Die Gründung neuer Gemeinden ist zu einem wichtigen Bestandteil der Mission der Kirche im Westen geworden. Aber wie kann man verhindern, dass Gemeindegründung lediglich eine weitere Zersplitterung der Kirche in noch mehr kleine, unbedeutende Teilchen wird, die keinerlei missionarische Wirksamheit haben?
Martin Robinson
Dieser (oft gestellten) Frage stellt sich Dr. Martin Robinson (Birmingham), Leiter von «Together in Mission» und «eurochurch», in seinem Blog Café Vista. «Ich bin leidenschaftlicher Verfechter von Gemeindegründung», stellt er zu Anfang klar. «Aber viele von uns haben erlebt, dass neue Gemeinden klein bleiben (unter 50), sich oft sektierisch verhalten (andere kritisieren), isoliert von ihrem Umfeld sind (als komische Leute erlebt werden) und schlussendlich nur die Frommen umgruppieren, statt neue Menschen zu gewinnen.» Er zitiert den Leiter einer grossen Denomination in England, die einen starken Zuwachs durch Gemeindegründung erlebte: «Statt 600 haben wir heute 800 Probleme.»
Robinson stellt fest: «Das muss nicht sein. Es gibt genügend Beispiele in hochentwickelten Gesellschaften, wo selbst kleine Bewegungen zu Faktoren mit bedeutendem Einfluss in der Gesellschaft geworden sind.»
Er hält einige entscheidende Kriterien fest, die nötig sind, damit aus Gemeindegründungen Bewegungen mit gesellschaftlichem Einfluss werden.
Exponentielles Wachstum
Multiplikation, nicht Addition, muss das Ziel sein. «Gemeindegründende Gemeinden gründen» soll von Anfang an in die DNA einer neuen Gemeinde eingebaut werden. Dazu ist es u.a. unabdingbar, dass Leiter von innen heraus gewonnen werden.
Grösse spielt eine Rolle
50 Personen – das ist ungefähr die Zahl, die man noch persönlich kennen kann: letztlich eine Einzellen-Struktur, die in der Regel von Hilfe von aussen abhängig ist und meistens den Charakter einer Monokultur hat. Es geht nicht um Grösse an sich, aber um viele Arten von Menschen zu erreichen, muss eine Gemeinde in der Regel grösser und vielfältiger sein.
Es braucht einige ganz grosse Gemeinden
«Gross» ist ein Stück weit relativ, aber Gemeinden mit einigen hundert Mitgliedern werden von der Öffentlichkeit wahrgenommen, haben regionale Bedeutung, in der Regel eine hervorragende Leiterschaft, können Ressourcen freisetzen und entwickeln viele kreative Kräfte.
Breite und intensive Kooperation der Leiter
Ein Stil von Neid und Konkurrenzdenken ist eins der grössten missionalen Hindernisse. Leiter von Gemeinden müssen «regelmässig miteinander reden, einander helfen und eine gemeinsame Vision tragen, die nur zusammen erreicht werden kann», so Robinson.
Ein grosszügiger Spirit, der zuerst das Reich Gottes sucht
«In der Theorie sagen alle Leiter, dass das Reich Gottes wichtiger ist als das Gemeinde-Interesse», schreibt Robinson, «aber die Wirklichkeit sieht oft anders aus, vor allem wenn es um Geld geht». Leiter müssen über den Punkt hinauskommen, wo sie vor allem eine (ihre) Bewegung vertreten; das braucht Zeit, Reife und viel Vertrauen.
Wissen, wie man die Brücken zur Gesellschaft baut
Es besteht immer eine Spannung zwischen «Menschen anziehen» und «gesellschaftlich engagiert sein» (vereinfacht: Sammlung und Sendung). Wirksame Bewegungen brauchen einen gesunden Mix von Gemeinden, die spezielle Menschen anziehen und solchen, die in der Gesellschaft eigene soziale Brennpunkte schaffen.
Eine missionale Theologie
Geschäftsleben, Politik, die Medien, das Ausbildungswesen und die Kunst sind Bereiche, in denen der Glaube öffentlich ausgedrückt werden soll. Viele junge Menschen machen in einem dieser Bereiche Karriere – und fühlen sich in der Regel von ihren Gemeinden kaum oder gar nicht ausgerüstet, als Christen einen Unterschied in ihrem Wirkungsfeld zu machen. «Es geht nicht nur darum, den Glauben besser zu bezeugen, sondern um die viel tiefere und schwierigere Frage, wie der christliche Glaube in diesen Bereichen etwas verändern kann», so Robinson. «Diese Fragen sind noch kaum erforscht.»
Selbstbewusste und kreative Leiter
«Die Leiter, die transformative Leiterschaft ausüben, sind noch selten. Es geht um mehr als Leistung. Wir reden nicht nur von Kompetenz, sondern Leidenschaft; nicht nur um die Fähigkeit, eine Gruppe von Menschen zu führen, sondern die Gnade, andere zu entwickeln», so Robinson. «Wir brauchen eine neue Generation von Leitern mit der Phantasie, wie christlicher Einfluss in der Zukunft aussehen könnte – und dem Mut, zu glauben, dass das wirklich geschehen kann.»