Ein Bekannter von mir hat Philosophie studiert und schreibt: Ich wundere mich immer, wenn Christen Angst vor Philosophie, Wissenschaft und Denken haben und das weitergehende Nachdenken scheuen. Sicher gibt es, oberflächlich betrachtet, Einwände gegen den christlichen Glauben, aber eben doch nur, wenn man nicht richtig, nicht weit genug denkt und noch nicht genug weiss. Wer glaubt, denkt weiter. Und was wäre das auch für ein Gott, der unseren Fragen nicht gewachsen wäre? Etwa ein Gott, der unser Interesse verdient, der Schöpfer des Universums und der, der auch hinter meiner Existenz steht? Ich persönlich hätte an einem solchen Gott, den man verstecken und vor richtig radikalen Fragen verschonen müsste, kein Interesse und keinen Bedarf. Denn mein Gott soll standhalten, er soll tragfähig sein, verlässlich. Er soll meinen Problemen gewachsen sein und Antwort auf meine Fragen bieten.
Ein Gott des Lebens
In diesem Sinne finden wir in der Bibel immer wieder die Aufforderung: Erkennt Gott auf allen euren Wegen! Nehmt ihn wahr in allen euren Lebenszusammenhängen! Schaut hin! Sucht nach ihm und ihr werdet ihn entdecken. Er wird sich euch so zeigen, dass ihr ihn nicht übersehen könnt. Er wird euch so auf den Leib rücken, dass ihr ihn nicht mehr bezweifeln könnt! Gott erkennen und in dieser Welt leben, sich in ihr zurechtfinden, gehört für die Bibel aufs engste zusammen.
Natürlich kann man Gott nicht beweisen, genauso wenig, wie man sich irgendeiner anderen Person oder Sache in dieser Welt durch blosses, reines Denken am Schreibtisch sicher sein kann. Man muss sich schon einsetzen, sich selber aufs Spiel setzen. Man muss Erfahrungen machen, um zu wissen, ob und was echt ist; worauf man sich verlassen kann und worauf nicht. Das gilt für Gott wie für alles andere.
Ich weiss, dass ich nichts weiss
Das einsame, isolierte Denken in der Denkerklause für sich allein hilft nicht weiter, Nachdenken zeigt freilich immerhin, dass reines Denken nicht besonders viel austrägt. Das ist in sehr schlichten Worten eines der wichtigsten Ergebnisse der Philosophie in den letzten 100 Jahren. Sie ist meines Wissens sehr bescheiden geworden. Wer richtig denkt, der wird bescheiden. Der erkennt, wie wenig er wirklich weiss und wie wenig sicher man im Blick auf irgend etwas sein kann.
Das ist schon erstaunlich und ein Ergebnis von hohem theologischem Wert: Wir können nichts, aber auch gar nichts vernünftig begründen, keine Frage ausreichend beantworten. Immer bleiben für uns Menschen Fragen offen. Wir kommen als Menschen an kein Ende. Wir können nur wissen, dass wir nichts wirklich wissen, und darum auch nie wirklich unsere Welt, geschweige denn uns selbst, meistern können. Das macht bescheiden.
Tiefe Erfüllung erwartet uns
Wenn wir also genau nachdenken, dann erkennen wir, dass wir Menschen sind und nicht Gott. Da wir aber Antworten, Gewissheiten, einen letzten Halt brauchen, ihn uns aber nicht selber geben können, bräuchten wir dafür Gott wenn es ihn denn gäbe! Doch wir stellten ja fest, dass wir am Schreibtisch weder beweisen noch widerlegen können, dass es ihn gibt. Es bleibt also nur noch eines: Die eigene Erfahrung! Wenn wir bereit sind, uns auf den einzulassen, der von sich behauptet hat, Gott zu sein, dann werden wir ihn als lebendige Kraft erleben. Mit ihm werden wir eine wunderbare Verwandlung erfahren und sehen was echtes Leben ist. Dann werden wir die tiefste Gewissheit erlangen die jemals möglich ist. Unser innerer Durst nach dem Wahren wird endlich gestillt werden. Wagen sie es, es lohnt sich!