Webseite mit neuen Tönen

Christ sein mit gleichgeschlechtlicher Anziehung – hoffnungsloser Fall?

Wie gehen Christen mit der Tatsache um, dass sie homosexuell empfinden und das doch nicht mit ihrer Überzeugung vereinbaren können? Eine Webseite vermittelt unkonventionelle Ideen.

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Vaughan erzählt auf Living Out seine Geschichte
Viele Christen kennen nur zwei Alternativen: Entweder unterdrücken und verheimlichen sie ihr Empfinden – und leben mit permanenter Frustration – oder sie leben sie aus und werden ihrer Überzeugung untreu. Ein scheinbar unauflösbarer Konflikt – wirklich? Eine neue Website aus England (leider bislang nur auf Englisch) geht diese Spannung offensiv und mit bisher nicht gekannter Offenheit an.

Die Website bringt persönliche und professionell gestaltete Interviews mit einem halben Dutzend Christen (bisher nur Männern), darunter diversen Pfarrern, die sehr offen über ihre gleichgeschlechtliche Anziehung reden – und wie sie damit umgehen. Alle Interviewten sind überzeugte Christen, gehen das heisse Thema gerade darum undogmatisch und radikal ehrlich an – und räumen mit einer ganzen Reihe beliebter Vorurteile auf, wie sie von Homo-Fundamentalisten auf beiden Seiten gern genährt und immer wieder kolportiert werden.

Annahme in der Kirche gefunden

Eins der häufigeren Vorurteile ist, dass homosexuell empfindende Christen in der christlichen Gemeinde abgelehnt würden. Falsch, sagt Ed: «Ich habe in der Kirche eine grossartige Annahme erlebt, ohne dass die Lehre der Bibel verbogen wurde. In meiner Erfahrung wurde ganz klar das Verhalten und nicht meine Orientierung thematisiert». Der Spagat zwischen unaufgebbarer Überzeugung und unbedingter Annahme kann also gelingen – denn in der Kirche wird Ernst mit der Tatsache gemacht, «dass wir in einer zerbrochenen Welt leben und dass Gott den Zerbrochenen und Bedürftigen besonders nahe kommt», wie es ein Interviewter ausdrückt.

Differenzierte Sprache ist wichtig

Alle dargestellten Personen legen Wert darauf, sich als «Christen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung» zu bezeichnen. Die einfache Identifikation «ich bin schwul», zum Beispiel, lehnen sie ab. «Ich sehe mich nicht als Schwuler – ich bin zuerst Mann und Christ», sagt Peter. «Mein sexuelles Empfinden ist nicht das, was mich als Mensch vor allem definiert. Das verengt und reduziert.»

Alle haben Kämpfe

«Es ist ein Irrtum, zu meinen, homosexuell empfindende Christen hätten ganz spezielle Kämpfe», stellt Vaughan fest. «Jeder Mensch, der Christus nachfolgt, erlebt Verlangen, das er eigentlich nicht will. Auch Verheiratete müssen lernen, treu zu sein. Gott ruft uns alle aus zerstörerischem Verhalten, egal was es ist. Und jeder, der etwas «verlässt» um Christi willen, wird es in diesem und im nächsten Leben hundertfach zurückbekommen», ist er überzeugt.

Die Wichtigkeit der Freundschaft

Ed provoziert: «Ich kann ohne Sex leben, denn Sex ist nicht die einzige Art, wie Menschen tiefe und bereichernde Beziehungen haben können». Alle Interviewten betonen die Wichtigkeit von echten und ehrlichen Freundschaften mit Menschen beiderlei Geschlechts, die ihrem Leben Tiefe und Fülle geben.

Die Website macht auf ehrliche und erfrischende Art klar: Es gibt keine einfache (Auf-)Lösung der inneren Spannung für homosexuell empfindende Christen. Aber alle interviewten Personen verdeutlichen, wie tief und reich ihr Leben trotz dieser Spannung und trotz unerfüllter Wünsche ist.

Webseite:
Living Out (in engl. Sprache)

Zum Thema:
Diskussion über Therapien für Homosexualität

Datum: 09.12.2013
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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