Indische Kinder bekommen Chance

Wie aus Müllkindern Gotteskinder werden

50 indische Rupies – nicht einmal 1 Franken – pro Tag können Menschen in Indien mit Müllsammeln verdienen. Wenn Kinder den Eltern den ganzen Tag lang helfen, reicht es für die Familie gerade, um satt zu werden. Hier liegt das Arbeitsfeld von Pater Anton Cruz. Er hat Müllkinder zu Royal Kids gemacht.

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Anton Cruz: «Gott wählt schwache Menschen».
Der Wohlstand in Indien wächst und Indiens Strassen und Flüsse sind immer mehr mit Abfällen verstopft. Ohne Millionen von Sammlern auf der Suche nach Wiederverwertbarem würden die indischen Städte im Müll ersticken.

Die meisten Müllsammler leben in Slums. Dort leben auch die «Dalit», die «Unberührbaren». Ihre Kinder arbeiten oft als Müllsammler. Schon vor Jahren wurde die Diskriminierung dieser Menschengruppe durch das indische Kastensystems gesetzlich abgeschafft. Im Alltag wirkt sich dieses Kasten-Denken jedoch weiterhin aus. Was auf dem Müllberg landet, wird zuerst von «bessergestellten» Sammlern durchsucht. Die «Dalit» dürfen den gleichen Müll erst später nach Verwertbarem durchwühlen.

Die Kinder landen nicht nur zum Sammeln auf dem Müllberg, manchmal werden sie selber als Babys dort «entsorgt». Anton Cruz, ein Priester, wurde damit konfrontiert. Eine ungewöhnliche Geschichte entwickelte sich daraus. Cruz erinnert sich:

Um Hilfe gebeten

«Im Jahr 1987 begann etwas, das mein Leben, meine Zielrichtung und meinen Dienst verändert hat. Eines Tages ging ich die Strasse entlang, als zwei junge Kinder auf mich zukamen. Sie waren etwa sechs bis sieben Jahre alt. Ich fragte, was ich für sie tun könne, und sie baten mich, ihnen zu helfen. Sie brachten mich zu einer 50 Meter entfernten Stelle, wo eines der Kinder sich niederbeugte, ein Baby aufhob und sagte: 'Dieses Baby hat keinen Vater und keine Mutter, aber es braucht Milch. Es weint und wird sterben. Sie sind doch ein Pater. Können Sie es zur Kirche bringen und dem Baby Milch geben?' Ich nahm das Baby, doch es verstarb auf dem Nachhauseweg in meinen Armen.»

«Das Baby braucht Liebe»

«Das hat mich wirklich geschockt! In jener Nacht konnte ich keinen Schlaf finden, sondern weinte vor Gott. Ich schrie: ‚Warum hast Du dieses Baby zu mir gebracht, nur um es dann in meinen Armen sterben zu lassen?’» Cruz bekam eine Antwort, die er innerlich hörte: «Du bist ein guter Prediger. Du kannst vor Tausenden von Leuten reden, aber kannst du einem Baby Liebe geben?»

Dann hörte er Jesus sagen: «Ich bin ein Vater für diese Kinder. Ich möchte, dass Du hinausgehst auf die Strassen und meine Kinder aufnimmst, denn ich liebe sie. Diese Kinder werden die Nationen aufrütteln. Nun geh!’» Dies war der Beginnen der «Brotherhood Missions» (Bruderschaftsmission).

Drei Grundsätze

Als Cruz begann, für die Kinder zu sorgen, konnten viele Menschen seinen Dienst nicht akzeptieren. «Es war ein Dienst, der sich mit den ‚Unberührbaren’, den ‚Dalit’ befasste. Da viele dieser Kinder Waisen sind, geben meine Frau und ich ihnen die Liebe, die sie nicht bekommen können. Alles was wir tun, basiert auf Liebe, Gebet und Erziehung.»

Kastensystem aufbrechen

Es gibt vier Kasten in Indien: eine hohe Kaste, eine mittlere Kaste, eine niedere Kaste und die Unberührbaren. Cruz ist überzeugt: «Wenn wir diesen 'unberührbaren' Kindern eine gute schulische Erziehung vermitteln, dann können wir das Kastensystem aufbrechen.» All unsere 8000 Kinder der Mission werden daher zur Schule geschickt. «Nehmen Sie beispielsweise Rebecca. Sie ist ein Baby, das weggeworfen wurde, wir fischten sie auch aus dem Müll heraus. Ich glaube, dass Jesus will, dass jedes Müllkind wie ein Kind Gottes behandelt wird und dass wir das Beste daraus machen.»

Jesus liebt sie alle

Cruz erläutern: «Unsere Schulen weisen drei verschiedene Stufen auf. Die erste Stufe ist eine Missionsschule für die Ärmsten der Armen in den Slums. Wir haben auch eine Schule für arbeitende Kinder, die in Fabriken arbeiten. Wir gehen in Gebiete, in denen Kinderarbeit anzutreffen ist und sprechen mit den Eltern, um sie davon zu überzeugen, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Die zweite Stufe betrifft die untere Mittel-Klasse. Die dritte Erziehungsstufe betrifft die Oberschicht. Jesus liebt sie alle. Da die Oberschicht und die Mittelklasse das Geld haben, laden wir sie ein, Partner in der Mission zu werden. Diese reichen Leute sehen die Realität des Leidens, was an ihr soziales Gewissen appelliert. Dank ihrer Beteiligung können auch Slum-Kinder geschult werden.»

Gebetsbewegung

«Wir bringen den Kindern wichtige Fähigkeiten für das Leben bei, aber auch wie man betet, Gemeinden in Dörfern gründet und Einfluss auf die örtliche Gemeinschaft ausübt. Jedes Lernzentrum wird auch zu einem Haus des Gebets. Fünf Gebetshäuser bilden eine Hausgemeinde.

Die Kinder beginnen für ihre Familien zu beten, für ihre Dörfer und örtlichen Gemeinschaften und gewinnen sie für Jesus. Es ist eine sehr gute Methode: Schulerziehung – Gebet – Kirche. Durch die Kinder erreichen wir die Eltern und mit den Eltern können wir neue Gemeinden gründen.

Unsere Kinder kommen sehr gut nach ihrer Zeit am College zurecht, aber unser hauptsächliches Ziel ist, dass sie eine wahre Leidenschaft für Jesus entwickeln und den Strassenkindern und Armen dienen. Die Kinder erreichen die örtliche Gemeinschaft, indem sie ihre Hand zum Gebet über jedes Haus in der Gegend erheben. Sie beten etwa so: ‚Jesus, ich erhebe Anspruch auf dieses Haus für Dich.’ Wir können beobachten, wie sich die Herzen der Bewohner dadurch ändern.»

Die «Royal Kids»

Die Veränderungen sind so tiefgehend, dass die betenden Kinder inzwischen, Royal Kids (Königskinder) genannt werden. Mit ihrem Dienst treten sie auch bei Konferenzen für christliche Mitarbeiter und im Fernsehen auf. Menschen können vorbeischauen mit einer Bitte um Gebet. Die Anliegen werden dann zu den Gebetszentren gesandt, wo die Kinder über das Wochenende in Schichten eingeteilt beten.

Ausserdem verfolgen über 2 Millionen Menschen das Fernsehprogramm, in dem Kinder predigen, beten, singen und manchmal auch Kranke heilen. Diese Jugendliche unternehmen tägliche Gebetsmärsche in ihren Wohnorten, gründen sogar neue Gemeinden und bewirken so Veränderung in ihrer gesellschaftlichen Umgebung.

Anton Cruz ist zuversichtlich, dass noch mehr Kinder in Indien «aus Abfall zu Kostbarkeiten» werden. «Gott wählt schwache Menschen, um die starken herauszufordern», davon ist er überzeugt.

Mehr zum Thema:
Film-Clip auf YouTube: Indien: Leben vom Müll der Anderen

Webseite:
Missionswerk Brotherhood Missions

Younicef


Autor: Anton Cruz / Bruno Graber
Quelle: Livenet / Joel-News / Youtube

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