Bonita Niessen spielt beim «Amazing Grace»-Musical am Ostersamstag in Thun mit. Die 38-jährige Singersongwriterin war bereits beim PopOratorium «Die 10 Gebote» von Dieter Falk und Michael Kunze engagiert. Sie sieht es als Gnade, als Sängerin arbeiten zu dürfen, eine Familie mit gesunden Kindern zu haben und nicht in Angst und Knechtschaft leben zu müssen.
Bonita Niessen im Musical «Amazing Grace»
Livenet: Bonita Niessen, wie kam es, dass Sie beim Musical «Amazing Grace» dabei sind? Bonita Niessen: Mit der Stiftung Creative Kirche verbindet mich eine intensive Zusammenarbeit: Beim Pop-Oratorium «Die zehn Gebote» von Dieter Falk und Michael Kunze gehörte ich zur Stammbesetzung und spielte meist den Engel, bei einer Aufführung die weibliche Hauptrolle. Später wirkte ich dann beim Musical «Amazing Grace» mit, das im Rahmen des Gospelkirchentags uraufgeführt wurde.
Was bedeutet «Amazing Grace» für Sie persönlich? Haben Sie ein besonderes Erlebnis im Zusammenhang damit?
Ich spüre jeden Tag die erstaunliche Gnade, als Sängerin meine Brötchen zu verdienen zu dürfen, eine liebevolle Familie mit gesunden Kinder zu haben und nicht in Knechtschaft und Angst leben zu müssen!
Bonita Niessen
Was haben Sie für eine Rolle im Musical?
Ich singe im Gospel-Quartett mit. Der visuelle Aspekt ist, dass wir vier dem Gesamtchor ein Gesicht bzw. vier Gesichter geben. Beim Gospel wird die wichtige Botschaft, die vermittelt werden will, geschickt ins Lied eingebettet und es ist durchaus hilfreich und einprägsamer, wenn man bei der Übertragung dieser Botschaft jemandem oder in unserem Fall vier Personen in die Augen schauen kann was bei 1'000, 2'000 Sänger ziemlich schwierig ist. Musikalisch gesehen bringen wir eine gute Portion «dunklen», souligen Klang, den man wohl von einem Gospelchor erwartet, weil fast alle von uns mit Gospel aufgewachsen sind.
Sie leben in Deutschland, kommen aber aus Südafrika. Die Geschichte Ihres Heimatlandes ist geprägt von Sklaverei und Unterdrückung. Wie hat Sie das geprägt?
Ich habe mich als Kind immer gefragt, warum meine Eltern und die meisten aus mein Umfeld, die in Apartheid-Zeiten mit Unterdrückung und Identitätslosigkeit leben mussten, trotzdem frohgesinnt und ohne Hass durchs Leben gingen? Dann begriff ich in späteren Jahren dass sie eine Vision hatten…die Vision, die Nelson Mandela für sein Volk hatte. Diese Vision war so klar in deren Herzen, dass allerlei Gewalt und Ungerechtigkeit wie eine schlimme Phase des Landes und der Bevölkerung angesehen wurde. Sie glaubten fest daran, dass ihr Volk eines Tages vereint sein wird. Im Grossen und Ganzen haben die Menschen es geschafft, ein Leben, das auf Toleranz für die unterschiedlichen Kulturen und Herkünfte basiert, zu führen. YES WE CAN!!
Auch heute ist Sklaverei noch ein Thema, im Zusammenhang mit Menschenhandel. Beschäftigen Sie sich mit diesen Missständen?
Täglich. Es gibt ganz klar die offensichtliche Art von Sklaverei wie Menschenhandel, Kinderarbeit oder schlichtweg Menschenverachtung zur Bereicherung anderer auf der ganzen Welt, die mich persönlich in eine Art Ohnmacht versetzt, die mich anwidert. Genauso spüre ich im westlichen Europa den immensen Druck, wettbewerbsfähig zu sein und daran glauben zu müssen, dass die Illusion der Wirtschaft bis zum geht nicht mehr anzukurbeln, keine ist. Jeder der z.B. versucht, sich bewusst biologisch ökologisch und vom fairen Handel zu ernähren und zu kleiden, begreift schnell dass er dazu viel Geld verdienen muss. Das wiederum verursacht bei vielen Burnout, Depressionen und Magersucht. Den Effekt der Modernen Sklaverei. Kann man den Teufelskreis irgendwann durchbrechen?
Warum lohnt es sich, das Musical «Amazing Grace» besuchen?
Ich kenne wirklich keinen, der das Lied «Amazing Grace» nicht kennt! Die unglaubliche Geschichte, wie dieser Song entstanden ist, ist wiederum nicht so bekannt. Die Zuschauer werden mitgenommen auf eine Reise in die Geschichte des Gospels und sie werden von traditionellen Gospeln wie auch von meisterhaften Neukompositionen buchstäblich geflasht sein!
Das Musical
Das Chormusical «Amazing Grace» handelt von der Geschichte hinter dem wohl bekanntesten Gospelsong und von dem Mann, der den Text dazu schrieb, John Newton, ein Sklavenkapitän, der später Pfarrer der anglikanischen Kirche wurde. Wie Newton Freiheit in Christus fand, was ihn zum Gegner der Sklaverei machte und
wie er zur Befreiung von Millionen von Sklaven beitrug – hiervon
berichtet das Musical «Amazing Grace».
Die dramatische Geschichte wird mit Gospelklassikern in frischen
Arrangements und neuen Hits von Komponist Tore W. Aas (Oslo Gospel
Choir) erzählt.
Das Chormusical, in dem der grosse Chor eine wichtige Rolle spielt, wird am 26. März um 15 Uhr und 19 Uhr in der Expo-Halle in Thun
aufgeführt. Tickets können hier bestellt werden.