Was ist Armut?

"Fällte gerechte Urteile! Geht liebevoll und barmherzig miteinander um! Die Witwen und Waisen, die Armen und die Ausländer sollt ihr nicht unterdrücken! Schmiedet keine bösen Pläne gegeneinander!" (Sacharja 7,8-10).

Die Bibel spricht von vier Arten von benachteiligten Menschen. Die Witwen unserer Zeit sind häufig Geschiedene, die oft unfähig sind, dauerhafte freisetzende Beziehungen zu leben. Die Waisen unserer Tage sind Kinder, die mit nur einem Elternteil aufwachsen und oftmals die Geborgenheit einer Familie, die Sicherheit eines liebenden Vaters und einer sie umsorgenden Mutter vermissen. Die heutigen Ausländer sind meist Asylbewerber, die, ihrer Familie und ihrer Wurzeln beraubt, in einer ihnen fremden Kultur leben müssen. Die Armen sind in wachsendem Masse Arbeitslose oder Kleinverdiener. Der englische Ausdruck der Working Poor, der arbeitenden Armen, bezeichnet die zunehmende Anzahl von Menschen, die sich mit ihrem Kleinsteinkommen nicht mehr selbst versorgen können.

Die menschliche Not offenbart sich in jeder Gesellschaft in anderer Weise. Bei uns mag es die Überforderung im gesellschaftlichen Leben sein, Depression, Einsamkeit oder das Leben mit einer zum Tode führenden Krankheit. Es gibt auch materielle Not, nur ist diese manchmal nicht so offensichtlich. Nach Angaben offizieller Statistiken leben in der Schweiz rund 25 % der Menschen über 85 Jahre in grossen materiellen Schwierigkeiten; auch in Deutschland liegt die Armutsgrenze schon über 10 %. Im Sudan zum Beispiel hat die Not ein anderes Gesicht: Sklaverei, Beschneidung der Frauen, Rechtlosigkeit. Gott wünscht sich jedoch, dass wir in beiden Realitäten, in der westlichen Welt und im Sudan oder anderen Nationen, unsere Herzen für die Not öffnen und dazu bereit werden, etwas dagegen zu unternehmen.

Es ist offensichtlich, dass die Sozialstaaten der westlichen Welt den wachsenden Bedürfnissen der Gesellschaft nichts mehr entgegenzusetzen haben. Aus Spargründen werden Gelder gestrichen, die bis zu diesem Zeitpunkt den Bedürftigen zugute kamen. Die wirtschaftliche Situation ist trotz einiger euphorischer Aussagen nicht gerade rosig und die Arbeitslosenzahlen steigen. Wir müssen damit rechnen, dass auch wir Wohlstandsnationen bald mit einer neuen Armut konfrontiert sein werden, falls wir es nicht schon sind.

Die Armut hat so viele Gesichter, doch immer sind Menschen betroffen, die unsere Hilfe brauchen. Jesus sagte, dass in jeder Gesellschaft die Armen immer unter uns sein werden. Wir brauchen sie, denn sie erinnern uns zum einen an Gottes Güte und Versorgung in unserem Leben. Zum anderen sind sie aber auch das Ziel von Gottes Liebe. Ihnen können wir das weitergeben, was Jesus uns geschenkt hat. In diesem Sinne brauchen die Armen nicht uns, sondern wir sie!


Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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