Der grosse Religionsmarkt macht es schwierig, Freikirchen von Sekten zu unterscheiden. Medien und Sektenbeauftragte spielen oft eine eher unrühmliche Rolle. Was aber macht den Unterschied aus?
Ausgerechnet Sektenberatungsstellen, die eigentlich Hilfe zur Unterscheidung geben sollten, tragen oft zur Verwirrung bei. So veröffentlicht zum Beispiel die Zürcher Beratungsstelle Infosekta jedes Jahr eine Statistik der Anfragen. Diese betreffen gleichermassen sektiererische Psychogruppen wie neuere Freikirchen. Die Statistik listet die betroffenen Organisationen und Bewegungen nach der Häufigkeit der Anfragen auf. Sie nimmt damit in Kauf, dass die Erstplatzierten auf dieser Statistik als gefährliche Sekten missverstanden werden können, auch wenn es sich lediglich um neue kirchliche Bewegungen handeln kann, die noch wenig bekannt sind.
Was aber unterscheidet Freikirchen von Sekten?
- Freikirchen streben danach, dem biblischen Bild der christlichen Gemeinde oder Kirche möglichst nahe zu kommen.
- Sie erwarten von ihren Mitgliedern ein ausdrückliches Bekenntnis, dass sie an Jesus Christus als ihren Erlöser und Retter glauben und ihm nachfolgen wollen.
- Ihre Mitglieder bemühen sich, andere zum Glauben zu bewegen, indem sie ein überzeugendes christliches Leben im Alltag führen.
- Sie sind unabhängig vom Staat und von staatlichen Leistungen. Die nötigen Mittel werden durch die Mitglieder aufgebracht, die dafür in der Regel 10 Prozent ihres Einkommens zur Verfügung stellen.
- Sie arbeiten mit andern Freikirchen zusammen, wenn es um die öffentliche Verkündigung des Glaubens, um Missionsarbeit im Ausland oder um die Hilfe an Notleidenden geht.
- Sie anerkennen, dass andere Freikirchen gemäss ihrer Geschichte und Tradition zwar unterschiedliche Lehrmeinungen vertreten, dass man sich aber in den zentralen Aussagen der Bibel findet nach dem Grundsatz: Im Grundsätzlichen Einheit, Im Nebensächlichen Freiheit, In allen Dingen die Liebe.
- Sie haben demokratische Strukturen und legen Rechenschaft über ihre Tätigkeit und ihre Finanzen ab.
- Die Verantwortung für die Freikirche und ihre Gemeinden obliegt nicht einer dominanten Einzelperson, sondern einem Gremium von meist ehrenamtlichen Mitgliedern. Meistens sind Freikirchen und ihre örtlichen Gemeinden als Vereine organisiert.