Die Wende

«Die Polizisten machten mir Platz!»

Stets korrekt, nett und adrett, ahnt niemand etwas von seiner Drogensucht. Bis Urs Scherrer während einer Razzia radikal Gottes Eingreifen erlebt und Hilfe sucht. Die Erinnerungen an jenen Tag jagen dem Informatiker noch heute Schauer über den Rücken.

Zoom
Urs Scherrer
«Unglaublich arrogant stolzierte ich als junger Mann durchs Leben. Ich freute mich über meine Erfolge und hatte Spass an verbotenen Dingen. Auch Religionen jeder Richtung interessierten mich sehr. Ich las Bücher mit esoterischen und okkulten Inhalten und hörte immer die passende Musik dazu. Meine unbewusste Suche nach Sinn und Erfüllung endete schliesslich in Einsamkeit, Unselbständigkeit und Heroinsucht.

Der Versuch

Gute Freunde boten mir Unterschlupf, und ich machte einen Drogenentzug. Während eines Gottesdienstes entschied ich mich für ein Leben mit Jesus Christus. Ich bekannte ihm alles, was schief gelaufen war und bat ihn, mich als Retter und Freund fortan zu begleiten. Menschliche Hilfe und Therapievorschläge lehnte ich vehement ab. Leider war die Sucht stärker als mein Wille, und der Zürcher «Letten» (damalige offene Drogenszene) bald wieder mein zweites Zuhause. Zudem wurden die Geschäftspraktiken der Dealer immer brutaler. Die Angst war mein treuester Begleiter.

Die Einsicht

Nur einen Monat später stand ich schlotternd im Schnee des Appenzellerlandes vor dem Therapiehaus «Best Hope». Meine Freunde hatten es mir empfohlen, und ich wurde dort herzlich empfangen. Dieser Schritt hatte mich jedoch allergrösste Überwindung gekostet. Hätte ich während der Razzia am «Letten» in jener vermutlich finstersten Szene meines Lebens nicht so krass Gottes konkrete Hilfe erlebt – ich weiss nicht, ob ich die Therapie begonnen hätte.

Die Razzia

Es geschah 1994. Ich war als IT-Supporter im Auto unterwegs und machte mittags mal wieder einen Abstecher nach Zürich. Ich brauchte Stoff. Auf einmal tauchten Polizisten auf und kreisten uns ein: 100 Uniformierte gegen 1000 Süchtige und Dealer. Als sich die Blaumänner Gummihandschuhe überstreiften, wusste ich, was uns blühte. Ich versuchte, nicht aufzufallen und wollte – sauber gekleidet – als «ahnungsloser Spaziergänger» zwischen den Beamten hindurchschlendern. Doch ein Gummischrotgewehr – unter meiner Nase – kommandierte mich zurück in die Meute. Der Verzweiflung nahe, schrie ich zu Gott: ‚Wenn es Dich wirklich gibt, dann hilf mir jetzt. Ich schaffe es nicht mehr alleine. Wenn Du mir hilfst, werde ich aussteigen und eine Therapie beginnen.‘

Das Wunder

Plötzlich wurde ich innerlich ganz ruhig und fühlte mich wie an einer Leine durch die aggressive und nervöse Menge geführt. Ich kletterte über einen Zaun und hatte noch eine Betonmauer zu überwinden, bevor ich mich ins Wohnquartier absetzen konnte. Als ich diese Mauer erklomm, merkte ich, wie die Polizisten links und rechts zur Seite wichen. Sie machten mir Platz – gut zehn Meter breit war die Lücke! Dieses übernatürliche Eingreifen von Gott hat mich schlicht überwältigt.

Der Verzicht

So hielt ich mein Versprechen und begann die Therapie. Es war eine harte Zeit. Es gab immer wieder Phasen, in denen ich mich unfair behandelt und gefangen fühlte. Ich musste auf vieles verzichten und etliche Lebenslügen aufdecken. Mit 26 durfte ich austreten. Rückblickend kann ich sagen, dass ich zu keiner anderen Zeit meines Lebens tiefgreifender verändert wurde als im «Best Hope». Gott heilte meine Zerbrochenheit Stück für Stück.

Der Neubeginn

Unmittelbar nach meiner Therapie erlebte ich die Liebe meines Schöpfers ganz intensiv, als er mir viele Türen öffnete: in der Arbeitswelt und auch privat. Mein grösster Herzenswunsch ging 1999 in Erfüllung, als ich meine Frau Beatrice heiratete. Heute haben wir zwei Kinder und wohnen im Kanton Thurgau. Ich leite die Informatik der therapeutischen Wohn- und Werkstätte Quellenhof-Stiftung in Winterthur. Dort erlebe ich immer wieder, dass ich Bewohnern aufgrund meiner Lebenserfahrungen Hoffnung und Perspektive vermitteln kann. Das erfüllt mich sehr.»

Aus «Ein anderer weint um mich» – 12 verblüffende Lebensberichte. Auch für Leute, die nicht mehr an Wunder glauben. Zu beziehen über info@qhs.ch Fr. 9.50.

Webseite:
Quellenhof Stiftung

Zum Thema:
Jesus kennenlernen


Autor: Manuela Herzog
Quelle: jesus.ch / Quellenhof-Stiftung

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