Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat
das Leben nicht.
1.
JOHANNES 5,12
Hannah
Arendt war eine deutschstämmige jüdische Publizistin. Aufgrund
ihrer Herkunft musste sie vor dem Nationalsozialismus fliehen. Über
Umwege emigrierte sie in die USA. Bereits wenige Jahre nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs kehrte sie wiederholt nach Deutschland zurück.
Zu uns Deutschen schrieb sie einmal: »Der wohl hervorstechendste und
auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in
der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um
blosse Meinungen.«
Diese
Aussage bekommt in vielen Diskussionen, die wir heute zum
Zeitgeschehen führen, eine erschreckende Aktualität. Wenn mir die
Tatsachen, die mein Gesprächspartner vorträgt, nicht gefallen,
degradiere ich sie einfach zu Meinungen. Eine Meinung muss ich
nämlich nicht teilen. Über Meinungen kann man streiten. Bei
Tatsachen liegen die Dinge anders. Ich kann diese vielleicht etwas
anders deuten und gewichten oder schlicht leugnen.
Aber
sie behalten ihren Anspruch auf Gültigkeit, einfach, weil sie wahr
sind. Und irgendwann komme ich nicht mehr um sie herum. Im
Zusammenhang mit der Bibel begegnet uns dieser merkwürdige Umgang
mit Tatsachen und Meinungen ebenfalls sehr oft. Nehmen wir z. B. den
Tagesvers. Er ist an sich einfach zu verstehen. Aus dem biblischen
Kontext ergibt sich, dass mit Leben das ewige Leben bei Gott gemeint
ist und dass mein Verhältnis zum Sohn Gottes, Jesus Christus,
entscheidend dafür ist, ob ich die Ewigkeit bei Gott verbringe oder
nicht. Nun kann ich sagen:
Das ist
nur eine Meinung, die muss ich nicht teilen. Wenn ich aber einsehe,
dass Johannes hier eine Tatsache bezeichnet, dann kann ich sie nur
akzeptieren oder leugnen – mit ewigen tatsächlichen Konsequenzen.
Markus Majonica
Frage:
Wie
gehen Sie mit Meinungen und Tatsachen um?
Tipp:
Tatsachen
schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.