Auf kleinstem Raum – nur so groß wie der Schwarzwald – ist der Libanon ein Land der Gegensätze: geographisch reicht er vom Mittelmeer bis zum Hochgebirge, vom Badestrand bis zum Skigebiet, gesellschaftlich von bettelarm bis steinreich, religiös von islamistisch bis atheistisch. Die Lage zwischen Syrien und Israel signalisiert eine sehr komplexe Geschichte und Gegenwart. Der schmale Küstenstreifen, bewohnt von den „Purpurmännern“ – den Phöniziern – sah Völkerwanderungen und durchziehende Armeen.
Erst 1943 wurde der Libanon unabhängig. Die Verfassung garantiert allen 18 anerkannten Religionsgemeinschaften eine proportionale Vertretung in der Regierung. Die unzugänglichen Berge waren immer Zufluchtsort verfolgter Minderheiten. Der Libanon ist heute das einzige Land der islamischen Welt, in dem Christen einen gesicherten politischen Status haben.
Heute sind 60% der etwa 4,5 Mio. Libanesen Muslime und nur noch 40% Christen. Katholische und evangelische Missionare haben durch zahlreiche Bildungseinrichtungen wie die American University of Beirut erheblich dazu beigetragen, dass der Libanon das geistige und kulturelle Zentrum der arabischen Welt und Begegnungsort von Ost und West ist.
Die Palästinenser, die 1948 während der Staatsgründung Israels ins Land kamen, destabilisierten das Land und brachten das religiöse Gleichgewicht ins Rutschen. 1973 kam es zur offenen Konfrontation zwischen der libanesischen Armee und den Palästinensern, in deren Folge der Libanon bis 1990 in einen Bürgerkrieg versank. Die syrische Armee, ursprünglich zur Befriedung einmarschiert, wurde immer mehr zur Besatzungsmacht und zog erst im Frühjahr 2005 auf internationalen Druck hin ab, nachdem die israelische Armee 2000 den Südlibanon geräumt hatte.
Inzwischen werden überall im Land Massengräber entdeckt, in denen man viele der verschwundenen bis zu 6.000 politischen Oppositionellen – mehrheitlich Christen – vermutet. Gezielte politische Morde haben in auffälliger Weise zugenommen. Wird deren Aufklärung das Land erneuten Unruhen ausliefern?
Der Bürgerkrieg hat eine verlorene Generation hinterlassen. Während Häuser wieder aufgebaut werden, bleiben die seelischen Wunden und die Verunsicherung durch den Bürgerkrieg, nach dem man niemand mehr trauen kann. Die instabile Lage bringt eine hohe Arbeitslosigkeit und Inflation mit sich.
Es ist wichtig, dass einheimische Christen jetzt, nach dem Krieg, wieder eine Perspektive zum Verbleib im Land, sowie geistige und geistliche Triebkraft bekommen, um das Land wieder zu prägen, denn der Libanon galt bisher als Brücke in die islamische Welt. Der erste christlich-arabische Satellitensender SAT-7 hat ein Studio in Beirut. Die dort gedrehten Kinder- und Jugendprogramme erreichen die gesamte arabische Welt. Sie sind ein wichtiger Beitrag für christliche Erziehung in islamischem Kontext.
Gebetsanliegen:
- Kraft im Kampf gegen Traumatisierung, Werteverfall und Hoffnungslosigkeit.
- Christliche Organisationen brauchen Kreativität und Flexibilität, um neue Wege für ihre Arbeit zu finden.
- Der Kampf gegen den Islamismus im Land hat zur Folge, dass auch christliche Mitarbeiter Schwierigkeiten mit Einreisevisa haben.