Auf Sinnsuche

Blick in die Sterne

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Thomas Castelberg (vincenzpartner.ch)
Thomas Castelberg aus Arosa wird mit elf Jahren Vollwaise. Schon als Kind ist er vom Universum fasziniert. Er wird Hobbyastronom, erforscht oft den Nachthimmel. Er will wissen, was es alles da oben gibt und wozu er da ist.

Aline Baumann von Fenster zum Sonntag besucht Thomas Castelberg in Falera. Er betreut dort mit anderen Freiwilligen das grösste Teleskop der Schweiz. Er erzählt ihr von seiner Faszination an den Himmelskörpern und seiner Sinnsuche.

«Dein Papa ist im Himmel. Eines der Lichter dort oben hat vielleicht er angezündet», erklärte seine Mutter ihrem Sohn. Der schaut jeden Abend vom Balkon ihrer Wohnung in Arosa aus in den Himmel und fragt sich, was da oben ist. Warum es das Universum gibt. Wozu er da ist. «Dass Gott da ist, spürte ich schon damals. Ich glaubte, dass er zu mir schaut.»

Sein leiblicher Vater verstarb mit 52 Jahren an einem Herzinfarkt. Thomas war damals noch nicht geboren. Als er elfjährig ist, bittet ihn seine Mutter mitten in der Nacht, einen Arzt zu rufen. Sie hat heftige Kopfschmerzen. Am frühen Morgen wird sie mit der Ambulanz ins Spital nach Chur gebracht. Thomas darf zu seinem besten Freund, bis die Mutter wieder heimkommt. Aber er sieht sie nicht mehr lebendig. Sie stirbt nach zwei Tagen im Unispital Zürich an einer Hirnblutung. «Das war heftig!», gesteht Thomas. Er wächst dann zusammen mit seinen Cousins in der Familie seines Onkels in Chur auf. «Das war die beste Lösung, die meine Verwandten damals trafen», hält er dankbar fest.

Menschen helfen

Schon als Jugendlicher erforscht Thomas mit seinem Teleskop den Nachthimmel. Als 16-Jähriger organisiert der Hobby-Astronom in seinem Dorf eine Astronomie-Woche mit namhaften und bekannten Wissenschaftern. Studieren will er das Fach dennoch nicht. Er hat erkannt, dass es in der Schweiz zu wenige Möglichkeiten für Astronomen gibt. Weil ihn auch Staatskunde interessiert und er Menschen helfen will, wird er Rechtsanwalt. Er heiratet und gründet eine Familie. Seit 1997 ist er als Partner bei Vinzenz und Partner in Chur als Erb- und Arbeitsrechtler tätig.

Burnout

Äusserlich und materiell geht es ihm sehr gut, innerlich jedoch nicht. Er arbeitet viel, hat kein Interesse mehr an Gott und entscheidet sich mit 40 Jahren, Atheist zu werden. «Ich fand, ich hätte genug auf andere geschaut, jetzt sollte es um mich gehen.» Er will viel Geld verdienen, für die Familie sorgen, tolle Ferien erleben, Hobbies finanzieren – das ist für ihn zentral. Doch er wird nicht glücklich mit dieser Einstellung. «Ich sah keinen Sinn mehr im Leben, hatte keinen Halt mehr.»

Er kann nicht mehr schlafen, empfindet immer mehr Angst. «Ich geriet in einen Abwärtsstrudel, wurde depressiv.» Seine Geschichte holt ihn ein – was, wenn er das Gleiche erlebt wie seine Eltern? Er hatte immer geglaubt, Burnout-Patienten seien Simulanten. Jetzt ist er selbst betroffen, hat absolut keine Energie mehr. «Ich konnte nicht mal mehr ein E-Mail schreiben», stellt er klar. Lange kämpft er sich durch, dann fährt Thomas zum Arzt, um sich Medikamente gegen Depression und Angststörung verschreiben zu lassen.

Gottesbegegnung

Doch auf dem Heimweg bricht er zusammen. Er fährt an den Strassenrand, hält an und weint nur noch. «Ich war am Tiefpunkt meines Lebens», stellt er klar. Als er da im Auto sitzt, spürt er Gott zum ersten Mal seit Jahren wieder. «Ich wusste, ich brauche ihn, ich bin ein Sünder und habe falsche Prioritäten gesetzt.» Zuhause fängt er an, in der Bibel zu lesen. Er erfährt viel über den Umgang mit Angst, ist erstaunt, wie lebensnah dieses Buch ist. «Gott hat mich berührt, ich wusste, ich muss meine Einstellung zum Leben ändern, ich will mich wieder ihm und seinem Sohn zuwenden.» Er nimmt ärztliche Hilfe in Anspruch, sein Psychiater verschreibt ihm Medikamente, ein Psychologe begleitet ihn, auch Freunde sind für ihn da. Er liest Bücher, die ihn weiterbringen.

Neuanfang

Einer von Castelbergs Cousins ist Pfarrer geworden. Schon als Jugendliche und auch später tauschten sie sich über den Glauben aus. «Ich hatte Fragen, er gab mir Antworten, war ein guter Ansprechpartner», erklärt Thomas. Nach seinem Zusammenbruch wendet er sich wieder an ihn und erzählt von seinem Interesse, Gott neu kennen zu lernen. Sein Cousin nimmt sofort den Weg unter die Räder und besucht ihn. Sie tauschen in Maienfeld über seine Erlebnisse aus, Theo begleitet seinen Cousin aufmerksam und feinfühlig.

Wissenschaft und/oder Glaube?

«Wie passen Glaube und Wissenschaft zusammen?», will Aline Baumann von Thomas Castelberg wissen. «Das geht sehr gut zusammen», findet dieser. «Die Wissenschaft beschreibt den Zustand von Dingen, die Theologie fragt nach dem Sinn.» Die beiden Disziplinen ergänzten sich, es brauche beides: die Frage nach dem Wie der Wissenschaft und nach dem Warum und Wozu des Glaubens. Trotzdem stellt er klar: «Ich bleibe ein Suchender, es gibt sowohl im Glauben wie in der Wissenschaft noch viele Fragen. Erst bei Gott, in der Ewigkeit, werden sie alle beantwortet.»

Sehen Sie sich die Sendung mit Thomas Castelberg an:

Zum Thema:
Glauben entdecken
Gehirnforschung: Wissenschaftler entdecken: Es gibt keine Atheisten
Jurist und Hobbyastronom: «Der christliche Glaube ist vernünftig und erfahrbar»
Erkenntnisse der letzten 50 Jahre: Metaxas: «Atheismus und Wissenschaft sind inkompatibel»

Datum: 12.11.2022
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Jesus.ch

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