschöpfungsdepression. Elia flieht in die Wüste, legt sich unter einen Baum und sagt: «Ich will sterben. Ich bin nicht besser als meine Vorfahren» (nachzulesen im 1. Buch der Könige Kapitel 17-19).

Die tiefe Wende

Was jetzt passiert, ist ein Meisterstück göttlicher Psychologie und der Weg, seine Mitte wiederzufinden. Gott gibt ihm erst einmal zu essen (!). Dann ziehen – quasi als Sinnbilder seiner Erfahrungen – ein grosser Sturm, ein Erdbeben und ein Feuer vorbei. Aber in diesen dramatischen Kräften ist Gott nicht.

Dann kommt ein «kleines, stilles Säuseln». Und jetzt beginnt der erschöpfte Elia, zu hören. «Was willst du hier, Elia?», hört er. Eine so interessante Frage! Der Mann wird ernst genommen und gleichzeitig «heraus-gefordert» aus seiner Höhle, in die er sich verkrochen hat. Leise, liebevoll und klar kommt die Stimme. Elia kann Gott seinen ganzen Frust erklären. Gott hört zu und gibt ihm dann neue Richtung und neue Prioritäten. Der Ausgebrannte wird neu angezündet.

Einfach still

In Zeiten von Sturm, Erdbeben oder Feuer müssen wir weiter gehen: die Stille suchen. Einfach still sein und uns – nein, nicht mit uns selbst, sondern mit Gott verbinden. Nicht zu entscheiden, reparieren, erklären, verteidigen, drücken, verhandeln, täuschen – einfach mit Gott verbinden. Vielleicht fragt der dann: «Was willst du hier?» Auf alle Fälle ist er da. Und nimmt uns ernst.

Gott hat auch im Corona-Jahr nichts von seiner Kontrolle und Fürsorge verloren. In der Stille wartet er auf uns, egal, was für ein Paket wir mitbringen. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Prioritäten neu klären und ordnen, wenn wir ihn gehört haben.    

Seien Sie einmal still. Einfach still. Stellen Sie das Smartphone auf «Flugzeug». Und halten Sie die Fragen aus, die kommen. Treten Sie – vielleicht das erste Mal in Ihrem Leben – ins Gespräch ein mit demjenigen, dem Sie enorm wichtig sind.

Zum Thema:
Den kennenlernen, der die Kontrolle nie verliert
Wege in die Stille: Fünf traditionelle Methoden für Ruhe inmitten von Hektik
In einer ruhelosen Welt: Warum Anbetung Stille braucht
Obwohl sie viele meiden: Sehnsucht nach Stille

Datum: 30.09.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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