Bibel nacherzählt

Jesus ans Legokreuz genagelt

Brendan Powell Smith stellt biblische Geschichten mit Legofiguren nach, hauptberuflich. Die Bilder davon stellt er ins Internet und verbindet auf diese Weise Spass mit Botschaft. Andere halten das für „unwürdig“.

Liebesszenen und epochale Schlachten – Bibel-Legobauer Brendan Powell Smith (USA, 32) lässt nichts aus. Laut der «Bild»-Zeitung soll Papst Benedikt XVI. wenig Freude daran haben. Denn auch das Abendmahl und die Kreuzigung kommen in Smiths «Brick-Testament» vor.

Laut «Bild» war die US-Erzdiözese Cincinnati von dem Werk zwar begeistert und legte es allen Katholiken ans Herz. Papst Benedikt XVI. aber beobachte das Projekt mit grosser Skepsis. Papstsprecher Bernardo Cervellera: «Die Würde des Wortes Gottes muss gewahrt bleiben.» Dazu würde Lego nicht taugen. Wir sprachen mit dem Legobaumeister über sein «Brick-Testament».

Livenet: Brendan Powell Smith, laut «Bild»-Zeitung soll der Papst von Ihrer Arbeit gar nicht begeistert sein. Sind Sie ein Ketzer?
Brendan Powell Smith: Ich habe keine englische Übersetzung dieses Artikels gesehen. Ich weiss also nicht, wie unglücklich er tatsächlich ist. Selber betrachte ich mich nicht als Ketzer, als «Abweichler von gängigen Kirchendogmen». Ich bin jedoch keinem Dogma verpflichtet, und so würde es mich nicht überraschen, wenn ich für die, die Dogmen halten, ein Ketzer wäre.

Sind solche Darstellungen erlaubt?
Erlaubt von wem? Ich genehmigte mir das selbst. Die Gesetze der Vereinigten Staaten erlauben es mir. Ob es die Kirche erlaubt? Ich weiss es nicht und es kümmert mich auch nicht wirklich. Ob Gott es erlaubt? Nun, bis jetzt hat mich noch kein Blitz getroffen. Das nehm ich als ein gutes Zeichen. Ich bin verhalten optimistisch.

Das Kreuz ist ein merkwürdiges Symbol. Es ist eher grauenvoll, wenn die Leute damit herumlaufen, mit einem goldenen Mann daran, der langsam und qualvoll stirbt. So etwas hängt man sich dann um den Hals. Wäre es nicht das zentrale Bild ihres Glaubens, so würden es wohl viele Christen als ekelerregend ablehnen.

Bis wann haben Sie die gesamte Bibel ins «Brick-Testament» übersetzt?
Ich arbeite nun schon vier Jahre daran. Ich denke mal, es dauert weitere vier Jahre, bis der Rest der Bibel fertig ist. Das ist ein dickes Buch, aber da ist vieles, dem ich erwartungsvoll entgegensehe. Ich bin begeisterter denn je.

Wie viele Geschichten umfasst das «Brick-Testament» jetzt?
222 sind auf der Webseite illustriert, und von denen sind 21 im «Brick-Testament»-Buch drin. In der deutschen Buchausgabe sind es aber nur zehn und in der japanischen acht.

Sie wollen auch die Apokalypse bebildern. Ist das Ihr nächstes Projekt?
Ich habe eine Geschichte aus dem Leben von Jesus ergänzt, die «Das Ende der Welt» heisst. Aber das ist nur eine kurze Beschreibung von dem, was Jesus darüber sagt. Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes, gibt es eine viel längere Beschreibung. Aber damit warte ich bis ganz am Schluss – als grosses Finale.

Mit wie vielen Lego-Figuren zeigen Sie die Schlacht von Harmaggedon? Kreieren Sie auch eine Kulisse wie bei den Schlachten im «Herrn der Ringe»?
Im Buch Josua illustrierte ich eine Schlacht mit vielen Soldaten. Ich habe viele Legofiguren, aber eine Szene mit so vielen Figuren kann ich nicht machen. Denn damit jeder auf dem Bild kommt, müsste die Kamera viel zu weit weg von der Szene sein. Nur würde man dann die Legoleute nicht mehr einzeln erkennen. In Schlachten mit einer solchen epischen Grösse kann ich nur einen Teil in Nahaufnahme zeigen. Ich überlasse es dem Betrachter, sich den Rest auszumalen.

Ich denke, meine Nahaufnahmen haben mehr Wirkung. Denn man sieht den Ausdruck auf den Gesichtern der Legofiguren. Die Brutalität ist so wesentlich deutlicher. Die Offenbarung, zum Beispiel die Schlacht von Harmaggedon, ist lose erzählt. Es ist eine grosse Herausforderung, dieses Buch ins «Brick Testament» zu übersetzen. Ich will meine baulichen Fähigkeiten bis dahin auf dem Höhepunkt haben. Das ist ein weiterer Grund, warum ich mir das erst für den Schluss vorgenommen habe.

Haben Sie eigentlich auch eine „normale“ Arbeit ausser dem Lego-Bauen?
Ich komme aus der Computerbranche und hatte vor allem Internetseiten entworfen. Als dann das Buch herauskam, gab ich einem Impuls nach und machte aus dem «Brick-Testament» einen Vollzeitjob. Er wirft nicht viel Geld ab, aber man kann damit durchkommen. Ausserdem arbeitet meine langjährige Freundin ja noch in der Computerbranche.

Was ist Ihr Ziel?
Ich will das Bibelwissen der Menschen verbessern. Als ich an der High School die Bibel las, machte es mich stutzig, dass ich anscheinend der einzige war. Da steht soviel drin, das die Leute nicht beachten und darum auch nicht kennen. Fünf Prozent davon tauchen vielleicht in Kirche, Kultur oder in Bibelillustrationen auf. Die restlichen 95 Prozent werden ausgeblendet.

Aber es lohnt sich, den Leuten auch die übrigen 95 Prozent nahezubringen, und zwar auf eine Weise, die auch Spass macht und den Text richtig wiedergibt.

Sobald Sie die Szenen fotografiert haben, brechen Sie ihre Legobauten wieder ab. Sie könnten doch an Ihrem Wohnort damit ein «Brick-Testament»-Museum aufmachen. Das wäre sicherlich gut für den Tourismus...
Das ist eine prima Idee. Aber ich denke, dass das nicht funktionieren würde. Das «Brick-Testament» lebt vom Blickwinkel der Kamera. In einem Museum würde das so nicht funktionieren. Aus einer anderen Perspektive wirken viele Modelle gar nicht so beeindruckend. Wenn ich in einer Galerie ausstellen könnte, würde ich eher gigantische Abzüge der «Brick-Testament»-Fotos an die Wand hängen. Das würde sich gut machen.

Aber wenn Sie einen Investor haben, der mir ein paar hundertausend Dollar für ein Museum gibt, würde ich mir das sicher überlegen.

Webseite: www.thebricktestament.com

Datum: 05.04.2006
Quelle: jesus.ch

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