Die Familie wollte,
dass Jeannie Ortega Hohepriesterin eines Zauberkultes wird. Sie selbst wollte
Sängerin werden. Doch als sie plötzlich berühmt wird, fühlt sie sich immer noch
leer und verloren. Bis Gott zu ihr spricht.
Jeannie Ortega
Ich
bin in Brooklyn, New York aufgewachsen. Ich erlebte viel Gewalt, sowohl auf der
Strasse als auch in meiner Familie. Meine Tante ist Hohepriesterin der
Santería, das ist eine Mischung aus Zauberei und Katholizismus. Ich wurde von
klein auf vorbereitet, um meine Tante zu ersetzen, wenn sie einmal nicht mehr
da wäre.
Von
Anfang an wusste ich irgendwie, dass Gott existiert. Und ich brauchte einen
Gott, inmitten der ganzen Gewalt. Ich brauchte ein Ventil, um alles
rauszulassen. Und so rief ich schon von klein auf zu Gott. Aber ich hatte keine
Beziehung zu ihm. Er war einfach mein Ventil. Als ich mit nur sieben Jahren
Selbstmordgedanken hatte, kam ich zur Musik. Und so wurde die Musik zu meinem Ventil
– und mein Traum war es, Sängerin zu werden. Ich wollte die Musik nutzen, um
Menschen zu helfen. Mit einer Karaokebox in der Hand klopfte ich an die Türen
der Nachbarn und bot ihnen an, für sie zu singen.
Plötzlich berühmt…
Sängerin Jeannie Ortega
Das
machte ich jahrelang, bis ein grosser Produzent meine Stimme entdeckte. Im
Alter von 13 bis 16 Jahren arbeitete ich mit Top-Produzenten, die mich in ein
Pop-Mädchen verwandelten. Mit 16 erhielt ich dann einen Vertrag bei Hollywood
Records – und wurde zum Hollywood-Girl. Ich hatte einen Top-Hit und ging mit
Rhianna auf Tournee. Ich machte all diese Dinge, von denen kleine Mädchen träumen,
und hatte schnell vergessen, dass ich ursprünglich Musik machen wollte, um den
Menschen zu helfen. Ich wurde zum Produkt, zur Marke.
…und trotzdem verloren
Doch mitten in meiner Pop-Karriere
stellte sich Gott mir in den Weg. Obwohl ich Geld und viele materielle Dinge
hatte, hatte sich in mir nichts verändert. Ich war immer noch das innerlich
zerbrochene kleine Mädchen, das den Streit der Eltern nicht schlichten konnte
und dessen Freunde eifersüchtig auf sie waren. Ich konnte tun und lassen, was
ich wollte, trotzdem fühlte ich mich verloren.
Dann lud mich jemand in
eine christliche Kirche ein. Ich wusste irgendwie, dass das die Antwort war.
Und so gab ich Gott vorher ein Ultimatum und sagte: «Gott, wenn du nicht zu mir
redest, werde ich meine Familie verlassen und nie wieder zurückblicken.»
Die Begegnung
Als ich in die Kirche
ging, dachte ich: «Diese Leute sind doch verrückt…» Aber irgendwie war ich
neidisch. Ich wollte auch so frei und so offen mit Gott sein wie sie. Gegen Ende des
Gottesdienstes rief mich der Pastor zu sich und legte mir seine Hand auf die
Schulter. Als er so für mich betete, wurde ich plötzlich von meinen Emotionen
überwältigt. Ich fiel auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen. Und ich
wusste, das war Gott. Als ich mich wieder hinsetzte, betete ich: «Gott, das war
genial und ich weiss, dass du das warst, aber du hast nicht zu mir geredet…
Deshalb bin ich doch hier, ich brauche Antworten!» Und dann hörte ich zum
ersten Mal Gott ganz deutlich, der sagte: «Geh zurück nach Hause und erzähle
deiner Mutter und deinem Bruder, was die passiert ist.»
Jemand fuhr mich nach
Hause und auch auf dem Rückweg konnte ich nicht aufhören zu weinen. Es waren
Jahre der Qual und der Schmerzen und ich liess das alles raus und wusste, dass
Gott mich heilte. Als ich meiner Mutter und meinem Bruder zuhause alles erzählte,
begannen auch sie ihren Weg mit Gott.
Fallengelassen
Als erstes musste ich
alle Bindungen mit dem Santería-Kult abbrechen. Ich durchkämmte meine Wohnung
nach all den Dingen, die irgendwelchen Geistern oder Göttern geweiht waren, und
warf sie aus dem Haus. Aber ich war noch nicht bereit, meinen Traum aufzugeben.
Ich war ein Popstar und dachte: «Cool, Gott macht das alles jetzt mit.»
Erst zwei oder drei Jahre
später, als ich 21 war, wurde mir Jesus immer wichtiger. Ich wollte mit allen
Menschen immer und überall über Jesus reden und wurde zum richtigen kleinen
Mini-Evangelisten – aber das wollten die Produzenten nicht. Als selbst die
Songs, die ich schrieb, christlich klangen, kündigten sie mir den Vertrag.
Meine Geschichte
Zum ersten Mal in meinem
Leben fragte ich Gott: «Was für Pläne hast du für mein Leben?» Ich machte eine
dreijährige Musikpause, in der ich einfach zur Kirche ging, um Gott besser
kennenzulernen. Nach und nach füllte Gott die Leere in mir, die ich jahrelang
mit anderen Dingen versucht hatte zu füllen. In der Zeit traf ich auch meinen
heutigen Mann – und sobald wir verheiratet waren, sagte Gott zu mir: «Jetzt
will ich, dass du raus gehst und den Leuten deine Geschichte erzählst.» So
begann ich wieder zu singen, als Rednerin unterwegs zu sein und meine
Lebensgeschichte zu erzählen.
Meine Geschichte ist
ziemlich schräg, sie wurde so von Gott geschrieben. Aber wir alle haben eine
Geschichte. Wir alle haben Leid erlebt, tragen eine Sehnsucht in uns – und
Jesus ist die Antwort darauf. Das ist kein Klischee, das ist die Wahrheit. Wenn
du einmal alles hattest, was du dir je erträumt hast, es dich aber nicht
erfüllt hat, du dann das alles wieder verlierst und dabei das Grösste findest,
das dich erfüllt, aufrechthält und bewahrt, dann lässt du das nie wieder los.