Die Zehn Gebote im 21. Jahrhundert: Das fünfte Gebot
Sie sind einige Tausend Jahre alt – und gleichzeitig topaktuell. Die Zehn Gebote haben ihren Wert und ihre Bedeutung nicht verloren. Sie sind Anleitung zum Leben und Grundlage von Moral und Ethik. Werteordnungen in aller Welt basieren auf der göttlichen Offenbarung vom Berg Sinai. Aber wenn es um die Umsetzung der Leitlinien im täglichen Leben geht, tun sich viele Menschen schwer.
Das vierte Gebot lautet: «Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.»
Als einzigem unter den Zehn Geboten ist dem vierten eine Verheissung angefügt, eigentlich sogar zwei: Wer die Eltern ehrt, wird lange leben und es wird ihm gut gehen.
Hinhören, Achtgeben, Folgen
Das Gebot nennt nicht nur zwei Versprechungen, es richtet sich auch an zwei Gruppen von Kindern. Zunächst an diejenigen, die noch im Elternhaus leben. Ihnen gibt in Bezug auf das Gebot der Apostel Paulus die für die heutige Zeit sehr herausfordernde Anweisung (Epheser Kapitel 6, Verse 1–3) mit auf den Weg: «Seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn», was nach griechischer Überlieferung das Hinhören, Achtgeben und Folgen miteinschliesst.
Anschliessend weist er die Väter an, ihre Kinder dabei nicht zum Zorn zu reizen. Denn auch elterliche Ansprüche und Forderungen haben Grenzen. So sagte eine unserer Töchter einmal: „Uns Kindern fällt es leichter, unsere Eltern zu ehren, wenn wir von ihnen Zuspruch und Ermutigung bekommen.“
Erwachsene Kinder
Erwachsene Kinder, die vielleicht sogar verheiratet sind, stellen die zweite Gruppe dar. Doch wie kann bei ihnen das Ehren der Eltern gelingen, wenn sie aufgefordert sind, ihre Eltern zu verlassen (Die Bibel, 1.Mose, Kapitel 2, Verse 24)? Vielen scheint dieser Spannungsbogen unmöglich, sowohl Eltern wie Kindern. Hilfreich ist dabei jedoch das Wort «ehren» zu verstehen, was bedeutet «herrlich machen» oder «einen hohen Wert beimessen». Es geht also um eine wertschätzende Haltung und Achtung. Für heranwachsende Kinder drückt sich diese Haltung im Gehorsam aus und bei Erwachsenen darin, dass die alternden Eltern nicht einfach links liegen gelassen werden.