Pedro Gonzalez

Ausgebremst – und doch angekommen

Der selbständige Handwerker und Eventmanager war ständig auf Achse, schuftete nicht selten 16 Stunden am Tag. Zunehmend fühlte sich Pedro Gonzalez wie ein Hamster im Rad. Bis ihn 2009 ein Motorradunfall stoppte. Es begann eine neue Art von Stress – die zu bewältigen der zweifache Familienvater einen eigenen Weg fand.

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Pedro Gonzalez
Zürich-Hardbrücke, Sommer 2009, stockender Feierabendverkehr: Pedro Gonzalez ist mit seinem Motorrad unterwegs, als plötzlich von hinten ein Auto auf ihn prallt und ihn aus dem Sitz wirft. Ausser zwei hellen Schatten im Brustwirbelbereich können die Ärzte in der Notaufnahme nichts feststellen. Doch instinktiv spürt Pedro Gonzalez, dass sein Leben fortan anders verlaufen wird.

Heftige Schmerzen machen dem Sohn spanischer Gastarbeiter das Weiterarbeiten und -leben zur Qual. Die Diagnose: Schleudertrauma. Der 48-Jährige erinnert sich: «Während des ersten halben Jahres schleppte ich mich vom Bett zum Sofa und zurück, derart zugedröhnt war ich durch die Medikamente.»

Der Fall nach dem Knall

Neun Monate lang zahlen die Versicherungen. Darauf folgt ein Spiessrutenlauf ungeahnten Ausmasses. Auch bei der Invalidenversicherung wird Pedro Gonzalez als Lügner und Betrüger betitelt und abgeschmettert. Verbissen kämpft er für seine Rechte, liefert sich mit den Verantwortlichen heftige Wortgefechte.

Doch dann besinnt er sich und wählt einen anderen Weg. Inzwischen hat er sein Geschäft (Maler/Gipser/Eventtechnik) schweren Herzens still gelegt. Um die Familie finanziell über zu Wasser halten, ist seine Frau Esther zu 60 Prozent wieder in der Betagten-Pflege eingestiegen.

Draht und Weg nach oben

Pedro Gonzalez findet eine wirksame Methode, mit den Verletzungen, Verleumdungen und Schmerzen umzugehen. Seit Kindertagen schöpft er aus seinem Glauben an Gott und in der Natur Kraft und Lebensfreude. Unweit seines Zuhauses in Bülach ZH steht ein hölzerner Aussichtsturm mit fünf Plattformen. Auf welche Weise Pedro Gonzalez die einzelnen Böden jeweils überwand, erzählt der
Hausmann nachfolgend selbst.

Erste Plattform: Zur Dankbarkeit bereit

«Auf diesem Boden danke ich Gott für mein Leben, dass ich den Unfall überlebt habe. Ich danke ihm auch für alles, das er mir schenkt; meine Frau, meine Kinder und meine Freunde.»

Zweite Plattform: Wo stehe ich?

«Hier sammle ich mich. Ich frage mich, was bewegt mich im Moment? Was stresst mich? Ich drücke Gott gegenüber auch all mein Unverständnis aus. Dann definiere ich die Situation und entscheide mich, wo nötig, loszulassen und Gott zu vertrauen.»

Dritte Plattform: Dampf ablassen

«Hier bringe ich meine Wut, meinen Frust und meine negativen Gefühle zum Ausdruck. Ich spreche aus, was und wer mich stresst. Oft habe ich kleine Steine genommen, sie mit meinen Stressoren betitelt und dann davon geschleudert. Auf dieser Ebene entscheide ich mich auch bewusst, den Menschen, die mich verletzt haben, zu vergeben und konkrete Schritte zu tun.

Beispielsweise habe ich den Versicherungen eine Email geschrieben, mich bei den Verantwortlichen für mein Fehlverhalten entschuldigt und ihnen alles Gute gewünscht. Der Frieden, die Ruhe und Gelassenheit, die ich seither empfinde, sind unvergleichlich.»

Vierte Plattform: Was wird morgen sein?

«Auf dieser Höhe sehe ich langsam über die Baumspitzen. Hier versuche ich, das Ungewisse in Worte zu fassen. Ich weiss heute nicht, was morgen sein wird. Wie lange werde ich diese Schmerzen noch ertragen müssen? Auch über meine Ängste rede ich mit Gott.»

Fünfte Plattform: Hoffnung am Horizont

«Hier stehe ich unter freiem Himmel, sehe ungehindert in die Weite, habe den Überblick, atme tief durch. Ich entscheide mich, meinen Fokus auf Gott zu richten und nicht auf die Umstände. So schöpfe ich Hoffnung, Kraft und Mut für die Zukunft.»

Dieses ganz persönliche Ritual und bewusste Ausrichten auf Gott hat viel Ruhe ins Leben von Pedro Gonzalez gebracht. Schon seit einigen Monaten hat er keinen Stein mehr geworfen und mit sich und der Situation Frieden geschlossen.

Neue Herausforderung

Seit etlichen Jahren begleitet der gelernte Maler andere Menschen, insbesondere Männer, in schwierigen Lebenssituationen. Nun hat der Hausmann auf drei Jahre verteilt eine Ausbildung als individualpsychologischer Berater/Coach begonnen.

Pedro Gonzalez leidet nach wie vor unter starken chronischen Schmerzen. Er ist sensibler geworden – aber auch empfänglicher für das Wirken seines himmlischen Vaters und für die kleinen Wunder am Wegrand seines Lebens.

Hören und sehen Sie auf ERF Medien:
Töffunfall – Aus dem Leben geschleudert


Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch Print / ERF Medien

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