Sie will Polizistin werden

Sascha entkam den Menschenhändlern

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Als Sascha ein achtjähriges Mädchen war, geriet sie in die Fänge von Menschenhändlern. Zusammen mit ihrer Mutter wurde sie gezwungen, nach Russland zu gehen, um zu betteln. Livenet zeichnet ihren dramatischen Lebensweg nach.

Sascha ist Teilnehmerin eines Langzeitprojekts der Ostmission, bei dem ehemalige Opfer in Familien untergebracht werden. Sie wurde entführt, doch ihr gelang die Flucht, bevor sie als Prostituierte verkauft werden konnte.

Als Sascha 8-jährig war, veränderte sich ihr Leben erheblich: «Meine Mutter hatte Probleme mit Romas; sie schuldete ihnen viel Geld. Eines Tages kamen zehn Männer, forderten es zurück, ansonsten würde Mutter umgebracht.» Dann entdeckte einer das Mädchen. «Du hast eine Tochter, dann können wir dir helfen. Wenn du möchtest, kannst du mit meiner Schwester nach St. Petersburg reisen. Und wenn du zurückkommst, sind deine Probleme gelöst», erinnert sich Sascha. In der Not willigte Mutter ein.

Zum Betteln gezwungen

In der Metro, in der Nähe von Kirchen – an allen möglichen Orten wurden die beiden zum Betteln gezwungen. Morgens um sechs Uhr begann die «Arbeit» bis abends um neun oder elf Uhr. Tagein, tagaus, drei Jahre lang.

Mutter floh allein und die Roma sagten, sie würden Sascha mit einem Roma-Jungen verheiraten. Zweimal versuchte sie zu fliehen. Doch von der Polizei war keine Hilfe zu erwarten: «Sie haben mich geschlagen. Sie kannten mich und wussten, wer mein Boss war und sie wurden von den Romas bestochen.»

Beim dritten Mal gelangte sie an einen Polizisten, der sie nicht kannte und sie in Sicherheit brachte. Zuerst in ein Heim in Russland und nach einem Jahr war sie zurück in Moldawien, ebenfalls in mehreren Heimen, im Letzten rief ihre zukünftige Mutter an. «Sie hatte dort Freunde und wollte wissen, wie es so läuft. Sie sagten ihr, dass sie ein Mädchen im Heim haben, das die ganze Zeit weint, und sie wüssten nicht, was sie mit ihr machen sollten. Sie beschloss, herzukommen, mit mir zu sprechen und mir eine Freundin zu sein.»

Eine neue Familie

Sascha entschied sich, in diese neue Familie zu gehen. «Für mich war es schwer, denn ich sehnte mich nach meiner Mutter; trotz aller schlechten Dinge war sie meine Mutter. Ich habe sie sehr vermisst und weiter geglaubt, dass ich sie nicht durch jemand anderen ersetzen kann.»

Gleichzeitig merkte Sascha, dass der Aufenthalt in der Familie nicht bindend ist und dass sie die Möglichkeit hatte, jemand zu werden. Dennoch sei sie jede Nacht weinend hinausgelaufen und habe gerufen: «Gott, was soll ich hier tun?»

Er ist da

Sie habe auch in der harten Zeit an Gott geglaubt. «Es gab eine Situation, in der ich versuchte, mich umzubringen. Ich habe versucht, mir die Pulsadern aufzuschneiden. Ich schnitt wirklich tief, aber es kam kein Blut.» Da habe sie gebetet: «Nein, du kannst mir das nicht antun, lass mich einfach sterben. Das ist nicht fair. Du scherst Dich einen Dreck um mich, sonst würdest du mir helfen, von hier wegzukommen. Ich möchte weglaufen oder einfach sterben, denn ich möchte so nicht weiterleben!» Als sie merkte, dass der Selbstmordversuch schief gegangen ist, habe sie gebetet: «Ok, wenn du nicht möchtest, dass ich sterbe, werde ich mir überlegen, was ich tun werde.» Und so blieb sie am Leben.

Mama und Papa

Es sei lange schwer gewesen, ihre neuen Eltern Mama und Papa zu nennen. Sie habe immer Herr und Frau gesagt. Dann habe jemand erklärt: «Du tust ihnen Unrecht, denn sie wollen dir nur helfen. Sie haben dich aufgenommen, dir Kleidung gekauft, sie lieben dich und du sagst immer noch Herr und Frau zu ihnen? Das ist nicht richtig, also versuche, sie Mama und Papa zu nennen, sie haben es verdient.»

Sie habe zwei Tage lang geweint und dann zu Gott gesagt: «Gott, ich kann sie nicht Mama und Papa nennen, das ist zu schwer.» Zwei Tage später versuchte sie es. «Dann stellte ich fest, dass ich sie nicht mehr Herr und Frau nennen kann. Ich liebte sie schon vorher, aber nun änderte sich etwas.»

«Ich will Polizistin werden!»

Mit der Zeit konnte Sasche die verlorene Schulzeit nachholen. Und nun träumt sie davon, auf die Polizeiakademie zu gehen und eine Ausbildung machen. «Es ist schwer, denn man muss stark sein und viel Sport treiben. Ich möchte Polizistin werden, weil ich das, was ich erlebt habe, anderen Kindern ersparen möchte. Ich will, dass sie von der Polizei besser behandelt werden und ich möchte gegen Menschenhandel kämpfen.»

Hilfe gegen Menschenhandel

Nach Angaben der «Christlichen Ostmission» wurden in den letzten Jahren allein in Moldawien mehrere zehntausend Personen Opfer des Menschenhandels. Viele von ihnen, insbesondere junge Frauen, waren sexueller Ausbeutung ausgesetzt. Darüber hinaus wurden Menschen zur Zwangsarbeit und zur Zwangsbettelei verpflichtet. Die COM rechnet mit weltweit mehr als 27 Millionen Menschen.

Um der Armut zu entfliehen, wandern viele Moldawier ab. Hierbei lauert die Gefahr, Opfer von Menschenhändlern zu werden. Die COM reagiert in Moldawien mit Projekten zur Prävention und Rehabilitation, ausserdem mit humanitärer Hilfe sowie Unterstützung beim Aufbau eines eigenen Geschäfts.

Webseite:
Christlichen Ostmission

Datum: 27.09.2012
Autor: Daniel Gerber / Irene Hirzel
Quelle: Jesus.ch / Christliche Ostmission

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