UNO

Darfur – das Ruanda der Gegenwart

Jetzt spricht die UNO von über 250'000 Menschen, die in Darfur, im Westen des Sudan, massakriert worden seien. Doch die Vereinten Nationen handeln gleich wie nach dem Völkermord in Ruanda: mit betretenem Schweigen.

Am Anfang war das Versprechen. Am 3. Juli 2004 verbreitete die Berner Zeitung die frohe Botschaft: Die UNO konnte dem Sudan abringen, dass er sofort beginne, die mörderische Janjaweed-Miliz und andere Gruppen zu entwaffnen. Zu diesem Zeitpunkt wütete der Vernichtungskrieg gegen Schwarzafrikaner und Christen in Darfur schon über ein Jahr.

Dreieinhalb Jahre sind seither vergangen. Und das sudanesische Regime machte sich mit sehr viel Muse sein Tagwerk der vermeintlichen Abrüstung: Noch immer überrollen die berittenen, arabischen Milizen schwarzafrikanische Dörfer und hinterlassen nichts als verbrannte Erde; teils mit Feuerunterstützung der Regierung.

Leichenberge unter den Augen der UNO

Fortwährend glänzt das Regime des flächenmässig grössten Staat Afrikas mit neuen Zusagen, wie etwa für Friedenstruppen. Doch wenig später wird daran gerüttelt, bis nur noch soviel übrig bleibt, dass der Genozid weitergehen kann.

Während die UNO nach wie vor zögert, das Wüten im Westen des Sudan, in Darfur, als Völkermord zu bezeichnen, spricht sie dennoch von mindestens 250‘000 Menschen, die mittlerweile getötet wurden (Spiegel und ZDF berichten längst von 400'000). 2,5 Millionen Menschen wurden vertrieben, eine Viertelmillion flüchtete über die Grenze in das Nachbarland Tschad.

Chef von Mördermiliz als Sonderberater

Für die schweren Verbrechen gegen das schwarzafrikanische Volk Darfurs werden die arabischen Janjaweed-Reitermilizen verantwortlich gemacht. Laut den Menschenrechtlern von «Human Rights Watch» (HRW) wurde nun Musa Hilal, ein Janjaweed-Führer, zum Sonderberater des sudanesischen Staatschefs General Omar al-Bashir ernannt.

Hilal sei ein Symbol für Greueltaten an Zivilisten, berichtet HRW in einer Erklärung: «Es ist ein Schlag ins Gesicht der Darfur-Opfer und des UNO-Sicherheitsrates, ihn mit einem Sonderposten in der Regierung zu belohnen.» Hilal und seine Miliz spielen eine «herausragende Rolle» bei der ethnisch motivierten Gewalt in Darfur.

Spielberg nahm den Hut

Der Krieg im Sudan zieht seine Kreise. Sie haben nun auch die Olympischen Ringen der Spiele in China erreicht. Wegen der Sudan-Politik Pekings schmiss Star-Regisseur Steven Spielberg seinen Job als Olympia-Berater hin. Er kritisierte: «Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, einfach so weiterzumachen.» Er monierte, das Reich der Mitte tue nichts gegen die Not der Menschen in Darfur.

China baut auf sudanesisches Öl und spielt deshalb gut Freund mit Khartum. Ein Fundament, das Spielberg nun zu glitschig wurde. Wiederholt habe er versucht, die chinesische Regierung zu bewegen, Frieden und Stabilität nach Darfur zu bringen. Vergeblich. Nun werde er Zeit und Energie nicht auf Olympische Zeremonien verwenden, sondern helfen, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur zu beenden.

Spielbergs-Hollywood-Kollege George Clooney forderte vom Sudan mehr Akzeptanz gegenüber europäischen Friedenstruppen. Die afrikanische Nation solle sich nicht gegen eine Entsendung stellen.

Keine Macht den Friedenstruppen

George Clooneys Forderung dürfte ein frommer Wunsch bleiben. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen werfen dem sudanesischen Regime vor, die weltweit geforderte Friedensmission in Darfur zu blockieren. «Der Sudan sagt ja und tut dann alles, was in seiner Macht steht, um die gemischte Truppe zu verhindern und zu unterlaufen», kritisierte etwa Steve Crawshaw von HRW.

So weigere sich Khartum nach wie vor, nichtafrikanische Blauhelme aus Nepal, Thailand und Skandinavien zu akzeptieren. Man lässt nur mikroskopische Kontingente zu, welche gerade knapp sich selbst schützen können – Zaungäste im Ruanda der Gegenwart.

Nebenbei: Auch die UNO leistete ein Versprechen, und zwar an den Gräbern Ruandas. «Nie wieder!» hiess es damals. Doch auch heute findet sich diese Organisation mit der Rolle eines trägen Zaungastes ab.

Lesen Sie auch: www.sudan.livenet.ch

Was kann man tun?


Beten
- Für die Flüchtlinge, für die Hinterbliebenen und für Umkehr der Unterdrücker.
- Dass die UNO ihr Versprechen wahr macht und der Gewalt Einhalt gebietet.
- Für die Missionare, die im Sudan und den umliegenden Ländern die Gute Nachricht weitergeben.

Mitmachen
Wenden Sie sich an Werke, die sich im Sudan engagieren, zum Beispiel CSI www.csi-schweiz.ch und Open Doors www.opendoors.ch .

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 400'000 Menschen (gemäss ZDF und Spiegel)
Vertriebene: 2,5 bis 3 Millionen Menschen (epd, sda, UN-Schätzung)
Versklavte: noch keine Angaben; gemäss ARD und anderen Quellen geschehen «Verschleppungen».
Das Morden geschieht seit 2003.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen
Vertriebene: 5 Millionen Menschen
Versklavte Menschen: jetzt unter 200'000
Das Morden geschieht seit 1983; von Januar 2005 an via Sabotagen und Hungerkatastrophe.

Quelle: Livenet, Wiener Zeitung, Human Rights Watch, Kleine Zeitung, Berner Zeitung

Datum: 10.03.2008
Autor: Daniel Gerber

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