Auch die «Peanuts» feiern Weihnachten. Charlie Brown verzweifelt an der Geschenke-Gier seiner Mitmenschen und findet Trost in der Bibel. «Peanuts»-Zeichner Charles M. Schulz sparte zum Fest nicht mit Konsumkritik.
Charlie Brown, der rundköpfige Junge, geht am Weihnachtstag mit gefülltem Futternapf zu seinem Hund. Er ist besorgt, weil die anderen Kinder am Festtag nur an ihre Geschenke denken. «Du bist was Besonderes, Snoopy», sagt er. «Du bist nicht so gierig.» Doch noch bevor Charlie Brown seinen Satz beendet, hat Snoopy sein Fressen schon heruntergeschlungen.
Charlie Brown zeigt sich von dieser Einstellung deprimiert. Im Weihnachtsspecial «Frohe Weihnachten, Charlie Brown» verzweifelt der Junge an der kommerziellen Richtung des Festes und begibt sich auf die Suche nach dem wahren Sinn von Weihnachten. Er findet ihn in der Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2,14: «Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.» Es geht nicht um Geschenke zählen, sondern um Harmonie und Gemeinschaftssinn.
Die christliche Botschaft im Comic verwundert nicht: Autor Charles M. Schulz (1922-2000) war selbst Laientheologe und Prediger. Auf die Religion nahm er in seinen Comicstrips häufig Bezug, nach eigener Aussage allerdings niemals in belehrender oder missionarischer Absicht.
Klassiker wurde Kulturgut
Regelmässig hat der Zeichner Charles M. Schulz (1922-2000) Charlie, Lucy, Linus und Snoopy Weihnachten feiern lassen. Dazu gibt es die festlich geschmückte Hundehütten, fordernde Briefe an den Weihnachtsmann und Krippenspiele, in denen die Kinder regelmässig den Text vergessen. Ihre Popularität haben die «Peanuts» bis heute nicht verloren. Über 2‘200 Zeitungen in mehr als 75 Ländern drucken die Strips. Das Zeichentrick-Special «Frohe Weihnachten, Charlie Brown» von 1965 läuft in den USA zu den Festtagen im Fernsehen und ist mittlerweile fester Bestandteil der amerikanischen Weihnachtskultur.
In seiner Comicserie beschrieb Schulz auf humorvolle Weise auch Dinge, die er im realen Leben kritisch sah. So wandten sich seine melancholischen Comicstrips gegen eine zwanghafte «Be-Happy-Mentalität» der US-Gesellschaft. Zu Weihnachten machte er keine Ausnahme. Regelmässig wiederkehrendes Thema in den Weihnachtsgeschichten ist die Kritik an der Kommerzialisierung des Festes. Die zeigt sich besonders in der Geschenke-Gier seiner Figuren.
Der grössenwahnsinnige Beagle «Snoopy» schmückt seine Hundehütte mit unzähligen Weihnachtslichtern nur, um einen Preis zu gewinnen. Wenn sie gerade nicht mit Lichtern verziert ist, dekoriert er sie mit ebenso vielen Socken für seine Weihnachtsgeschenke.
Berechnende Kinder, echte Tannen
Die meisten Peanuts-Kinder sind nicht weniger berechnend. In ihren Briefen an den Weihnachtsmann fordern sie: «Bring mir ordentlich Geschenke. Je mehr desto besser.» Da wird die jährliche Aufführung des Krippenspieles nur lustlos und textunsicher begangen.
Das «Peanuts»-Weihnachtsspecial hat auch dazu beigetragen, dass in den USA der Trend vom künstlichen Weihnachtsbaum wieder zur echten Tanne ging. Millionen von amerikanischen Haushalten stellten in den 60er Jahren eine Aluminiumtanne auf. Auch im Fernsehstück soll Charlie Brown einen riesigen Kunstbaum besorgen. Zurück kommt er stattdessen mit einer mickrigen, aber echten Tanne.
Das Bäumchen bricht unter der Last der Christbaumkugeln beinahezusammen, sorgt am Ende aber dennoch für die richtige festliche Stimmung. Charlie Browns Entscheidung liess den Verkauf der Alu-Tanne in den USA einbrechen.
Zum Buch:
Robert L. Short: Gute Nachricht, Charlie Brown
(Brunnen Verlag Giessen, ISBN 3-7655-1554-X)
Robert L. Short: Charlie Brown fragt nach Gott (Brunnen Verlag Giessen, ISBN 3-7655-1519-1)