Im Gespräch

Bona Malwal mahnt den Diktator des Sudan

Bona Malwal setzt sich im Sudan für Frieden ein. Im Gespräch mit Livenet erzählt der Spitzenpolitiker von seinen Hoffnungen für das Land.

Der Intercity-Zug gewinnt rasch Fahrt, während Bona Malwal einen Schluck Kaffee trinkt, die Tasse zurück auf den Untersatz stellt und scherzt, dass seine Stimme jetzt klarer sei. Zwischen Bern und Zürich spricht er über seine Heimat, ernst und nachdenklich. Nur selten huscht ein Lächeln über sein Gesicht.

Der hochgeschossene Südsudanese vom Stamm der Dinka sah im Sudan vieles. Er gab die «Sudan Times» heraus, prangerte darin Sklaverei an und landete deshalb im Gefängnis. Nach 18 Jahren im englischen Exil kehrte er zurück und berät heute Sudans Diktator Omar al-Bashir aussenpolitisch – vor dem Friedensvertrag war al-Bashir sein Feind, Malwal gehörte zur SPLA (Sudan People Liberation Army).

«Genozid» in Darfur: Krieg der Worte

Bona Malwal spricht über die Sudan-Kriege der letzten Jahre. Seit 2003 hat allein der in der Region Darfur laut «Spiegel» 400'000 Tote gefordert. Malwal meidet jedoch das Wort Genozid. «Bürgerkrieg bringt Genozid. Wenn man einander nicht akzeptiert, zerstört man den andern. Das ist der erste Schritt zum Genozid.»

Die USA, Frankreich und Nigeria sprechen von Völkermord. Malwal will Frieden. «Spricht man von Genozid, klagt man auch mich an, während ich für eine Lösung kämpfe.» Ein Ringen also um die «richtige» Wortwahl.

Nahe an Ruanda und Kongo

Während das Schweizer Mittelland am Zugfenster vorbeirast, kritisiert der Christ Bona Malwal die UNO. Diese schaute weg, als zwei Millionen Schwarzafrikaner im Südsudan umgebracht wurden. Auch jetzt hält sich der Staatenbund «vornehm» zurück. «Nach zwei Jahren hat die UNO noch nicht mal die 100‘000en Rückkehrer registriert. Besser wäre es, wenn die Schweiz CSI (Christian Solidarity International; d.Red.) helfen würde – denn die können das.»

«Reiche Länder wie die Schweiz delegieren das Problem weg. Sie sagen, sie wirken durch die UNO, aber sie überprüfen nicht, ob die auch wirklich etwas tut. Sehr viel Geld versickert im UNO-Apparat. Sudan liegt nahe bei Kongo und Ruanda, beides Zeugen dafür, wie schwach die UNO ist.»

Die Zerreissprobe

Im Jahr 2011 kann der Südsudan entscheiden, ob er unabhängig werden will. Bona Malwal, selber Südsudanese: «Ich will dem Süden die Einheit des Landes schmackhaft machen. Und ich sage im Norden, dass die Zeit ausläuft. Es geht nicht nur um Wirtschaft. Der Norden muss den Süden akzeptieren. Der Süden will normal leben.» 22 Jahre führte der Norden einen blutigen Vernichtungskrieg gegen den Süden, schaffte künstliche Hungersnot, vernichtete die Infrastruktur.

Malwal ist ein einsamer Rufer in der Wüste. Selbst Salva Kiir, Südsudanese und seit dem Friedensvertrag Sudans Vizepräsident, spricht von zwei Staaten. Bona Malwal sagt, er wolle nur dann zwei Länder, wenn Einheit wirklich nicht möglich sei. «Dann ist es besser, zwei freundschaftliche Staaten zu haben. Jetzt aber will ich nicht trennen, sondern verbinden.»

Er mahnt den Diktator

Für die, die im Krieg benachteiligt wurden, geschehe wenig, räumt Malwal ein. «Der Friedensvertrag müsste einen ganzen Abschnitt haben, der festlegt, was wir mit den Versklavten und Vergewaltigen geschieht. Da muss Kompensation geschaffen werden. Aber es steht nicht drin, der Vertrag ist Stückwerk. Ich spreche das in Khartoum an.»

Auch gegenüber dem Diktator Omar al-Bashir hält sich Malwal nicht zurück. «Ich mahne ihn und sag ihm: Herr Präsident, gestern haben Sie etwas versprochen!» – Der Sudan steht vor einer Zerreissprobe. Gut möglich, dass er in mindestens zwei Staaten zerfällt.

Spiegel-Artikel: Kapitulation vor den blutrünstigen Banden

Aktion Nothilfe Sudan

Was in Darfur geschieht, ist im Südsudan von 1983 bis 2003 passiert. Gemeinsam mit verschiedenen Hilfswerken läuft bei Livenet.ch und Jesus.ch die Aktion «Nothilfe Sudan». Sie hilft im Südsudan und wird von drei Schweizer Werken unterstützt: CSI (Christian Solidarity International), Frontiers und Vision Africa. Letztere ist nicht selber in diesem Land tätig, unterstützt diese Aktion aber publizistisch.

CSI ist seit 1992 im Sudan tätig. Mit dem gesammelten Geld wird Hirse gekauft, diese man an die leidende Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bisschen Nahrung Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden vom Werk getätigt und überwacht.

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 400'000 Menschen (gemäss ZDF und Spiegel)
Vertriebene: 2,5 bis 3 Millionen Menschen (epd, sda, UN-Schätzung)
Versklavte: noch keine Angaben; gemäss ARD und anderen Quellen passieren «Verschleppungen».
Das Morden geschieht seit 2003.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen
Vertriebene: 5 Millionen Menschen
Versklavte Menschen: jetzt unter 200'000
Das Morden geschieht seit 1983; von Januar 2005 an via Hungerkatastrophe.
Dank der Dokumentationsarbeit von CSI konnten der Genozid und die Versklavungen im Süden abgebremst werden.

Die Kontonummer für die Schweiz lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI Schweiz, Sudan-Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

Für Einzahlungen aus dem Ausland:
Bankadresse: Zürcher Kantonalbank ZKB, Hauptsitz, Bahnhofstrasse 9, 8001 Zürich
Swift Code: ZKBKCHZZ80 A, BLZ: 700 (die Nummer ist vollständig; Anm. d. Red.)
Kontoadresse: Stiftung CSI-Schweiz, Zelglistrasse 64, Postfach 70, CH – 8122 Binz
IBAN CHF: CH22 0070 0110 0011 3724 9
IBAN USD: CH68 0070 0130 0002 7011 3
IBAN EUR: CH80 0070 0130 0003 6340 5

Statistik der Spenden

Das Sammelkonto ist offen seit Dienstag, dem 7. Dezember 2004.
Bisher wurden 16830,05 Franken gesammelt.

Hintergrundinfos zur Aktion:
www.sudan.livenet.ch

Homepages der beteiligten Organisationen
CSI: www.csi-schweiz.ch
Frontiers: www.frontiers.ch
Vision Africa: www.visionafrica.ch

Datum: 02.01.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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