Mit Gott weitergehen, wenn alle Zeichen auf Sturm stehen – wie macht man das? Am Jugendkongress mission-net in Erfurt nahmen zum Jahreswechsel über 2‘000 Christen aus 40 Ländern Europas teil. Sie suchten nach Wegen, Gottes Mission ganzheitlich umzusetzen und die Welt positiv zu beeinflussen.
Jeden Tag treffen sich die Teilnehmenden in der Kleingruppe.
Mit Gott haben Menschen Zukunft – auch in Krisenzeiten. Dies wird in Erfurt am Beispiel der biblischen Gestalt Daniels deutlich. Der Teenager wurde vor 2‘600 Jahren als Geisel aus Jerusalem nach Babylon verschleppt. Im Machtzentrum schaffte er es innert weniger Jahre in eine einflussreiche Position – ohne Gott zu verleugnen. Am Jugendkongress mission-net stellen Ramez und Rebecca Atallah aus Ägypten heraus, wie Christen nach dem Vorbild Daniels in einer nicht-christlichen Gesellschaft bestehen können.
Dem Spezialisten fürs Unmögliche vertrauen
Gott ist ein «Spezialist fürs Unmögliche», sagt Ramez Atallah und fragt die Teilnehmenden, vor welchen Unmöglichkeiten sie derzeit stehen. Seine Frau Rebecca verweist darauf, dass «in der zerbrochenen Welt das Versagen und die Sünden anderer Menschen auch Unbeteiligte treffen». Die aktuelle Situation am Nil nach dem Wahlsieg der Islamisten sei zum Fürchten. Rebecca und Ramez gehören zu denen, die im Land bleiben: «Wir wollen unsere Enkel in Ägypten aufwachsen sehen». Dass der Seher Daniel den Herrscher Babylons davon abhalten konnte, ihn (und viele Höflinge) zu töten, zeigte die Souveränität Gottes. Ramez: «Wir brauchen Leute, die bereit sind, Gott im Unmöglichen zu vertrauen. Leute wie Daniel, die durch ihre Gebete in den Riss stehen zwischen dem liebenden Gott und der Welt.»
Von den Rändern Europas
Die 450 Schweizerinnen und Schweizer stellen in Erfurt die zweitgrösste Ländergruppe. Zum Kongress sind aber auch Türken und Christen von den Färöer-Inseln in die Hauptstadt Thüringens gereist. Die englisch-deutsch geführte Veranstaltung deutet den Reichtum Europas an – Teilnehmende vom Rand, eine Portugiesin, ein Kosovare und ein Grieche, lesen die Bibel in ihrer Sprache vor. Die Veranstalter konfrontieren vor allem mit aussereuropäischen Realitäten. Täglich wird für einen anderen Kontinent gebetet. Am Ende des Euro-Krisenjahrs spricht ein Tansanier über den Schwarzen Kontinent und rückt die Proportionen zurecht: «Europa kämpft, aber Afrika ist schlimmer dran.»
Ganzheitlich menschenfreundlich
In der Missionsausstellung
Die Teilnehmenden beten für Frieden, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Entwicklung und einen geistlichen Aufbruch. Mehrfach in den Fokus kommen Armut und der Menschenhandel, der mit der Globalisierung furchtbar zugenommen hat.
Joel Edwards (Micah Challenge/Stop Armut 2015) lanciert einen Anti-Korruptions-Appell. Die Teilnehmenden können eine Petitionskarte an die EU unterzeichnen. Sie legen Geld für zwei Hilfsprojekte zusammen. In der Anbetung wird Jesus als «Licht in der Finsternis» proklamiert. 350 Teilnehmende begeben sich an einem Nachmittag ins Erfurter Stadtzentrum, um mit Passanten darüber ins Gespräch zu kommen.
Missionaler Lebensstil
Über den missionarischen Einsatz, zu dem die Veranstalter – und konkret die Missionswerke in der Ausstellung – einladen, stellt die Konferenz den missionalen Lebensstil. «Vorwärts schreiten hält uns davon ab, nur zu singen», formuliert ein Lied. Glaube soll überall nach aussen wirken, Hoffnung kann ausstrahlen und Menschen am Rand anstecken. Und das ist in Erfurt durchgehend Thema. Für Klaus Engelmohr gilt es, so Teil der Gesellschaft zu sein, wie Christus sich seinerzeit in sie einfügte, «um einer von uns zu sein» (Die Bibel, Philipperbrief, Kapitel 2, Verse 5-8). Der Augsburger Pastor: «Vielleicht ruft dich Jesus, mehr Zeit mit deinen Nachbarn zu verbringen als in der Gemeinde.»
Auf und neben der Bühne
«Wir brauchen Christen in allen Bereichen der Gesellschaft, aber besonders benötigen wir Missionare», sagt George Verwer, Gründer des Missionswerks «Operation Mobilisation», am Silvesterabend. Er ruft die Teilnehmenden dazu auf, mit Facebook, Twitter und Youtube für ein Leben mit Jesus Christus zu werben. Der bejubelte Star des Kongresses ist der Pantomime Carlos Martinez mit seinen unnachahmlich menschenfreundlichen Pointen.
In über 50 Workshops werden die Bereiche der Mission und des Engagements in der Gesellschaft ausgeleuchtet. In den Plenarveranstaltungen erzählen Christinnen und Christen, wie sie Kontakte suchen und Beziehungen pflegen, um die Liebe und Barmherzigkeit von Christus zum Ausdruck zu bringen: Kristina Braun hat ihre Hemmungen überwunden und besucht mit einer Freundin Prostituierte. Ein Holländer verbindet Geschäftsleben, christliche Jugendarbeit und Familie: Das Wichtigste ist für ihn, seine heranwachsenden Kinder einzubeziehen und zu fördern.
Die verwundeten Menschen sehen
Joshua Lupembos Mutter kam aus Ghana nach Deutschland. Er engagiert sich in einem Berliner Verein, der Angehörige aller Volksgruppen in die Gesellschaft zu integrieren sucht. Zwei Bundestagsabgeordnete legen dar, wie sie als Christen politisieren. In Belfast treffen sich Christen und Nichtchristen ein halbes Jahr jede Woche und verreisen dann für einen Einsatz, in dem sie Menschen helfen. «Sie werden verändert, wenn sie verwundbare, arme und an den Rand gedrängte Menschen sehen», sagt Jim Brown, Leiter der Jugendarbeit.
Transformation – von innen nach aussen
Mission zielt auf bessere Lebensumstände und die Verwandlung des Menschen im Kern. Die in Portugal lebende Connie Duarte ruft die jungen Christinnen und Christen in der Halle ernst auf, sich Gott für einen lebenslangen Wandlungsprozess anzuvertrauen. «Wenn ich durch Gottes Geist verwandelt bin, wird das Auswirkungen auf mein Leben und auf mein Umfeld haben.» Duarte ruft dazu die Anwesenden dazu auf, ihre Mitmenschen als «kostbare Ebenbilder Gottes» zu sehen.