Wie aus der Quarantäne eine fruchtbare Zeit werden kann
«Mir fällt die Decke
auf den Kopf» – unterdiesem
Titel veröffentlichte Theologe Johannes Hartl vor wenigen Tagen einen
Youtube-Beitrag. Er selbst musste einige Wochen in Quarantäne und gibt 20
praktische Tipps weiter, wie man die Quarantäne gut überstehen kann.
«Mein erster Gedanke war
echt panisch, als ich gehört hab, dass ich in eine Corona-Quarantäne soll,
obwohl ich nicht einmal angesteckt war…» Johannes Hartl weiss, wovon er
spricht, wenn er 20 Tipps weitergibt, wie man verhindern kann, dass einem die
Decke auf den Kopf fällt. Denn, so Hartl, wer in den Tag hineinlebt und sich
mit Netflix und Co hängen lässt, wird vermutlich schneller traurig und
depressiv. Seine Tipps sollen dabei helfen, dass die Zeit in der Quarantäne zur
fruchtbaren Zeit wird.
Dr. Johannes Hartl
1. Zu einer festen
Zeit ins Bett gehen und rechtzeitig aufstehen: Es ist gut für die Psyche, sich einen Wecker zu
stellen und nicht einfach in den Tag zu leben.
2. Einem festen
Tagesplan folgen: Dies bewährte
sich sogar bei Menschen, die unter schlimmsten Bedingungen in Einzelhaft gelebt
haben. Dies hilft der Psyche, innere Energien zu behalten.
3. Jeden Tag mit einer
festen Routine beginnen: Der
Tagesablauf hängt stark davon ab, wie die erste Stunde verläuft. Duschen,
anziehen, schminken – was auch immer zu Ihrer Morgenroutine gehört, sollten Sie
auch in der Quarantäne so fortführen.
4. Täglich Sport
machen: Auch wer nicht raus darf,
findet im Internet jede Menge Workouts für zu Hause.
5. Anspruchsvolle
Lektüre vornehmen und täglich zwei Stunden lesen: Es geht hierbei darum, dem Hirn Futter zu geben.
Man kann sich Bücher bestellen, gerade Sachbücher oder Klassiker, und diese
dann insbesondere am Vormittag lesen, wo die Konzentration am Besten ist.
6. Wenn möglich
mindestens eine Stunde täglich in der Natur verbringen: Das hängt natürlich von den Vorschriften ab. Wer
nicht raus darf, kann auch aus dem Fenster gucken oder auf einen Balkon oder Terrasse
gehen. Auch dies baut die Psyche auf.
7. Zeit zum
Videoschauen oder zocken beschränken: Wer im Fernsehen und Zocken aufgeht, kann nur schwer eine innere Struktur
aufrecht erhalten. Am besten, man legt hierfür konkrete Zeiten fest – und
besser nicht vormittags.
8. Auf Pornos
verzichten: In Italien wurde eine
Porno-App gratis angeboten. Das sei völlig kontraproduktiv, findet Hartl. Pornos befriedigen
nicht die Sehnsucht nach Intimität und Nähe, die an sich ja sehr gut ist,
sondern sind ein Kurzschluss, der süchtig macht. Und sie sind vollkommen
ungesund fürs Gehirn.
9. Skype-Termine mit
guten Freunden ausmachen: Und
zwar mit Freunden, bei denen man nicht stark sein muss. Wenn es einem richtig
schlecht geht, muss man mit jemandem sprechen können, das Herz ausschütten. Man
kann sich für jeden Tag ein längeres Telefonat oder Skypegespräch überlegen –
auch mit Menschen, mit denen man lange nicht mehr gesprochen hat.
10. Ordnung und
Sauberkeit in Wohnung und Kleidung: Wer sein Bett oder den Boden «vermüllen» lässt, hat es immer schwerer,
Hoffnung zu haben. Man kann die Zeit sogar für einen gründlichen Frühjahrsputz
nutzen.
11. Jeden Tag eine
Stunde «Stille Zeit» (Gebet, Meditation) einplanen: Es ist nicht gut, sich nur mit Informationen
vollzustopfen, sondern wir müssen auch zur Ruhe kommen. Zeit mit Gott zieht aus
den Gedankenkreisen heraus. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein…
12. Täglich eine
Stunde in der Bibel lesen: Die
Bibel ist ein Buch und ein Buch erschliesst sich aus dem Kontext. Die Bibel komplett
durchzulesen, dauert gute 80 Stunden. Nicht alles in der Bibel ist leicht
verständlich, aber es nährt den Geist und die Hoffnung. Anfangen kann man am
Besten bei 1. Mose, Kapitel 1 oder bei Matthäus, Kapitel 1.
13. Genau einen Tag
leben: Wer sich vornimmt, wie er
die gesamte Zeit schaffen soll, verzweifelt. Es ist gut, sich vorzunehmen, die
Quarantäne bis zum Abend zu überleben und einen Tag aufs Mal anzugehen.
14. Eine
Dankbarkeitsliste machen: In
einer Krise schaut man schnell nur noch auf die negativen Dinge. Auf
die Dankbarkeitsliste sollten jeden Tag mindestens zehn neue Dinge kommen, für
die Sie heute oder in der Vergangenheit dankbar sind.
15. Nicht den eigenen
Gedanken trauen, wenn es in einem tobt: Häufig versuchen wir, mitten in der Krise nachzudenken, aber in dem Moment
ist das Denken nicht objektiv. Deshalb sollte man den eigenen Gedanken nicht
trauen, wenn man zu viel Angst hat – und dann auch keine grossen
Lebensentscheidungen treffen. Oft ist Atmen besser als Denken.
16. Im Hier und Jetzt
ist immer ein bisschen Frieden: Vergangenheit
und Zukunft bedeuten oft Stress. Was wird passieren? Doch auf der anderen Seite
haben Menschen schon viel Schlimmeres durchgemacht – und im Hier und Jetzt kann
man oft etwas Frieden finden. Der Rest wird sich später zeigen.
17. Sie sind für Ihre
Emotionen verantwortlich: Das ist
besonders wichtig, wenn man mit anderen im Haushalt lebt. Man kann nicht allen
Frust, Trauer und Schmerz ungefiltert an andere abgeben. Es gibt vieles, was
wir nicht unter Kontrolle haben; die Krankheit, eine gescheiterte Beziehung,
das verpasste Semester… Aber wie wir darauf reagieren, das liegt in unserer
Hand.
18. Etwas Kreatives
machen oder lernen: Das Internet
ist voller Tutorials – Kochen, Basteln, Graphikdesign, Videoschnitt, Gedichte
schreiben, Fremdsprachen… Überlegen Sie sich, was Sie in diesen zwei Wochen
Produktives lernen könnten, was Sie noch nicht kennen.
19. Gott hält Ihre
Wut, Enttäuschung, Einsamkeit aus – bringen Sie sie ihm: Dies ist mehr als ein frommer Spruch: Gott ist in
Krisen wirklich nahe. Es passiert nicht immer sofort jedes Wunder, was wir uns
erhoffen, aber alleine, indem man es zu einem Gebet macht, kommt man aus dem
Kreisen um sich selbst heraus – und man denkt vielleicht auch an andere
Menschen, denen es noch schlechter geht. Man kann auch ganz bewusst für andere
in dieser Zeit beten.
20. Diese Zeit wird
enden und sie kann zum Nutzen werden: Wenn Sie auf eine frühere Krise zurückblicken, merken Sie vielleicht, dass
Sie daraus etwas gelernt haben. Es war keine vergeudete Zeit, sondern auch eine
wichtige Zeit. Genauso werden Sie auch später auf diese Zeit zurückblicken.
Hier sehen Sie das Video «Mir fällt die Decke auf den Kopf» von Johannes Hartl: