«Dagegen sein» ist in. Aber für die meisten sind Proteste
ohne persönliche Nebenwirkungen und tun nicht weh. Es geht auch anders, wie ein
Artikel der Sonntagszeitung beschreibt.
«Sie wollen ein guter Mensch
sein? Dann aber bitte richtig!» Der Artikel von Bettina Weber in der
Sonntagszeitung vom vergangenen Sonntag erklärt, wie eine modische
Protest-Kultur die meisten nichts kostet – und dass es auch anders geht.
Dagegen sein ist in
«Es gefallen sich gerade sehr
viele darin, sich zu empören. Sie bekunden ihre Entrüstung lautstark auf allen Kanälen,
so, dass es möglichst alle mitbekommen. Dafür gibt es Applaus und Likes und
obendrauf das wohlige Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen und ein
besonders guter Mensch zu sein», steigt Weber ins Thema ein. Derartige Proteste täten
aber nicht weh und man habe keine Konsequenzen zu befürchten (jedenfalls hier
im sicheren Westen). Selbst «sich fürs Klima an den Boden zu kleben, mag ein
wenig unbequem sein, mehr aber auch nicht: Freundliche Beamte lösen einen so
zügig wie sorgfältig wieder vom Asphalt.» Proteste sollten Instagram-tauglich
sein, nicht etwa anstrengend.
«Gib soviel du kannst»
Philosoph William MacAskil (Bild: Twitter)
Als Gegenbeispiel bringt die
Autorin den jungen schottischen Philosophen William MacAskill: «Der Philosoph
der Universität Oxford gilt als Rockstar seines Metiers und als Liebling des
Silicon Valley: Spätestens als Elon Musk MacAskills neuestes Buch 'What we owe
the future' als 'sehr lesenswert' empfahl, wurde der junge Moralphilosoph auch
ausserhalb des elitären Zirkels bekannt.»
Der heute 35-Jährige gründete vor etwa
10 Jahren die Bewegung des «Effektiven Altruismus» (EA), deren Anhänger
mindestens zehn Prozent ihres Gehalts spenden und sich vegetarisch ernähren.
McAskill geht noch weiter: Er verzichtet auf die Hälfte seines Professorengehalts
und lebt in einer WG mit zwei Freunden von 26'000 Pfund im Jahr. Sein Motto:
«Gib soviel du kannst.» Die Bewegung investiert in Projekte, die nach
wissenschaftlichen Standards effektiv helfen und etwas verändern, etwa
Impfungen gegen Malaria und Kinderkrankheiten in Entwicklungsländern oder die
Abgabe von Vitamin A. Das Motto: «Spenden Sie aufgrund von Fakten, nicht
aufgrund von Marketing.»
Es
kann noch mehr kosten
Die Spanne von zehn Prozent bis
«Gib, so viel du kannst» ist bei Menschen von je her bekannt, die wissen, dass
ihr Geld nicht «ihr» Geld ist; Christen glauben, dass es ihnen anvertraut ist,
um Gutes damit zu bewirken. Und gerade in diesen Tagen gedenken sie daran, dass
es Hunderttausende gibt, die nicht nur Geld und Vermögen, sondern ihr Leben
dafür geben, nur weil sie Christen sind und damit anderen Göttern nicht
gehorchen: seien es Hindugötter, Allah oder selbsternannte politische
Gott-Figuren. Sie schaffen es selten auf Instagram – vergessen wir sie nicht.
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