Einmal Abgrund und zurück

Vom Satanismus auf die Kanzel

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George Bearwood (Bild: Facebook)
George Bearwood (56) war in die Punkrock-Szene eingetaucht, bevor er dem Satanismus verfiel und süchtig nach Alkohol und Drogen wurde. Dann stellte eine Begegnung mit dem Tod alles auf den Kopf…

«Ich wurde in den 60er-Jahren in einer Arbeiterfamilie im Black Country (in der Nähe von Birmingham, England / Anm. d. Red.) geboren. Meine Mutter kam bei einem Schnellbootunfall ums Leben, als ich zwei Jahre alt war und so wurde ich von meinen Grosseltern aufgezogen.»

In Jugendjahren oft zugedröhnt

Während seinen Teenager-Jahren kam gerade der Punk-Rock-Stil auf. «Ich trat einer Band bei. Wir hatten ein paar Auftritte und erhielten einen Plattenvertrag. Doch die Plattenfirma liess uns fallen, kurz nachdem ich mit 16 Jahren die Schule verlassen hatte.»

Zu diesem Zeitpunkt hatte George bereits eine Alkohol- und Drogensucht entwickelt. «Wenn du mich gefragt hättest, ob ich glücklich bin, hätte ich wohl 'Ja' gesagt. In nüchternem Zustand hätte ich aber wahrscheinlich gesagt: 'Nein, das Leben ist ein kompletter Haufen Sch…'. Aber man will diese schlechten Tage nicht, also bleibt man so viel wie möglich high und betrunken.»

Ins Okkulte abgedriftet

Als er vom Punk gelangweilt war, stolperte er über die Industrial-Bewegung und hörte Bands wie «Psychic TV» und «Death in June». So rutschte er langsam in die okkulte Welt ab. «Ich wurde Mitglied in der 'Church of Satan'. Sie akzeptierten mich so wie ich war. Ich glaube, ich wäre gestorben, wenn es nicht einige dieser Leute gegeben hätte. Sie kümmerten sich um mich.»

Weiter erinnert er sich: «Es gab keine satanischen Rituale, wir haben keine Babys geopfert. Aber beim Satanismus geht es darum, sich selbst in den Mittelpunkt des eigenen Universums zu stellen. Du bist Gott und du bist Satan. Du bist die Definition dessen, was gut ist und du bist die Definition dessen, was böse ist. Es ist also ziemlich egoistisch, denn es geht nur um dich und darum, was du willst.»

Auf der Flucht vor was?

Beim Trinken, bei den Drogen und beim Sex ging es darum, vor etwas zu fliehen. «Ich war mir nie ganz sicher, wovor ich eigentlich floh.»

George Bearwoods Lebensstil wurde immer extremer. Er nahm auch Heroin. Und beim Alkohol steigerte er den Konsum massiv: «Ich ging von ein paar Drinks am Wochenende zu einer Flasche Wodka jeden Morgen über.» Eines Abends ging er auf eine Party, nahm Drogen und trank furchtbar viel. «Ich kollabierte und wurde ins Krankenhaus eingeliefert.»

Extreme Entziehungskur

Er überlebte, war jedoch durch diesen Kollaps zu Tode erschrocken. «Ich habe sofort aufgehört zu trinken. Es dauerte etwa ein Jahr, um von den härteren Drogen loszukommen, und vier Jahre, um von allem frei zu werden.»

Das war in den 80er Jahren, als Entziehungskuren nur für reiche Leute erschwinglich waren. «Also habe ich mich einfach einen Monat lang in meiner Wohnung eingeschlossen. Ich hatte das Gefühl, ich würde jeden einzelnen Tag sterben. Man sitzt da, schwitzt, kotzt und macht sich schmutzig. Das erste Jahr war das schlimmste in meinem Leben.»

«Geh in die Kirche»

Mit Anfang 30 verlor er das Interesse am Satanismus. «Ich habe mich nicht bewusst für den Ausstieg entschieden, aber mir wurde klar, dass ich wahrscheinlich Agnostiker oder Atheist war. Ich gründete ein Musikgeschäft. Dort arbeitete ich manchmal bis spät in die Nacht hinein. Einmal schossen mir um ca. 4 Uhr morgens plötzlich die Worte 'Geh in die Kirche' durch den Kopf. Ich ignorierte es, aber es passierte immer wieder. Ich dachte, ich hätte eine Midlife Krise.»

Kurze Zeit später ging er an der St. Mary's Church in Stoke Newington, London, vorbei. «Es fand ein Orgelkonzert statt, also ging ich hinein. Der Vikar kam zu mir und wir begannen zu plaudern. Am nächsten Morgen, einem Sonntag, wachte ich um acht Uhr auf, was ich sonst nicht kannte. Ich dachte: Okay, ich werde wieder in diese Kirche gehen.»

«Ich will Priester werden»

Er vereinbarte ein Treffen mit dem Pfarrer. «Ich sagte: 'Ich glaube, ich will Priester werden.' Dabei dachte ich, der Pfarrer würde mich bestimmt für verrückt halten. Aber er sagte nur: 'Nun, du musst erst einmal anfangen, in die Kirche zu gehen.' Also fing ich an.» Jeden Tag war George Bearwood in der Kirche anzutreffen. Er liebte es, dort zu sein. «Ich war nervös, weil ich jahrelang mit Satanisten rumgehangen hatte, die mir sagten, dass Christen mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen würden. Aber ich liebte es, in der Kirche zu sein.»

Nach sechs Monaten nahm er eine Stelle in der Kirche an und durchlief eine Ausbildung zum Priesteramt. Diese brach er ab, insbesondere wegen schlechten Erfahrungen mit seinen Mitschülern. Seine Partnerin, die mittlerweile seine Frau ist, wurde inzwischen ordiniert. Eines Tages sagte sie: «Wir haben niemanden, der das Morgengebet für eine unserer Kirchen leitet. Würdest du es machen?» Beim Vorbereiten war es, als würde eine Stimme sagen: «Das ist das, was du tun solltest.» Dazu George: «Ich weiss nicht, ob das Gott oder ich war, aber alles passte zusammen.»

George begann wieder in die Kirche zu gehen. Und nicht nur das, er nahm seine Ausbildung wieder auf und wurde mittlerweile in der «Church in Wales» zum Vikar ordiniert.

Zum Thema:
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Die Macht, die ihn hinderte: Ex-Satanist: Gebet hat im geistlichen Kampf einen hohen Stellenwert
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Datum: 05.01.2022
Autor: Sam Hailes / Daniel Gerber
Quelle: Premier / Übersetzung: Livenet

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