Völlig überraschend surfte Bianca Buitendag (29) für Südafrika bei den
Olympischen Spielen 2020 in Tokio auf den Silberrang. Heute ist sie Gold wert
für unterprivilegierte Kinder.
Gegen jede Annahme – sie lag auf Rang 17 der
Weltrangliste – besiegte Bianca Buitendag die Surf-Gigantinnen dieser Welt. «Im
Finale zu stehen, war eine Kombination aus Schock, Überraschung und Unglauben.
Ich war wie gelähmt, aber da Südafrika durch die Unruhen in KwaZulu-Natal halb
abgebrannt war, brannte in mir das Feuer, für mein schönes Land zu gewinnen.»
Ihr Erfolg ist umso höher zu gewichten, da nur zwei Athleten
olympisches Edelmetall mit nach Hause brachten. Nach der rührenden und
tränenreichen Heimkehr zog sie sich vom Profi-Surfen zurück.
«Was hat es für einen Sinn?»
«Mein Vater starb, als ich 21 Jahre alt war. Danach
gab es einige Tage, an denen ich nicht aus dem Bett kam. Ich war wirklich an
einem tiefen, dunklen Ort. Am Anfang ist man wütend auf Gott, man ist wütend
auf alles. Man weiss nicht, warum man bei einem Wettbewerb surft, was hat das
für einen Sinn?»
Bianca Buitendag in den Wellen (Bild: Instagram)
Aber dann wurde das Surfen zur Ablenkung. «Wenn ich
surfe, kann ich nicht denken. Die Traurigkeit ist für eine Weile weg.» Ihr Vater
war ein grosses Vorbild für sie in allem, was sie tat. «Ich bin immer mit ihm zu
Wettkämpfen gefahren, und er hat immer gesagt: 'Konzentriere dich auf die
Dinge, die du kontrollieren kannst.' Ich habe verstanden, dass die Breite
unseres Lächelns und die Tiefe unserer Freude allein in unserer Verantwortung
liegt.»
Heute steht sie Kindern bei
Bianca Buitendag arbeitet heute für die christliche
Organisation «LIFE Community Services», die sich um die vielen bedürftigen und unterprivilegierten
Kinder in George (mit rund 160'000 Einwohnern eine der grössten Städte des
Western Cape) kümmert. «In unserer Gegend gibt es einige der besten Meereswellen der
Welt, aber hier gibt es auch eine hohe Tuberkulose-Todesrate, eine wachsende
AIDS-Krise, eine eskalierende Scheidungsrate und ein Alkoholproblem, das zu
unglaublicher Armut geführt hat.»
Bianca Buitendag erinnert sich: «Seit ich LIFE im
Rahmen eines Highschool-Aufenthalts besucht habe, wollte ich die Kluft zwischen
meinem Privileg und der Realität auf der anderen Seite der Stadt überbrücken.
Ich liebe mein Land und seine Menschen sehr. Wir arbeiten daran, Kirchen,
Stiftungen, Unternehmen und Einzelpersonen vor Ort und aus dem Ausland zu
gewinnen, damit sie ihre Zeit und Ressourcen zur Verfügung stellen, um Dienste
wie Ernährungsprogramme, Pflegeheime und aufsuchende Programme zu unterstützen,
die Kindern ganzheitlich helfen. Wir haben auch eine Grundschule im Township
Thembalethu gegründet, die wir derzeit bis zur 6. Klasse führen können.»
Selbst beschenkt
Durch den Einsatz erhalte man selbst mehr Mitgefühl,
Perspektive und Dankbarkeit. «Ironischerweise wird man durch jene beschenkt, denen
man dienen will. Man wächst in dem Glauben auf, dass Erfolg das beste Auto, das
grösste Haus oder ein sportlicher Erfolg ist. Ich habe erkannt, dass das nicht
stimmt.»
Ausserdem findet sie es schade, dass für manche Menschen
die Tradition so viel von Gottes Wunder weggenommen hat. «Für mich persönlich
ist es unmöglich, nicht zu glauben. Gott hat mich in all den Jahren an der Hand
gehalten, auch in den dunklen und beängstigenden Zeiten. Seine Liebe befreit
mich und ich glaube ihm, wenn er das Wort 'neu' sagt. Neuer Morgen. Neue Gnade.
Neue Hoffnung.»
Und weiter hält sie fest: «Viele der Olympioniken
hatten einen Trainer, einen Manager und einen Psychologen. In meinem Fall waren
es nur ich und mein Trainer Greg. Wenn ich es also schaffe, das Leben zu
meistern, können Sie es auch!»