Beten lernen

Ein Elektriker soll einmal gefragt worden sein, wann ihm denn Beten am leichtesten falle. Die Antwort: "Wenn ich an der Zimmerdecke hänge, mit zwei Drähten in der Hand."

Wenn's auf Messers Schneide steht, dann sind die Stoßgebete da. Klar, Not lehrt beten. Da erscheint die Bitte eines Jüngers an Jesus geradezu merkwürdig: "Herr, lehre uns beten!" Eine Frage - überhaupt nicht aus einer Notsituation heraus gesprochen. Einfach so! Was war geschehen? Der Jünger hatte Jesus vorher bei seinem persönlichen Gebet beobachten können. Und da muss der Funke übergesprungen sein. Mann, genauso wie Jesus mit Gott spricht – das möchte ich auch können. Was mag ausgestrahlt sein von Jesus, als er so im Gespräch mit seinem Vater vertieft war: Friede, Geborgenheit, Herrlichkeit? Wir können es heute nur vermuten. Aber was es auch war, es hat die Sehnsucht des Begleiters von Jesus geweckt: So will ich auch beten können.

Das Tolle ist: Jesus geht darauf ein. Er gibt seinen Jüngern das Gebet, das mit einem innigen Papa, Vater im Himmel beginnt. Das Vater-Unser. Erkennen wir es heute eigentlich noch als dieses intime, persönliche Gebet? Das Gebet, das uns den Himmel öffnet? Oder ist es längst zu einer Phrase geworden, die sonntags im wahrsten Sinne des Wortes heruntergebetet wird?

Das Vater-Unser bedeutet: Wir dürfen auf den Schoß unseres Vaters im Himmel klettern, ihm ganz nahe sein. Lassen wir uns darauf neu ein. Vielleicht müssen wir einfach einmal wieder ganz neu bitten: "Herr, lehre uns beten!"

Datum: 14.04.2005
Autor: Oliver Jeske
Quelle: ERF Deutschland

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