Über Schmerz und Herrlichkeit

Die Ewigkeit – weit mehr als ein tröstender Gedanke

Krebserkrankung als fünfjähriges Mädchen, Unfall mit Todesfolge als Jugendliche. Inmitten körperlichen und seelischen Schmerzen begann Gott, Caro Gafner die Augen für eine ewige Realität zu öffnen.

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Caro Gafner (Bild: zVg)
Schmerz kennt Caro Gafner aus Biel zur Genüge. Mit fünf Jahren hatte sie einen Tumor in der Grösse einer Melone auf der Niere. Durch die Folgen der Strahlentherapie verformte sich ihre Wirbelsäule. Operationen, Komplikationen und Schmerzen wurden zu ständigen Begleitern. Caro kennt aber auch tiefe seelische Wunden...

Ein verhängnisvoller Autounfall

Es war der 8. Dezember 1990, elf Tage vor Caros 19. Geburtstag. Erst vor ein paar Monaten hatte sie ihre Fahrprüfung gemacht und inzwischen auch schon mehrmals zu stark aufs Gas gedrückt. Doch nicht an diesem Tag. Augenzeugen bestätigten, dass sie mit circa 30 km/h auf trockener Strasse ins Schleudern kam. Bis heute sind die folgenden Geschehnisse für Caro nur bruchstückhafte Erinnerungen.

Stimmen drangen zu ihr durch. Sie drehte sich und sah den eingequetschten Kopf ihres Bruders Daniel. Panik. Was war nur los? Dann, ausserhalb des Autos, wurde sie von einem wütenden Mann angeschrien: «Warum bist du mir im Weg gestanden?!» Sie hatte keine Ahnung. «Was ist mit meinem Bruder?», fragte sie. Er sei in guten Händen, antwortete jemand. Dann Blaulicht und ab ins Krankenhaus. Alles wie durch einen dichten Nebel.

Mein Bruder ist tot!

«Daniel ist gestorben!», sagte Caros Vater, der sie im Krankenhaus besuchte. Alle weinten. «Das kann nicht sein!», sagte sie sich und erinnerte sich, wie Jesus ein totes Kind zum Leben erweckte. «Ich will zu Daniel gehen!», drängte sie. «Als ich am folgenden Tag endlich zu ihm konnte, war ich fest überzeugt, dass Jesus ihn wieder lebendig machen würde.» Eine Glasscheibe trennte sie von ihrem toten Bruder. Caro legte ihre Hand darauf und betete mehrmals. Keine Reaktion. Dann kam es über sie: «Jesus, ist das dein Ernst, dass Daniel tot ist?» Und sie war schuld. «Mein Leben ist futsch!», schrie es in ihr.

Doch dann, inmitten dieser schrecklichen Situation, durchströmte sie ein warmes Gefühl. Eine Stimme sagte: «Daniel ist jetzt bei mir. Er ist zu Hause. Alles ist gut!» Caro wehrte sich: «Nein! Nichts ist gut. Ich kann mit dieser Last nicht leben.» Aber der starke innere Frieden blieb. «Dass Gott in solch verzweifelten Momenten Trost und Geborgenheit vermitteln kann, begeistert mich», sagt Caro heute.

Zeit für innere Heilung

Schuldgefühle plagten Caro. Dazu kam der Verlustschmerz um ihren geliebten Bruder. «Ich habe zu wenig gut aufgepasst!» oder «was habe ich meinen Eltern und meinem älteren Bruder angetan?!» Quälende Gedanken der Selbstanklage. «Mein Leben schien nicht mehr lebenswert.» Für Caro gab es nur noch Gott, an dem sie sich festhalten konnte, vor Freunden und Bekannten war die Scham zu gross.

1992 machte sie eine Jüngerschaftsschule. Ein halbes Jahr wollte sie sich nehmen, damit Gott sie innerlich wieder herstellen konnte. Und tatsächlich: Es gab viele Momente der Heilung. Sie lernte, mit ihren Emotionen umzugehen und den Schrei in ihrer Seele zuzulassen. «Zu wissen, dass Jesus sogar im Unfallauto dabei war, tröstete mich sehr.»

Die Ewigkeit ist real

Fünfzehn Jahre nach dem Unfall: An einer Beerdigung wurde der Abschiedsbrief einer verstorbenen Person vorgelesen. «Weint nicht um mich, sondern jubelt mit mir, denn ich ziehe jetzt in die Herrlichkeit Gottes ein.» Diese Zeilen trafen Caro. «Gott veränderte meinen Blickwinkel. Bis dahin hatte ich Daniels Tod nur als Verlust betrachtet. Doch jetzt verstand ich, was Daniel gewonnen hatte. Er war in der Ewigkeit, es ging ihm gut!»

Als Caro letzten Sommer einmal dabei war, Gott anzubeten, dachte sie plötzlich an ihren verstorbenen Bruder. «In der Ewigkeit werden wir Gott gemeinsam anbeten! – Und vielleicht ist er gerade jetzt auch am anbeten?» Und es würde viel besser sein als alles, was es in dieser Welt zu erleben gab. Caros Blickwinkel begann sich immer mehr zu öffnen. Nein, die Ewigkeit war weit mehr als ein tröstender Gedanke. Sie ist Realität!

Was bestimmt mein Leben?

Ob es um körperliche oder seelische Schmerzen geht: Täglich steht Caro mit dem Vorsatz auf, dass nicht ihre Schmerzen, sondern Jesus Christus ihr Leben bestimmen soll. «Alles, was ich bin und habe, ist ein Geschenk Gottes!»

«Natürlich wünsche ich mir einen gesunden Körper», sagt Caro, die unter den Auswirkungen der Krankheit in ihrer Kindheit und als Folge des Unfalls an Übergewicht leidet. Sie musste lernen, zu ihrem Aussehen ein «Ja» zu finden. Eigentlich wäre auch Kinderkriegen medizinisch unmöglich gewesen. Dass sie heute drei erwachsene Kinder hat, ist ein Wunder. Natürlich könnte sie mit Gott hadern, weil er ein paar andere Wunder scheinbar verweigert. Doch Caro hat etwas gelernt: «Gott macht es gut!»

Die Ewigkeit vor Augen

Schwierigkeiten hat Caro in ihrem Leben schon viele erlebt. Es ist aber nicht ihre Lebensbotschaft, diese alle zu beschreiben. Viel mehr weist sie auf Jesus hin, der ihr echtes Leben gibt – egal, wie die Umstände auch sein mögen. «Durch meine Operationen und Schmerztherapien kam ich mit vielen Menschen in Kontakt, denen ich von Jesus erzählen konnte.» Viele waren interessiert und sogar die Spitalseelsorgerin wünschte ein persönliches Gespräch, um zu erfahren, weshalb Caro ihren Glauben so positiv leben kann.

Lange Jahre versuchte sie, sich Heilung zu verdienen und verdrängte ihre Schmerzen. Heute ist sie begeistert, wie Gott sie mitten durch Widrigkeiten hindurchführt. Und egal was auch passiert, sie ist von der ewigen Herrlichkeit überzeugt, welche auf sie wartet.

Zum Thema:
Leid im Leben: Gott durch Schmerzen besser kennenlernen

Glaubensfrage: Warum lässt Gott dieses Leid zu? 
Wenn Leben weh tut: «Hoffnung trotz Schmerz» 

Datum: 30.09.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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