Das Weltgericht mit Playmobil (Bild: Screenshot Youtube)
Vor etwas über einem Jahr begann Michael Sommer mit
seinem Projekt «Bibel to go». Einmal wöchentlich nahm er ein biblisches Buch
mit Playmobilfiguren für YouTube auf. Jetzt fand das Projekt mit der
Offenbarung des Johannes seinen Abschluss.
Natürlich gibt es würdigere Ausgaben der Bibel als die
frech-respektlose und doch liebevoll gemachte «Bibel to go».
Aber schon als der Regisseur und Literaturwissenschaftler Michael Sommer vor
einem guten Jahr mit seinem Projekt startete, erklärte er, er hoffe «auf ein
breiteres Publikum, das entweder keine Ahnung von der Bibel hat und auf diese
Weise vielleicht neugierig darauf wird, oder Bibelfans, die Lust auf eine
unterhaltsame Umsetzung ihres Lieblingsbuches haben» (Livenet berichtete).
Hat er sein Anliegen erreicht?
Evangelisch beworben
Sommer ist kein Theologe, sondern
Literaturwissenschaftler. Sein Weg zur Bibel verlief über andere Bücher, die
auch als wichtig gelten und ebenfalls selten gelesen werden: die Klassiker der
Weltliteratur. So setzte er sie mit Playmobilfiguren kurz und knackig für
YouTube in Szene und verschaffte so Tausenden von Schülern und Studentinnen
einen Zugang zu Literatur – und ein Lächeln ins Gesicht. 2018 wurde «Sommers
Weltliteratur to go»
mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.
Schon damals war ihm klar: Das
nächste Projekt wird die Bibel. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen
Publizistik förderte das Ganze, indem der findige Regisseur ins Sinnfluencer-Netzwerk
«yeet» aufgenommen wurde. Und so las sich Sommer durch
die alten Schriften und produzierte regelmässig jeden Montag einen neuen
Kurzfilm zum jeweils nächsten Buch der Bibel – den Rekord hält das erste Buch
Mose mit immerhin 85'000 Aufrufen.
Unterhaltsam gemacht
Blick ins Buch des Lebens bei der «Bibel to go»
Von Anfang an gab es auch deutliche Kritik am Format:
zu respektlos, zu platt, zu lustig. Doch Sommer will zwar provozieren, doch
nichts lächerlich machen. Wenn Gott in seinen Film-Clips nicht eindeutig als
Mann oder Frau erkennbar ist, dann deshalb, weil der Regisseur zeigen möchte,
dass die Bibel ihn/sie eben nicht auf einen alten weissbärtigen Mann festlegt.
Sommer legt grossen Wert auf einen Mix aus sachlich korrekter und gleichzeitig
unterhaltsamer Darstellung der biblischen Inhalte. Und das hat er mit seinen insgesamt 69
Kurzfilmen bravourös umgesetzt. Natürlich wird man beim Zusehen nichts über die
exakte Bedeutung einzelner griechischer oder hebräischer Begriffe lernen, aber
man kann sich auf leicht eingängige Weise einen ersten Überblick über die Bibel
verschaffen, ihre Protagonisten kennenlernen, den roten Faden darin sehen und
schlicht Lust an der Bibel bekommen.
Nachahmung empfohlen
Die «Bibel to go» ist nun komplett online. Wer für die
Schule einen Überblick über die Samuelbücher braucht, wer im Jugendkreis ein
Intro zu Jona sucht oder wer für sich selbst einen (zugegeben verwirrenden)
Eindruck der Offenbarung erhalten möchte, wird hier fündig.
Über das einfache
Ansehen der Clips hinaus kann das Format allerdings noch mehr bewirken. Denn es
ist eines der Experimente, die alte Botschaft der Bibel für heute verständlich
darzustellen. Vielleicht ist es nicht der bestmögliche, aber auch längst nicht
der schlechteste Versuch. «Bibel to go» macht Spass! Sie bringt gleichermassen
zum Lachen wie zum Nachdenken. Und damit schafft sie schon sehr viel, denn die
meisten Menschen verknüpfen weder Denken noch Lachen mit der Bibel. Mal sehen,
wie Michael Sommer oder andere so etwas in Zukunft umsetzen. Bis dahin bleibt
das stehen, was der Regisseur als Fazit der Offenbarung für sich selbst und
andere festhält: «Alles Gute, was du tust, hinterlässt Spuren – selbst das
kleinste Playmobil-Video.»